Mit dem Krankenwagen zurück

krankenwagen Für die Rückfahrt vom abgelegenen Chesongoch ins verkehrsgünstige Eldoret ergibt sich zum Glück eine Mitfahrgelegenheit. Sr.Luciana muss ebenfalls nach Eldoret, um Besorgungen für das Krankenhaus zu machen. Da der PKW des Krankenhauses kaputt ist, fahren wir mit dem Krankenwagen, Sr.Luciana und ich zwängen uns auf den Beifahrersitz, hinten werden mein Koffer und vier Getränkekästen mit leeren Cola- und Limonade-Flaschen (wenn man keine leeren Flaschen mitbringt, ist es sehr schwer, volle zu kaufen) verstaut. Dazu steigt noch eine Krankenschwester hinten ein, die irgendeinen privaten Grund hat, ein Stück weit mitzufahren. Kaum sind wir einen Kilometer weit gekommen, als der Fahrer erfährt, dass wir noch einen Schwerkranken mitnehmen müssen. Der Mann hat gestern in Endo einen Selbstmordversuch mit Gift unternommen, seine Verwandten haben ihn nach Chesongoch gebracht, und jetzt soll er ins nächstgrößere Krankenhaus gebracht werden, wo man ihm vielleicht helfen kann. Also zurück nach Chesongoch. Dort wird zunächst eine Matratze in den hinteren Teil des Wagens gelegt, dann sucht der Fahrer nach einer Schnur, mit der er umständlich die Getränkekästen und meinen Koffer so festbindet, dass sie nicht umfallen können. Während er noch damit beschäftigt ist, wird der bewusstlose Kranke auf einer rollbaren Liege hergefahren und dann auf die Matratze gelegt, besser gesagt, geschleift. Der Fahrer muss jetzt über ihn hinwegsteigen, was seine Arbeit nicht gerade beschleunigt (auf dem Foto sieht man ihn gerade mit meinem türkisfarbenen Koffer beschäftigt, rechts von ihm hält der Arzt, der nicht mitfährt, den Tropf in der Hand). Weil ich mir denke, dass der Kranke wohl Platz braucht, biete ich der Schwester an, mit dem Bus zu fahren. Aber davon will sie nichts wissen. Einer der Angehörigen muss mitfahren, um sich in dem anderen Krankenhaus um den Kranken zu kümmern, außerdem hält er während der Fahrt den Tropf mit der Infusion fest, die der Kranke weiterhin bekommt. Schließlich quetschen sich noch ein zweiter Angehöriger und die privat reisende Krankenschwester hinein. Nach einer halben Stunde Fahrt hören wir von hinten ein lautes Klopfen, offensichtlich das Signal, anzuhalten. Dann kommt ein eindeutiges Geräusch von hinten, das Sr.Luciana mir aber trotzdem erklärt: “Anatapika.” Ich: “Das ist ein gutes Zeichen, dann kommt das Gift raus.” Sie: “Nein, nicht der Kranke, der Angehörige übergibt sich.” Nach einer Stunde kommen wir endlich beim Krankenhaus der Africa Inland Church (einer presbyterianischen Kirche mit amerikanischen Wurzeln) an, und ich bin froh, dass unser Kranker die Fahrt über die schlechte Straße überlebt hat. Das Kerio-Tal und seine Menschen scheinen von der Regierung völlig vergessen worden zu sein: Keine Straßen, nur Staubpisten, keine staatlichen Krankenhäuser. Nur die Kirchen zeigen Präsenz.
Der Rest der Fahrt über Teerstraßen und gute Staubpisten nach Eldoret vergeht ohne besondere Vorkommnisse, aber bei der Ankunft muss ich dem Fahrer helfen, die Knoten zu lösen, mit denen er das Gepäck befestigt hatte. An seine Fahrkünste, die er vor allem auf dem schlechten Bergweg zu Beginn der Fahrt beweisen konnte, reiche ich ganz und gar nicht heran, aber in Bereichen, die mir von Kindheit an vertraut sind (richtige Reihenfolge beim Beladen von Autos, Schnüre, Knoten, …), haben viele Afrikaner erschreckende Lücken. Das hängt zum Teil wohl mit überfüllten Grundschulklassen zusammen (Armut führt zu schlechter Bildung, die wiederum zu Armut führt), zum Teil damit, dass Autos, Getränkekästen und Krankenhäuser für die Eltern unseres Fahrers noch unbekannt waren.



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