Mal wieder auf die Armen

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Eine neue Studie von Forschern der britischen Universitäten Cambridge, Oxford und London zeigt auf, dass der dramatische Sparkurs in Griechenland verheerende gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung hat. Unter dem Titel Griechenland Gesundheitskrise: “Von der Sparpolitik zur Realitätsverweigerung” wurden die Ergebnisse im Medizinjournal “The Lancet” veröffentlicht.

Wenn ein Industrieland wie Griechenland zu drastischen Sparmaßnahmen seitens der EU gedrängt wird, bleiben immer wieder Menschen auf der Strecke. Eine Hilfsorganisation spricht von einer vollständigen Verletzung der Menschenwürde. Die Studie zeigt in der Auswertung erschreckende Ergebnisse auf. Während der letzten sechs Jahre wurden in dem Land durch Einsparungen im Gesundheitswesen mehr Totgeburten, Depressionen, eine hohe Anzahl an Suizide, Tuberkulosefällen sowie neue HIV-Neuinfektionen gezählt. Die Regierung in Athen und die dortigen Krisenmanager bestreiten diese Ergebnisse. Vor allem aber sind die Vorsorgeprogramme hart von den finanziellen Einschneidungen betroffen. Beispielsweise wurde die Ausgabe von Kondomen und Spritzen an Drogenabhängige gekürzt. Dadurch stiegen die HIV-Neuinfektionen unter denen, die sich keine Spritzen leisten konnten. Auch in Krankenhäusern wurde das Budget dramatisch gekürzt und die Ausgaben für Medikamente auf die Hälfte zusammen gestrichen.

Vor allem trifft es die Ärmsten aus der Bevölkerung, da Kliniken und Chefärzte mit hohen Gebühren reagieren, um dem sinkenden Einkommen entgegenzuwirken. Da allerdings auch viele Arbeitslose ohne Job nach zwei Jahren ihre Krankenversicherung verlieren, stehen der Studie zufolge etwa 800.000 Einwohner ohne Schutz da. Diese können sich nicht immer Arztbesuche und Vorsorgeuntersuchungen leisten. Auch psychische Auswirkungen sind in der Krise des Gesundheitssystem nicht mehr aufzufangen. Es besteht allerdings großer Bedarf, denn die Zahl der Selbstmorde ist in Griechenland in den letzten fünf Jahren um 45% Prozent gestiegen. Die Autoren der Studie heben besonders die Auswirkungen auf Kinder hervor, die Zahl der Geburten mit zu niedrigem Gewicht sind um 90 Prozent gestiegen, die Zahl der Totgeburten um 20 Prozent. Betroffen sind auch Frauen mit Komplikationen in der Schwangerschaft. Sie werden häufig nicht mehr effektiv behandelt. Die Forscher werfen aufgrund dieser Tatsachen der griechischen Regierung regelrecht vor, in eine Realitätsverweigerung zu fallen. Deren Behauptung, dass Bedürftige kostenfrei und ausreichend versorgt werden, ist durch wissenschaftliche Erkenntnisse deutlich zu widerlegen.

Gesundheits- und Sozialabgaben radikal zu beschränken darf trotz einer finanziellen  Krise eines Landes nicht geschehen. Dass es anders geht, zeigte Island auf, als trotz einer finanziellen Krise keine erkennbaren Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen festzustellen waren. Dieses Beispiel zeigt wieder auf, dass es vor allem oft die Ärmsten eines Landes trifft. Hier ist die internationale Politik gefragt, die als Einziger einen Zugriff auf die Regierung hat. Wenn sich in Griechenland nicht schnell etwas ändert, könnte dies düster enden.

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Joern Petersen Joern Petersen

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