Mit Bananen gegen Hepatitis impfen

Mit Bananen gegen Hepatitis impfen
Gentechnisch hergestellte Medikamente revolutionieren den Arzneimittelmarkt. Foto: obx-medizindirekt
Gentechnisch hergestellte Medikamente revolutionieren den Arzneimittelmarkt: Seidenraupen, Kolibakterien und Kartoffeln werden zur Herstellung von Impfstoffen, Krebsmedikamenten und Mitteln gegen Herzinfarkt genutzt.
Regensburg (obx-medizindirekt - internet-zeitung) – Es klingt nach Science Fiction: Hugo B. bekommt während seines Urlaubs im Emperor Palace in Bangkok zum Frühstück neben Brötchen und Kaffee auch eine Banane. Diese sieht aus wie jede Banane, aber es gibt einen Unterschied: Wenn er sie isst, ist er gegen tropische Durchfallkrankheiten gefeit. Mittags erhält er eine Spezialkartoffel: Ihr Genuss impft ihn gegen Hepatitis B.
Was hier noch wie ein Traum klingt, ist bereits Wirklichkeit. Kartoffeln, die gegen Hepatitis schützen, wachsen in den Gemüsegärten amerikanischer Forscher neben Tomaten, die gegen Kinderlähmung immunisieren. Und im Gewächshaus reifen Bananen, die vor Durchfall schützen. Keine Spritze mehr in den Oberarm – ein kleiner Imbiss schützt.
Mit solchen und anderen Entwicklungen ist die Gentechnik dabei, den Arzneimittelmarkt zu revolutionieren. Und das ist durchaus keine Zukunftsmusik. Hunderte von Medikamenten verdanken wir schon heute den Pharmafirmen, die Bakterien, Viren, Pflanzen und Tiere gentechnisch so verändert haben, dass sie Impfstoffe und Arzneimittel produzieren.
Seit in den Enzymbrütern der Biotechnologen Kolibakterien menschliches Insulin nachbauen, müssen Diabetiker weniger mit Unverträglichkeitsreaktionen wie früher bei dem tierisch gewonnenen Insulin rechnen. Für die jährliche Insulinbehandlung eines Diabetikers mussten bisher rund 50 Schweine sterben. Heute erhalten bereits 90 Prozent der Diabetiker gentechnisch gewonnenes Insulin.
Viele Kranke profitieren von dieser Entwicklung. Gentechnisch gewonnener Faktor VIII hilft Bluterkranken normal zu leben – ohne die Befürchtung, mit Aids angesteckt zu werden, wie das früher mit aus menschlichem Blut gewonnenem Faktor VIII möglich war. Gentechnisch hergestellte Medikamente lösen Blutgerinnsel bei Herzinfarktpatienten auf, sie bekämpfen Krebs und im Labor gewonnene Wachstumshormone verhelfen zwergwüchsigen Menschen zu normaler Körpergröße.
Gentechnik tut so viel Gutes – und steht dennoch in einem verdächtigen Ruf: Andere, zweifelhafte Errungenschaften der Gentechnik wie das Klonschaf Dolly, der in Serie geklonte Mensch und das Zuchtschwein als Organbank machen den Menschen Angst. Nur wo es um Medikamente und Gentechnik geht, finden 90 Prozent der Deutschen laut einer Emnid-Umfrage die Entwicklung in Ordnung. Noch in den siebziger Jahren kostete ein einziges Gramm von Interferon gamma rund 50 Millionen US-Dollar. Damals konnte aus tausenden Litern Menschenblut nur ein tausendstel Gramm des raren Medikaments gewonnen werden. Heute wird das Mittel zur Rheumabehandlung gentechnisch hergestellt – zu einem winzigen Bruchteil der damaligen Kosten.
Und wenn auch die Menschen den Pharmaherstellern nahezu blind vertrauen, während andererseits Protestmärsche zu Feldern mit Gen-Mais und gentechnisch veränderten Tomaten stattfinden, sehen sich die Wissenschaftler gründlich vor. Die technischen Anlagen, in denen veränderte Kolibakterien menschliches Insulin herstellen, werden ausschließlich mit Bakterien beschickt, die außerhalb gar nicht überleben könnten.
Nach den Voraussagen der Experten steuern wir in eine spannende Zukunft. Der bei Novartis zuständige Forschungsmanager ist überzeugt, dass auf gentechnischem Weg auch bessere Medikamente für die Behandlung von Alzheimer, Parkinson, Schizophrenie, Depression und Suchtkrankheiten entwickelt werden können. Japanische Forscher benutzen inzwischen Viren als „Gen-Taxis“, um in die Zellen von Seidenraupen die Baupläne für Arzneimittel einzuschleusen. Aus einer solchen Raupe können sie etwa ein Milligramm des gewünschten Stoffes gewinnen. Das klingt vielleicht nach wenig – aber es ist immerhin hundertmal so viel wie die Ausbeute von Insulin oder Interferon in den herkömmlichen Bakterienbrütern.
Wie ein Gen verändert wird
Bei Menschen, Tieren, Pflanzen und Bakterien ist die Bauanleitung für Eiweißstoffe gleich. Deshalb können auch menschliche Eigenschaften in die Erbinformationen von Tieren und Pflanzen eingeschleust werden. Technisch ist das Verfahren einigermaßen kompliziert. Im Labor können bestimmte Enzyme als Werkzeug benutzt werden, um den DNS-Strang mit den Erbinformationen einer Tabakpflanze oder einer Bakterie zu zerschneiden. Andere Enzyme werden verwendet, um den Strang genau nach dem Plan der Wissenschaftler wieder zusammenzusetzen. Auf diese Weise ist es möglich, dass Zellen, die nun aufgrund der veränderten Erbinformationen entstehen, Impfstoffe gegen Kinderlähmung oder Pocken oder aber Medikamente gegen bisher kaum behandelbare Krankheiten herstellen.
Arznei aus dem Genlabor
1980 wurde in Amerika das erste Medikament gentechnisch hergestellt: Humaninsulin für Diabetiker. Heute sind allein in Deutschland schon mehr als 110 gentechnisch hergestellte Arzneimittel zugelassen, die auf über 80 verschiedenen Wirkstoffen beruhen. Die wichtigsten Anwendungsbereiche sind Diabetes, Blutgerinnungsstörungen und Mittel zur Beeinflussung des Immunsystems. In den USA befinden sich derzeit mehr als 300 weitere Medikamente zur Behandlung von fast 200 Krankheiten in der Entwicklung. Momentan haben solche Medikamente einen Marktanteil von rund 8 Prozent des über Apotheken vertriebenen Arzneimittelumsatzes. Mittelfristig wird der Anteil auf rund 20 Prozent ansteigen.


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