Mein Frankreich

Der Flieger landet in Basel und bremst etwas ruckartiger ab, als erwartet. Ich erwache aus meinem Halbschlaf und bin am überlegen, ob ich ob der Erschütterungen etwas unternehmen sollte, oder -falls etwas passieren würde- mich einfach dem Unvermeidlichen ergeben würde.

Aber es kommt anders: Erwartungsgemäß gibt es keine Komplikationen und wenige Minuten später bin ich wieder auf sicherem Boden und schaue mich um: Keine Berge, sondern nur ein paar Hügerln… Also wirklich, die Bilderbuchschweiz sieht etwas anders aus. Merkwürdig. Immer wenn ich in die Schweiz komme, sehe ich nur Regionen, in denen es kaum hohe Berge gibt… Egal – heute schreibe ich nicht über die zweite Alpenrepublik, sondern ein Land, das ich bis dato noch nie von innen gesehen habe…

Frankreich – die Grande Nation. Auf meinem Flug hatte ich das außerordentliche Vergnügen, mich mit einem deutschen Literaturprofessor der Columbia Universität zu unterhalten, wobei wir auch auf das Thema des Imperialismus der ehemaligen Koloniereiche Frankreich und Großbritannien gekommen sind – und wie sie sich heute sehen. Ein Gespräch, wie ich es öfter gerne führen würde.

Doch unsere Wege waren wieder getrennt, ich in Europa, er auf seine Weg in die Vereinigten Staaten.

Das Auto war mein nächstes Fortbewegungsmittel, ich habe den erstbesten Radiosender genommen, der mir erträglich schien und war etwas überrascht. Neben sehr wenigen englischen Stücken spielte man fast ausschließlich französische Chansons.

Eigentlich genau, was ich wollte. Ich war in Frankreich. Ich wollte französische Musik. Die habe ich bekommen. Aber so einfach? Man stelle sich vor, was man machen müsste, wenn man nach Österreich fährt und moderne deutsche/österreichische Musik hören möchte. Mir fiele nichts ein… außer bei einem CD-Laden vorbeizuschauen. Obwohl selbst das eher endenwollenden Erfolg versprechen würde…

Plötzlich fiel mir ein, was ich vor Jahren einmal gelesen hatte: In Frankreich gibt es eine Quote, die die Sender zwingt, einen bestimmten Prozentsatz in Landessprache zu spielen. Bisher hatte ich das für ein Gerücht gehalten, aber die Realität überzeugte mich.

Nur zu gut erinnere ich mich an die verzweifelten Versuche des Radiosenders Ö3 österreichische Popmusik unter die Leute zu bringen. Sendung um Sendung wurde gestaltet, durchgepeitscht, abgesetzt. „Die neuen Österreicher“ wurden sie genannt und sollten das Land musikalisch verändern, während der große Nachbar im Norden eine erfolgreiche Band nach der anderen hervorbrachte. Fast alle scheiterten. Man spielte doch lieber Amerikanisches. Obwohl man genau wusste, wie es um den eigenen Markt stand.

So etwas gibt einem zu denken… Wäre eine Quote wie in Frankreich wirklich so schlecht? Wenn „nein“, was hindert uns?

Der Übergang von der französischsprachigen Schweiz nach Frankreich war ziemlich fließend, ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, wirklich vor einer “Grenze” gestanden zu sein – womöglich auch durch die musikalische Untermalung, aber ebendiese ließ mich über das Gespräch im Flieger nachdenken. Mir scheinen die Chansons hier wesentlich selbstbewusster zu sein als deutsche Lieder. Es kann vielleicht nur an der Sprache liegen, aber es ist alles wesentlich besser verpackt finde ich.

Nachwehen der französischen Vergangenheit?

Durch die Französische Provinz...

Durch die Französische Provinz...

Nun führte mich meine Reise durch die französische Provinz. Kleine Dörfer mit Steinhäusern zieren die Gegend und irgendwie sieht alles so aus, wie ich es mir vorgestellt habe… Idyllisch, sanft und französisch.

Hin und wieder ragten Kirchtürme aus der Landschaft die sich gänzlich von den österreichischen unterschieden. Gerne hätte ich eine der Kirchen besucht, aber vorerst ließ es meine Zeit nicht zu. Es reizt mich aber, ob und wie sich die französische Architektur von der in meiner Heimat unterscheidet.

Frankreich

Frankreich

Die Fahrt verlief ohne weltbewegende Ereignisse, die Fahrer waren defensiv. Ebenfalls ein Pluspunkt. Plötzlich aber passierte etwas. Auf einmal wurde von Jane Birkin und Serge Gainsbourg „Je T‘Aime“ gespielt. (Für alle, denen der Titel nichts sagt: Das ist das, in dem die Sängerin angeblich während der Aufnahme einen Orgasmus bekommen hat… Jetzt sollte sich jeder wieder erinnern).

Es klingt billig, doch es fällt schwer zu beschreiben, wie sehr dies die Stimmung auf der Weiterfahrt verändern kann. Wer also gerade nicht in Frankreich ist und Zeit hat, so lange im Kreis zu fahren bis der gerade gewählte Sender das Stück spielt… Ein kleines von mir aufgenommenes Video dazu…

Mein Frankreich

Inzwischen ist es recht spät und morgen muss ich recht früh heraus, da ein harter Arbeitstag auf mich wartet. Ich halte euch auf dem Laufenden und frage mich, weswegen ich nicht schon früher hierher gekommen bin.

Mein Lager für heute... Gute Nacht

Mein Lager für heute... Gute Nacht

(Womöglich, weil keiner eine Sprache kann, die auch ich spreche?)


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