Mobilität – ein alter Hut!

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Was wird doch alles über die heutige Mobilität geschrieben und geforscht. Man kann den Bachelor in Mobilität machen, es gibt in den Städten ein Amt für Mobilität, die Journalisten schreiben über die Mobilitätsgesellschaft und es wird kühn behauptet, dass die Mobilität noch nie so groß war wie heute. Gleichzeitig rühmt sich die Industrie, dass sie die Zukunft der Mobilität neu erfinden wollen. Und mancher von uns ist gar ein bisschen Stolz, dass er selber so mobil ist in der mobilen Sozietät.

Unter Mobilität (lateinisch mobilitas = Beweglichkeit) versteht man den Zustand, dass in einer Gesellschaft Menschen nicht an einen Ort gebunden sind, sondern verschiedene Plätze aufsuchen. Diese Mobilität gilt als zweckgebunden, dient also der Nahrungsmittelbeschaffung, der Arbeit, den Freizeittätigkeiten, der Ausbildung sowie sozialen Tätigkeiten.

Aber der Mensch war seit der Steinzeit schon immer mobil und die zweckgebundene Mobilität der Menschen (in Stunden pro Tag) ist immer etwa gleich!

Beispiele der Menschlichen Mobilität:

  1. Ausbildung: In Bolivien hatten die Schulkinder einen weiten Schulweg, in einer Klasse waren über die Hälfte mehr als eine Stunde unterwegs. Zu Fuss. Genau wie die Studenten heute, die manchmal eine Stunde brauchen bis zur Uni. Im Bus.
  2. Lebensmittel: Jäger und Sammler waren stundenlange Unterwegs, für die Nahrungsmittelbeschaffung, auch die Äcker der Bauern lagen selten neben dem Hof und der Marsch zum Markt brauchte viele Stunden.
  3. Trinken: Um Wasser zum Trinken zu beschaffen, mussten die Menschen fast überall lange Strecken auf sich nehmen. In der Sahelzone sind die Frauen oft stunden unterwegs zu einer Wasserstelle.
  4. Freizeit: Am Wochenende war irgendwo Markt und Unterhaltung, Kirche, ein Zirkus oder einfach ein geselliges Zusammensein mit Tanz. Dafür nahmen die Leute viele Stunden Weg in Kauf.
  5. Soziales: In Nepal gingen die Leute mit der Laterne oder dem Kienspan in der Hand am Abend weg, schnell mal eine halbe Stunde Wegs um Freunde zu besuchen.
  6. Arbeit: Der Bauer war Stunden unterwegs, der Jäger Tage, einzig der Meister eines Handwerks hatte den Arbeitsplatz meist zu Hause, aber schon Knechte und Gesellen mussten zur Arbeit kommen.
    Vom Schweizer Weissenstein gingen die jungen Männer 1830 um vier Uhr früh los, um dann um sieben Uhr in der Giesserei der Firma Von Roll mit der Arbeit beginnen zu können. Durch Fels und Wald. Mobilität zum Arbeitsplatz.

Wenn also heute von den Problemen der Mobilität gesprochen wird, dann meint man etwas ganz Anderes: nämlich das Problem des Herumfahrens mit dem privaten Personenwagen.

Die investierte Zeit, die subjektive Mobilität von uns Menschen also, ist identisch wie früher. Aber heute wählt man Wohnorte oder Freizeitaktivitäten, die nur noch (knapp) mit den Privatwagen erreicht werden können – und wenn ein Stau einen daran hindert, so gibt man der Mobilitätsproblematik die Schuld. Merwürdig.

Früher ging man dieselbe Zeit zu Fuß oder auf dem Karren. Und man könnte es heute noch genauso tun, würde man sich entsprechend einrichten.

Inspirierendes Buch dazu:
Virus Auto von Herman Knoflacher, emeritierter Professor am Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik in Wien. Für ihn ist das Auto ein Virus, der sich in unserem Gehirn eingenistet hat.
Mobilität – ein alter Hut!

Bild oben: Hinter dem Schuppen / 29cm x 22 / Acryl und Aquarell auf Zeichenpapier mit Gessogrundierung / 2011, Nr. 11-075

Was steht alles hinter dem Schuppen? Der gemütliche Esel, die überwucherte Kutsche, ein Ford T-Modell in Schwarz oder ein Fahrrad? Oder hat es hinter dem Schuppen nur Brennesseln unter dem Holuderbusch?


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