Luis Sellano. Portugiesisches Erbe

serrano_portugiesichAls ich vor einigen Jahren für eine Urlaubswoche in der Altstadt Lissabons aus dem Taxi stieg, hat diese Stadt mit ihrem morbiden Charme mich irgendwie sofort verzaubert. Bonjour tristesse! Melancholisch wie ihre Fadogesänge, so wirkten auch die Menschen auf mich. Köstlich und unvergessen sind all die Pastéis de Nata, welche ich zu einem heißen Espresso Morgen für Morgen genießerisch verschlungen habe.

Als ich die ersten Seiten von Portugiesisches Erbe lese, werden sofort all diese Erinnerungen aktiviert. Die romantischen Straßenbahnfahrten, das schöne Altstadtviertel Alfama, der berühmte Mosteiro dos Jerónimos in Belém, die Statue des heiligen Vinzenz (Schutzpatron von Lissabon), das Castelo de Sao Jorge,  – hier blättert zwar überall der Putz, doch lebt und atmet die Stadt einen Charme, dem schwer zu widerstehen ist.

Genau so geht es auch Henrik Falkner, Ex-Polizist aus Deutschland. Gerade hat er von seinem verstorbenen Onkel Martin ein altes Wohnhaus inclusive Antiquariat geerbt.  Missmutig macht er sich auf den Weg durch die Stadt. Er hat diesen Onkel nicht gekannt, er will das alte verfallene Haus nicht. Im Antiquariat begegnet er Carla, einer jungen Frau, die diesen verstaubten Laden führt, ohne dass dabei große Gewinne gemacht werden. Das wird Henrik spätestens beim Blick in die Geschäftsbücher klar – hier ist nichts zu holen. Auch die Mieter des Hauses sind wenig zahlungskräftig. Was soll dieses Erbe? Was hat sein Onkel Martin sich dabei gedacht? Und was ist das plötzlich für eine Geschichte um den mysteriös verstorbenen João. Hatte sein Onkel ein Verhältnis mit einem Mann?

Henrik ist kaum ein paar Stunden in Lissabon, da schlägt ein Investor ihm bereits eine enorme Geldsumme zum Kauf des verfallenen Miethauses vor. Henrik lehnt jedoch ab. Etwas in ihm widerspricht einer schnellen Rückkehr nach Deutschland. Es ist nicht nur das Flair der Stadt, welches ihn magisch anzieht. Der tote Martin scheint seinem Neffen Zeichen hinterlassen zu haben, die Henriks Detektiv-Instinkt wecken. Da sind die vermissten Kinder und da ist der unaufgeklärte Mord des geheimnisvollen Freundes von Martin. Die Story wird überschattet von den dunklen Geschäften und der mafiosen Gier des mächtigen Familienclans Vieira, der die Stadt in Atem hält …

Und dann sind da auch noch die monatlichen Zahlungen auf das Konto des Antiquariats von einem unbekannten Absender. Nicht alles wird aufgeklärt, manches bleibt in der Schwebe. Als dann am Ende die geheimnisvolle und attraktive Anabela (Schwester von João) das Antiquariat betritt und Henrik unmissverständlich auffordert, das Erbe des Onkels fortzuführen, weiß ich, dass ich der Fortsetzung dieser rasant und klug erzählten Story jetzt schon entgegen fiebere. Sellanos Krimi ist keinesfalls einer dieser typischen Regionalkrimis mit Wohlfühl-Charakter. Er ist aber gleichzeitig auch weit davon entfernt, besonders blutig und brutal zu sein. Und genau deshalb habe ich ihn so gern und fast ein wenig atemlos gelesen. Weil er ein perfekter Mix aus Spannung, politischer und sozialer Kritik und gleichzeitig eine Liebeserklärung an diese bezaubernde Stadt am Tejo ist.

Luis Sellano. Portugiesisches Erbe. Ein Lissabon-Krimi. Heyne Verlag. München 2016. 368 Seiten 14,99 €



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