Lies-eine-Straßenkarte-Tag – der amerikanische National Read a Road Map Day

Der 5. April steht im Rahmenkalender unseres US-amerikanischen Nachbarn ganz im Zeichen des Kartenlesens. Genauer gesagt, der Fähigkeit zur Orientierung bzw. Navigation mit Hilfe von Straßenkarten (die Postkarten haben einen eigenen Ehrentag und zwar den Tag des Kartenlesens (engl. National Card Reading Day) am 21. Februar). Denn dieses Datum wird in den Vereinigten Staaten als der Lies-eine-Straßenkarte-Tag (engl. National Read a Road Map Day) gefeiert. Grund genug, diesen Ehrentag der Kunst des Straßenkartenlesens mit in die Liste der kuriosen Feiertage aus aller Welt aufzunehmen. Um was also geht es dabei?

Kuriose Feiertage - 5. April - Lies-eine-Straßenkarte-Tag – der amerikanische National Read a Road Map Day - 1 (c) 2015 Sven Giese

Wer hat den National Read a Road Map Day erfunden?

Obwohl Karten eine der ältesten Navigations- und Orientierungshilfen der menschlichen Kulturgeschichte darstellen, gilt leider auch im Falle des National Read a Road Map Day, dass völlig unklar ist, von wem er ins Leben gerufen wurde, seit wann er begangen wird und warum sich sein(e) Erfinder ausgerechnet für das Datum des heutigen 5. Aprils entschieden haben. Festhalten können wir an dieser Stelle aber eine gewisse thematische bzw. inhaltliche Nähe zu verwandten Feiertagen wie dem Robinson-Crusoe-Tag am 1. Februar, dem International Geocaching Day immer am dritten Samstag im August, dem Ohne Kompass ausgesetzt sein-Tag (engl. Marooned Without a Compass Day) am 6. November oder dem Geh-wandern-Tag (engl. Take a Hike Day) am 17. November. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Eine kleine Kulturgeschichte der Straßenkarte

Straßenkarten kennt man in Mitteleuropa seit dem 15. Jahrhundert. Konkret seit der anlässlich des Heiligen Jahres 1501 gedruckten Romwegkarte des deutschen Astronomen, Kartografen, Kompassbauer und Doktors der Medizin Erhard Etzlaub (ca. 1460 – 1531 oder 1532). Diese Tabula Peutingeriana stellte das gesamte römische Straßennetz (lat. viae publicae) des spätrömischen Reiches dar und kartographierte damit ein Straßennetz bzw. dessen Verlauf, das von den Britischen Inseln über den Mittelmeerraum sowie dem Nahen Osten bis nach Indien und Zentralasien reichte. Angegeben sind hier vor allem erstmals die Entfernungen zwischen den einzelnen Städten in Form von Punkten, die im Abstand je einer Deutschen Meile (7,4 km) angegeben werden. Etzlaubs Karten zeichnete im Vergleich zu den modernen Karten allerdings die Besonderheit aus, dass sie gesüdet waren, die Himmelsrichtung Süden also oben liegt. Etzlaub hatte auf dieser Karte insgesamt drei Himmelsrichtungen nach dem Stand der Sonne bezeichnet (Aufgang, Mittag und Untergang).

Auch wenn wir heute eher dazu neigen, auf die Hilfe von Navigationsgeräten, GPS und digitalen Kartendiensten wie Google Maps usw. zu vertrauen, darf bei allem Komfort nicht vergessen werden, dass das blinde Vertrauen auf diese Geräte bzw. Dienste uns auch leicht verblöden lässt. Seinen Weg zum Ziel nur anhand einer Straßenkarte – ggf. in Kombination mit freundlichem Nachfragen – droht zu einer vergessenen Kunst bzw. Fähigkeit zu verkommen. Will ich auch gar nicht verteufeln, aber solche Fähigkeiten sind extrem nützlich und die Orientierung nach einer echten Karte erfordert einfach etwas mehr an Aufmerksamkeit und Kommunikation als das stumpfe Fahren nach elektronischen Anweisungen.

Dementsprechend sollte der heutige Lies-eine-Straßenkarte-Tag dazu genutzt werden, um mit einer gedruckten Straßenkarte oder einem Straßenatlas loszuziehen und zum Ziel zu gelangen. Wer es ganz abenteuerlich haben will, dem empfehle ich den vom großartigen Alexander Kluge vorgeschlagenen Versuch, den Harz per Cross Mapping mit einer Straßenkarte von London zu erkunden. Ich garantiere, dass es eine ganze Menge zu entdecken gibt.

Weitere Informationen zum Lies-eine-Straßenkarte-Tag


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