Lieben, was wir lieben

ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« Nr. 670 • 28. Februar 2015

von Walter G. Goes (ARTus) • Bergen auf Rügen

Den 1956 von Vincente Minelli gedrehten Film Ein Leben in Leidenschaft zeigte dieser Woche der deutsch-französische Kultursender ARTE. Ein Grund mehr, sich neuerlich dem zweiten Œuvre van Goghs, den Briefen, zu widmen.

Schon 1965, anlässlich des 75. Todestages des niederländischen Malers und Zeichners Vincent van Gogh, erschien im Henschelverlag Berlin die sechsbändige Gesamtausgabe seiner Briefe. Sie bildete die überhaupt erste deutsche Zusammenfassung seiner bis dato überlieferten Briefe und sollte sich auf mein weiteres Leben durchaus schicksalhaft auswirken. Die Lektüre seiner Schreiben an Verwandte und Freunde hat mich einst monatelang um den Schlaf gebracht. Ich schrieb seitenlang Satzpassagen ab, übertrug seine Erkenntnisse, Meinungen und Infragestellungen in Notizhefte, unterstrich mir wichtige Zeilen in den Büchern.

In jenen Wochen durchlebte, ja, durchlitt ich mit beängstigender Empathie das, wonach sich Vincent sehnte, was ihn umtrieb im Leben, was ihn antrieb, um seinem Leben einen Sinn zu geben. Ab Kenntnis dieser Lektüre wollte ich mich selbst der Kunst widmen, in Wort und Bild, komme was da wolle.

Die Brief-Ausgabe war ein Geschenk meiner Eltern zu meinem fünfzehnten Geburtstag. Sie ahnten nicht, dass sie mir damit einen Schatz in die Hände legten. Ein Juwel, das mir mit den Jahren –Satz um Satz– immer kostbarer wurde.

»Lasst uns, Menschen, unsere Sache mit ganzer Seele betreiben, lasst uns mit dem Herzen arbeiten und lasst uns lieben, was wir lieben.« Rot angestrichen fand ich den Satz im Band 5 bei der Nachlese. Einen Satz, den Vincent an den vier Jahre älteren Malerfreund Anton van Rappard (1858-1892) am 21. November 1881 aus Etten in Nordbrabant nach Brüssel schrieb.

Ich würde den von Vincent selbst als »Lehrsatz« bezeichneten Satz heute wieder unterstreichen. Ob die vielen Vincent-Liebhaber der Gegenwart, die seine Bilder als »Gleichnis des Revolutionären«(Karl Scheffler) schätzen, den Satz über die Liebe in seiner ganzen Komplexität sehen, verstehen? Oder würden sie ihn eher als »pathetisch überhöht« diskreditieren?

Worte und Bilder waren für Vincent ein Zusammengehöriges, hatten so gesehen eine gemeinsame Wurzel: die Liebe! ARTus

Im Jahr 2015 begehen wir den 125. Todestag von Vincent van Gogh. Bildbearbeitung: ARTus

Im Jahr 2015 begehen wir den 125. Todestag von Vincent van Gogh.
Bildbearbeitung: ARTus


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