Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016

Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016

"lesenswert" - Absolut sehenswert!

Nachdem ich vom neuen Literarischen Quartett ziemlich - sogar sehr - enttäuscht war (und mich bei jeder Sendung wahnsinnig aufgeregt habe), habe ich nun eine Literatursendung für mich entdeckt, die mich rundum überzeugen konnte: Das TV-Format "lesenswert", das es seit Herbst 2013 im SWR Fernsehen gibt. Immer donnerstags um 23.15 Uhr, beziehungsweise sonntags um 8.45 Uhr.

Vierteljährlich trifft sich das "lesenswert-quartett" und tauscht sich über aktuelle Bücher aus. Heute möchte ich euch die Sendung von vergangener Woche vorstellen - inklusive der besprochenen Titel.

Mit dabei waren die Literaturkritiker Denis Scheck und Ijoma Mangold sowie - als Gast - der Historiker und Publizist Johannes Willms. Moderiert wurde das "lesenswert-quartett" von Felicitas von Lovenberg.

Es wurde lebhaft diskutiert, ein bisschen gestritten und - gelacht. Obwohl die Diskussion über die Bücher durchaus kontrovers war, blieb die Atmosphäre doch freundlich, angenehm und wertschätzend. Gut gefallen hat mir auch, dass jedem Titel reichlich Zeit gewidmet wurde und dass jeder Teilnehmer der Runde seine Meinung zur Lektüre reflektiert kundgetan hat.

Aber überzeugt euch selbst! Es lohnt sich.

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Diese Bücher wurden vorgestellt und besprochen:
Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016 Kiepenheuer & Witsch / 18.02.2016 / 17,99 EUR
Inhalt
Dieser Roman gibt dem namenlosen Toten aus "Der Fremde" von Camus ein Gesicht.

Ein Roman aus Algerien, der um die Welt geht: in Frankreich ein Riesenbestseller, in den USA und England als literarische Sensation gefeiert, jetzt in deutscher Übersetzung. Die Geschichte des namenlosen Arabers aus Camus' weltberühmtem Roman "Der Fremde" - erzählt von dessen Bruder.

Der alte Mann, der Nacht für Nacht in einer Bar in Oran seine Geschichte erzählt, ist der Bruder jenes Arabers, der 1942 von einem gewissen Meursault am Strand von Algier erschossen wurde - in einem der berühmtesten Romane des 20. Jahrhunderts. 70 Jahre später, mit all dem Ärger, der Angst und Frustration eines Lebens im Schatten dieses Todes, gibt der alte Mann seinem Bruder seinen Namen zurück. Der Araber aus Camus' Roman "Der Fremde" bekommt so eine Identität und eine Geschichte. Eine Geschichte, die untrennbar mit der Algeriens verknüpft ist und doch gleichzeitig so berührend und persönlich, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Ein großer Roman darüber, wie die Vergangenheit unsere Gegenwart prägt, und über die ungebrochene Kraft der Literatur, eine tiefere Erkenntnis, eine verborgene Wahrheit ans Licht zu bringen. (Quelle: KiWi)

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Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016 Galiani Berlin / 18.02.2016 / 21,99 EUR
Inhalt
Noch nie war Liebe so finster und Weltuntergang so unterhaltsam.

Frauen haben die Regierung an sich gerissen, Pillen geben ewige Jugend, religiöse Endzeitsekten schießen wie Pilze aus dem Boden und ein genervter Mann kettet seine Frau kurzerhand im Keller an ...

Wir schreiben das Jahr 2031: Staatsfeminismus, Hitzewellen, Wirbelstürme, Endzeitstimmung und ein 50-jähriges Klassentreffen in der Hamburger Vorortkneipe ›Ehrlich‹. Dank der Verjüngungspille Ephebo, der auch Sebastian Bürger sein gutes Aussehen verdankt, sehen die Schulkameraden im besten Rentenalter alle wieder aus wie Zwanzig- bis Dreißigjährige, und als Sebastian seine heimliche Jugendliebe Elli trifft, ist es um ihn geschehen. Wen interessiert es da noch, dass die Krebsrate von Ephebo bei 60% innerhalb der nächsten zehn Jahre liegt?

Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Sebastians Frau, die ehemalige Ministerin für Umwelt, Naturschutz, Kraftwerkstilllegung und Atommüllentsorgung, die er seit zwei Jahren in seinem Keller gefangen hält. Dort muss sie ihm seine Lieblingskekse backen und auch sonst in jeder Hinsicht zu Diensten sein. Seiner neuen Liebe steht sie jetzt allerdings im Weg. Bei dem Versuch, sich seine Frau vom Hals zu schaffen, löst Sebastian eine Katastrophe nach der anderen aus... (Quelle: Galiani Berlin)

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Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016 Suhrkamp / 07.03.2016 / 21,95 EUR
Inhalt

Madrid im Sommer 2012: Krass zeigen sich in der Hauptstadt die Auswirkungen der jüngsten Wirtschaftskrise. Die junge Ana María, genannt Anita, gehört zur "verlorenen Generation", der jede Möglichkeit einer selbstbestimmten Existenz genommen wurde. Ihr Bruder, ein promovierter Germanist, hat sich bereits nach Berlin abgesetzt, um auf dem Bau sein Geld zu verdienen. Anita ist aus Not in ihr altes Kinderzimmer zurückgezogen. Halt geben ihr neben der Familie nur ihre Freunde, die das Schicksal der Dauerarbeitslosigkeit mit ihr teilen, und die regelmäßigen Demonstrationen auf der Puerta del Sol im Herzen der überhitzten Metropole. Doch alles Schlimme lässt sich noch steigern: Eines Tages liegen Anitas Eltern tot in der gemeinsamen Wohnung. Unversehens rutscht sie in das Leben der Mutter hinein. Anita muss nur eines ihrer Kleider überstreifen, schon halten sie alle - auch Mutters geheimnisvoller deutscher Liebhaber - für Blanca. Und deren Alltag ist viel aufregender, als Anita sich hätte träumen lassen: "Es fühlte sich gut an, meine Mutter zu sein. Ich war schön, auf eine mir unbekannte Weise ... Selbst in den Gesichtern mancher Frauen sah ich ein Aufleuchten."
Unerschrocken nimmt Anna Katharina Hahn in ihrem dritten Roman die drängendsten Probleme der Gegenwart ins Visier: Das Kleid meiner Mutter ist ein phantastischer Generationen- und Liebesroman aus den Zeiten der Eurokrise und zugleich ein poetisches Welttheater zwischen Spanien, Berlin und Stuttgart. Am Ende scheinen fast alle Fäden bei einem geheimnisumwitterten Schriftsteller zusammenzulaufen, dem man nachsagt, über Leichen zu gehen. Doch vielleicht ist auch das eine Täuschung. (Quelle: Suhrkamp)

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Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016 S. Fischer / 10.03.2016 / 24,99 EUR
Inhalt

Die Summe eines Jahres, der Querschnitt eines Lebens, das Abenteuer der Liebe.
Ein Jahr im Leben eines Wiener Schriftstellers, zwischen Drogen, Alkohol und Frauen. Ein Abenteuer, das Jonas und seine große Liebe Marie bis zum Südpol führen soll. Und ein dreizehnjähriger Junge, der leidenschaftlich Schach spielt, um seinem Alltag zu entfliehen. Dazu Nebenfiguren wie aus einem Tarantino-Film: Ein Anwalt der Hells Angels, ein WingTsun-Großmeister und eine Mörderin, die die Leichen ihrer Liebhaber mit einer Kettensäge zerlegt. Die wirkliche Welt trifft auf die Sehnsucht nach einem anderen Leben. Und Thomas Glavinic gelingt das große Kunststück, all das in einen mitreißenden Roman über die entscheidenden Fragen zu verwandeln: Wer will ich sein? Und habe ich den Mut, die richtigen Entscheidungen dafür zu treffen?(Quelle: S. Fischer)

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Persönliche Buch-Tipps des "lesenswert-quartetts":
Empfehlung von Johannes Willms:
Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016 Hanser / 01.02.2016 / 19,90 EUR
Inhalt

Ein Mord geschieht und eine goldene Buddhafigur verschwindet. Dieser Roman von Gaito Gasdanow, der mit "Das Phantom des Alexander Wolf" berühmt wurde, ist mehr als ein Krimi.

Eigentlich ist der Student aus Russland ein vielversprechender junger Mann, doch neigt er zu seltsamen Wahnvorstellungen. Ist der gepflegte ältere Herr in dem Pariser Café wirklich der Bettler, dem er vor zwei Jahren ein Almosen gab? Die beiden freunden sich an, und der Student besucht Pawel Alexandrowitsch und seine junge Geliebte fortan oft. Eines Abends überlegt er, ob es für seinen Freund nicht das Beste wäre, genau jetzt zu sterben, da er offenbar rundum glücklich ist. Am nächsten Tag wird der Freund ermordet aufgefunden. Und der einzige Zeuge, ein goldener Buddha, ist verschwunden ... Ein dramatischer Krimi - und das Seelendrama eines Emigranten in der Zwischenkriegszeit. (Quelle: Hanser)

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Empfehlung von Denis Scheck:
Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016 Hanser / 22.02.2016 / 22,90 EUR
Inhalt

Berlin, Oktober 2012, eine Frau ist verschwunden. Theresa, in Ostdeutschland geboren, wuchs bei Pflegeeltern auf, weil ihre Eltern als Oppositionelle inhaftiert waren. In den Siebzigern bekommt sie als Historikerin Zugang zu Geheimarchiven der DDR - erschreckende, unglaubhafte Dokumente liegen vor ihr. Theresa wird kaltgestellt, und das bleibt so, denn ihr Wissen ist nach der Wende 1989 extrem gefährlich. Reinhard Jirgl erzählt von einer unbekannten deutschen Geschichte: Der große bürokratische Umbau, den die Politik die „Wende" nannte, hat intakt gelassen, was man vergangen glaubte: Seilschaften, Organisationen, Feindschaften. Das Gestern ist auch morgen nicht zu Ende. (Quelle: Hanser)

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Empfehlung von Ijoma Mangold:
Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016 Rowohlt / 26.02.2016 / 19,95 EUR
Inhalt

Dieser phantastisch düstere, grell komische und unendlich traurige Roman ist der erste des Autors, der ohne autobiographische Züge auskommt. Ein Strunkbuch ist es trotzdem ganz und gar. Sein schrecklicher Held heißt Fritz Honka - für in den siebziger Jahren aufgewachsene Deutsche der schwarze Mann ihrer Kindheit, ein Frauenmörder aus der untersten Unterschicht, der 1976 in einem spektakulären Prozess schaurige Berühmtheit erlangte. Honka, ein Würstchen, wie es im Buche steht, geistig und körperlich gezeichnet durch eine grausame Jugend voller Missbrauch und Gewalt, nahm seine Opfer aus der Hamburger Absturzkneipe „Zum Goldenen Handschuh" mit.
Strunks Roman taucht tief ein in die infernalische Nachtwelt von Kiez, Kneipe, Abbruchquartier, deren Bewohnern das mitleidlose Leben alles Menschliche zu rauben droht. Mit erzählerischem Furor, historischer Genauigkeit und ungeheurem Mitgefühl zeichnet er das Bild einer Welt, in der nicht nur der Täter gerichtsnotorisch war, sondern auch alle seine unglücklichen Opfer. Immer wieder unternimmt der Roman indes Ausflüge in die oberen Etagen der Gesellschaft, zu den Angehörigen einer hanseatischen Reederdynastie mit Sitz in den Elbvororten, wo das Geld wohnt, die Menschlichkeit aber auch nicht unbedingt. Am Ende treffen sich Arm und Reich in der Vierundzwanzigstundenkaschemme am Hamburger Berg, zwischen Alkohol, Sex, Elend und Verbrechen: Menschen allesamt, bis zur letzten Stunde geschlagen mit dem Wunsch nach Glück.(Quelle: Rowohlt)

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Empfehlung von Felicitas von Lovenberg:
Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016 Kiepenheuer & Witsch / 18.02.2016 / 18,99 EUR
Inhalt

Ein charmant heruntergekommener Landsitz, auf dem ein Pfau verrücktspielt, eine Gruppe Banker beim Teambuilding, eine ambitionierte Psychologin, eine schwungvolle Haushälterin mit gebrochenem Arm, eine patente Köchin, Lord und Lady McIntosh, die alles unter einen Hut bringen müssen, dazu jede Menge Tiere - da weiß bald niemand mehr, was eigentlich passiert ist.

Isabel Bogdan, preisgekrönte Übersetzerin englischer Literatur, erzählt in ihrem ersten Roman mit britischem Understatement, pointenreich und überraschend von einem Wochenende, das ganz anders verläuft als geplant. Chefbankerin Liz und ihre vierköpfige Abteilung wollen in der ländlichen Abgeschiedenheit ihre Zusammenarbeit verbessern, werden aber durch das spartanische Ambiente und einen verrückt gewordenen Pfau aus dem Konzept gebracht. Die pragmatische Problemlösung durch Lord McIntosh setzt ein urkomisches Geschehen in Gang, das die Beteiligten an ihre Grenzen führt und sie einander näherbringt. Ein überraschender Wintereinbruch, eine Grippe und ein Kurzschluss tun ihr Übriges. Isabel Bogdan verbindet diese turbulente Handlung auf grandiose Weise mit liebevoller Figurenzeichnung. (Quelle: KiWi)

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Mich hat diese Sendung sehr gut unterhalten und inspiriert. Den Titel "Der goldene Handschuh" von Heinz Strunk hatte ich bereits länger auf dem Schirm und werde mich nun demnächst - aufgrund von Herrn Mangolds Empfehlung - dieser Lektüre widmen. "Der Pfau" von Isabel Bogdan habe ich schon gelesen und kann diesen humorvollen und geistreichen und ziemlich britischen Roman auf jeden Fall empfehlen.

Liebe Frühlingsgrüße

Tina
Literatursendung “lesenswert” – Das “lesenswert-quartett” vom 17.03.2016

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