Mein Kanzlerkandidat Peer Steinbrück

Ok, jetzt ist es also raus: Ich habe doch schon einen Kanzlerkandidaten. Ich wollte zwar eigentlich noch bis zur Niedersachsenwahl warten. Aber scheinbar habe  ich mich gestern wohl im Laufe des Vormittags entschieden. Während ich mich noch frage, wie genau das jetzt passiert ist, haben Sie schon an verschiedenen Stellen darüber abgestimmt und gesagt, dass das eine gute Idee war.

steinbrueck

Gut für Sie! Sie müssen ja jetzt auch nicht Wahlkampf dafür machen. Und das wäre jetzt bitter nötig. Ein gewisser besonders unparteiischer Medienkonzern hat ihn nämlich prompt begonnen, und ich darf zitieren:

"Auf der einen Seite die kontrolliert-aufgeräumte Kanzlerin, die jede Krise zu meistern scheint und der die Deutschen vertrauen.Auf der anderen Seite der leidenschaftliche, kantige, aber eben oft auch dünnhäutige Steinbrück."

Marion Horn auf Bild.de

Das ist fast noch zurückhaltend. Diejenigen, die heute mal wieder gar nicht das Wasser halten können, klingen dann gleich so:

"Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet der als besonders klug geltende Peer Steinbrück war ein miserabler Schüler. Noch heute spricht der SPD-Kanzlerkandidat nur ungern über diese schwierige Zeit."

Daniel-Friedrich Sturm auf Welt.de

Nicht das Wasser halten konnten auch gleich einige sogenannte oder wohl vielmehr selbsternannte SPD-Linke, die quer durch die Presselandschaft heute für dieser Art von Schlagzeilen sorgen:

SPD-Linke und Jusos setzen Peer Steinbrück unter Druck

... zum Beispiel auf Spiegel-Online

So wird das natürlich nichts. Das sollten jetzt die Tage sein, in denen wir Fähnchen schwingen und Luftballons auf den Mann herabregnen lassen sollten. Das kann auch eine Werbeagentur besorgen, wir haben uns ja erst Anfang des Monats eine neue besorgt. Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass die Agentur "Aimaq von Lobenstein" - das hat einen sehr volksnahen Klang - bei dieser ganzen Nummer zumindest im Souffleurkasten sitzt. Das wäre nachvollziehbar, denn der ursprünglich beabsichtigte Überraschungseffekt ist längst ebenso dahin wie der Vorsprung, den der eine oder andere Kandidatenkandidat mal vor Frau Merkel gehabt hat. Die Marktetingabteilung hat jetzt also ein Produkt, mit dem sie arbeiten kann.

Ich muss spontan an die sieben Jahre denken, in denen Merkels Frisur perfektioniert wurde: Es gibt keine hoffnungslosen Fälle. Aber wer mal nach einem Foto von Steinbrück sucht, wird feststellen, dass optisch was passieren muss. Gleichzeitig muss der Mann aus dem diffusen "Ich-kann-es-besser" rauswachsen. Merkel ist nicht Kohl. Ich möchte nicht so tun, als würde ich verstehen, wie die Frau zu ihren Beliebtheitswerten kommt. Aber sie hat sie, und das heißt: "Ich kann es besser" wird nicht ziehen. Die Leistung ihrer Regierung sollte man natürlich durchaus würdigen, ich stelle da gerne mein Archiv zur Verfügung.

Aber wenn der Mann über 30 Prozent landen will, muss er vor allem sein eigenes Erbe verwalten. Damit meine ich nicht seine Schullaufbahn,das ist nur zum Aufwärmen. Es gibt etliche Geister aus seinen immerhin 7 Jahren als Minister, die ihn jetzt verfolgen werden, und "Ich -kann-es-besser" wird vor allem etwas sein, dass er von sich selbst sagen muss."Ich kann es besser" ist etwas, dass die ganze SPD von sich sagen muss. Die Leute haben nicht vergessen. Wir stehen als Partei für Hartz IV. Wir stehen für die Rente mit 67. Wir stehen für die Öffnung der Finanzmärkte. Wir stehen für Riester. Wir stehen für das hier:

GKARTE

Ja, genau, das ist Schröders "Garantie-Karte" aus dem Jahr 1998. "Wir-können-es-besser" kann nur heissen: Wir wissen, was wir falsch gemacht haben, und wir haben die historische Pflicht, das zu korrigieren. "Ich kann es besser" heißt: Ich habe es kaputtgemacht, und es tut mir leid, und ich werde es wieder zusammenbauen.

Alle Strategien, die ich beobachte, laufen darauf hinaus, dass die Leute es vergessen habe. Mann, die leben tagtäglich damit, wie sollten sie das vergessen?!  Wir haben nicht weniger verraten als alles, wofür diese Partei mal gegründet wurde, wie sollen sie das vergessen? Wie soll ich vor allem rausgehen und so tun, als wäre das alles nie passiert?! Das hier ist kein Schachspiel, wo man nach der Niederlage wieder neu anfängt, aber Zug um Zug - Insider werden wissen, was ich meine - könnte man trotzdem gewinnen.

Bis dahin aber erstmal das Wetter.

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