Misanthropie, Teil 4

Etwas anders gestrickt sind die Tierschützer. Ihnen geht es nicht um Verschmutzung oder die Natur oder gar die Erhaltung unseres Ökosystems als Lebensgrundlage des Menschen. Ihnen geht es um Leid.
„Auch ich war im Tierschutz tätig, konnte aber die Ohnmacht, die Wut und den Hass nicht mehr ertragen. Ich sondere mich so gut es geht ab von dem, was ich an Menschen hasse. Ich lebe vegan.. aus Schuldgefühl dafür, was wir den Lebewesen auf der Erde antun, versuche das zu vermeiden, was ich an der Menschheit so hasse, einfach anders sein."
Interessant daran finde ich immer die Verengung der Betrachtung auf das Leid der Tiere. Das Leid der vielen Menschen in Krieg, Krankheit, Verbrechen und Armut ist nicht ihr Thema. Ich vermute, das liegt an der Mithaftung aller Menschen an der Tierquälerei. Überall nutzen Menschen Tiere zur Arbeit, als Kleidung, als Nahrung oder nur so zum Spaß und quälen sie dabei. Außerdem schreiben sie den Menschen - zurecht oder nicht - immer noch genug Macht zu, sich aus ihrem Elend zu befreien, während Tiere ihrem Schicksal, also uns ausgeliefert sind. Der Tierschützer als Misanthrop hasst die Menschheit und liebt die Tierwelt und bewegt sich damit in genau der Trennung, die der Menschheit zur Grundlage dient, alles auszunutzen, das nicht zur Menschheit zählt.

5. Die letzten Bildungsbürger

Auf der linken wie rechten Seite gibt und gab es unter den Bürgern, Intellektuellen und Philosophen immer solche, denen der Untergang des Abendlandes bevor zu stehen schien. Denken wir an zum Beispiel an Theodor W. Adorno oder Arnold Gehlen. Solche Bildungsbürger sehen ihre Geisteswelt in der antiintellektuellen Beliebigkeit einer Gesellschaft der Brot und Spiele verschwinden. Sie zweifeln daher ganz grundsätzlich an der Wertigkeit der sich abzeichnenden Gesellschaft und an ihrer Zukunftsfähigkeit. Müsste man das aus heutiger Perspektive beurteilen, so kann man nur sagen, dass sie die Kompensationsfähigkeit der Wirtschaft, Technik und Wissenschaft unterschätzt haben. Natürlich geht das Bildungsbürgertum unter, aber nicht, ohne ganz neuen und nicht weniger anspruchsvollen Entwicklungen Platz zu machen. Bildungsbürgerliche Misanthropen und Gesellschaftspessimisten wie Adorno und Gehlen verstehen nicht, dass die Segnungen, Gewohnheit und Geschichte einer bestimmten Epoche (sagen wir seit Gutenberg bis Goethe) keinesfalls ausschließen kann, das nach ihr nicht etwas von ganz eigener Wertigkeit und Größe kommt. Gutenberg wäre vom Internet begeistert gewesen.

6. Soziopathen: Abschaum!

Völlig verwirrt scheinen mir solche Menschen zu sein, die einfach nur alle anderen hassen. Sie sind aber keine Misanthropen, sondern schlichte Soziopathen. Denn sie verabscheuen nicht die Menschheit, sondern sie verabscheuen Menschen als Individuen. Solche Menschenhasser sind zwanghafte Persönlichkeiten, die eine Vielfalt der Wünsche, Ideen und Lebensentwürfe fern ihrer eigenen Präferenzen nicht ertragen können. Sie haben keine Toleranz gegenüber der Unvollkommenheit, in den Kommentaren sagen sie Dinge wie „ich verachte Euch alle alleine schon wegen der ganzen Schreibfehler". Mehr gefällig? Hier sind noch ein paar Beispiele:
„und wie ich sie hasse! [...] allein wenn ich sie dumm lachend zusammensitzen sehe. wie sie dumm das leben genießen obwohl sie eher den tod verdient hätten. dieses ekelhafte unselbstständig sein, dieses nur auf sich achten [...] wie sie sich geben, wie sie ihre gierigen mäuler stopfen, fressen und saufen. wie sie daher reden in einer (sowohl grammatikalisch als auch geistig) unmöglichen form [...] wie sie wie die schweine in massen auf die straßen rennen, etwas haben wollen ohne zu wissen was. wie sie einfach gierig sind. angst etwas zu verpassen. hysterie, panik und wahnsinn! wie sie immer dümmer werden! sich manipulieren lassen. keine eigene meinung mehr haben. geschweige denn einen eigenen stil. es sind minderwertige lebensunwerte dreckige kreaturen! wie gerne würde ich 99% der menschheit eigenhändig den ofen aus machen!"
Solche Psychopathen sind keine Misanthropen, es sind Menschenfeinde, die dringend Hilfe benötigen, damit sie nicht eines Tages Amok laufen oder in sich selbst und ihrem Hass ertrinken.

Gemein haben sie jedoch mit allen Misanthropen, nicht nur den Hass auf die Mitmenschen, sondern den starken Wunsch, sie mögen alle bestraft werden.

7. Der Misanthrop als Humanist

Wie wir oben schon sahen: richtige Misanthropen sind gute Menschen. Sie haben Beziehungen zu anderen Menschen, lieben den einen oder anderen Menschen, haben Freunde und trauern, haben Mitleid und helfen. Natürlich überkommt sie hin und wieder die Wut, aber eigentlich sind sie die waren Humanisten. Sie versuchen, bessere Menschen zu sein, weil sie sich selbst an dem messen, was ihre Abscheu der Menschheit gegenüber verursacht: Prinzipien der Menschlichkeit, der Würde und der Weisheit.
„Manchmal bin ich angeekelt von der Gier einiger Menschen, von ihrem Egoismus, ihrer Kurzsichtigkeit, ihrem Konsumwahn. Ich messe sie alle an einem Ideal, gleichzeitig wissend, dass ich exakt genauso bin, fehlerbehaftet. Deswegen hasse ich keinen Menschen, ich verabscheue aber die Abgründe der menschlichen Natur. Auch wenn sich dieses Gefühl am Höhepunkt seiner Intensität in gedankenlosen Hasstiraden äussert, handle ich nicht menschenfeindlich."
Hier wird sehr deutlich, dass der Misanthrop sich gerade gegen alles menschenfeindliche richtet. Vielleicht genießt er sogar sein Leben und weiß, welches Potenzial der einzelne Mensch in seinen Beziehungen hat. Und gerade weil dieses Potenzial nicht genutzt wird, weil die Menschheit als ganzes hinter dem guten zurückbleibt, zu dem sie fähig ist, verachtet er sie. Ich glaube, dass sich die Misanthropie dort auflöst, wo sie auf die Weisheit stößt. Aber wofür das Ganze? Diese Frage stellte ich mir lange Zeit. Negative Gemütsregungen schaden in allererster Hinsicht nur mir selbst, meinem Körper, meiner Seele. [...] Strebe nicht danach, die Welt (und die Menschen) zu verändern, sondern verändere Deine innere Einstellung zur Welt (zu den Menschen). [...] Es macht mich krank und unglücklich, der Hass. [...] Die Zeit rinnt mir davon. Es gibt so vieles zu schreiben, so vieles zu denken. Besinnt Euch Eurer Werte, seid stolz auf Euch und eben diese. Belächelt die aufgesetzten Lügenfratzen, Ihr wisst es. Sie nicht. Lasst Sie leben und genießt Euer Leben.


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