LemonFaceChallenge – der richtige Weg?

Sicherlich haben schon einige was mit bekommen von der #LemonFaceChallenge. Ins Leben gerufen von YTitty für die Welthungerhilfe. Es geht darum, eine Zitrone zu essen, 5 Euro zu spenden oder wenn man es nicht macht oder nicht schafft, spendet man 50 Euro. Also wie die Ice Bucket Challenge, worüber wir hier auch schon öfters berichtet haben damals.

Und ich habe mir lange überlegt, was heißt lange – ein paar Tage, ob wir auch über die #LemonFaceChallenge berichten sollen. Ob es gut ist oder nicht. Eins ist klar, Spenden ist immer gut. Ob für die Welthungerhilfe, Stiftungen, Vereine oder gemeinnützige Einrichtungen. Aber ich bezweifel, dass die #LemonFaceChallange der richtige Weg ist.

Und da hole ich mal ein wenig aus. Hinter der Ice Bucket Challenge und der Cold Water Challenge steckt eine Idee. Sich einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf zu schütten. Ob mit Eiswürfel oder nur eiskalt. Denn dies bringt das Gefühl einer Lähmung für einige Sekunden.

Genau dieses Gefühl, haben ALS Erkrankte ein Leben lang. ALS steht für Amyotrophe Lateralsklerose.

Auszug von Wikipedia:

Die Amyotrophe Lateralsklerose (Abkürzung: ALS) ist eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Sie wird auch Amyotrophische Lateralsklerose oder Myatrophe Lateralsklerose genannt, englisch auch Motor Neuron Disease, auch Lou-Gehrig-Syndrom oder nach dem Erstbeschreiber Jean-Martin Charcot Charcot-Krankheit.

Viele halten die Ice Bucket Challenge für einen Schwachsinn. Tausende haben teilgenommen, die meisten Prominenten auch. Selbst nach den Vorwürfen, dass die ALS Association Tierversuche veranstaltet. Die Spenden Idee wurde dann auch aufgegriffen für andere zwecke. So haben viele nicht an die ALS Association gespendet, sondern z.B. an das nächste Tierheim. Oder an eine Kinderklinik.

Was ich damit sagen möchte, die Ice Bucket Challenge, hat einen tiefgründigeren Sinn. Es geht nicht nur um Spenden sondern auch darum, Menschen wach zurütteln bei der Krankheit, dass etwas weiter geht. Was auch richtig ist beim Welthunger. Wir hier in Deutschland und in anderen Ländern haben es richtig gut.

Viele wissen, ich habe lange Zeit auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet. War einer der wenigen Deutschen in der Küche in einer Führungsposition. Meine Postenkollegen, Kollegen für die ich zuständig war, kamen aus China, Philippinen oder Thailand. Wirklich nette Menschen, die mich erst Verarscht haben – da meine Englisch Kenntnisse nicht besser waren als eingeschlafenes Schulenglisch.

Aber im inneren, nette Leute die ich dann auch Verarscht habe :) Gehört dazu. Wo ich ihnen dann z.B. erzählt habe, dass wir Deutsche vom Staat Geld bekommen, wenn wir keine Arbeit haben – die haben es mir nicht geglaubt. An Bord habe ich sehr gut verdient. Weit über den Deutschen Durchschnitt hier für Köche. War auch eine 7-Tages Woche mit bis zu 16 Arbeitsstunden täglich.

Meine Philippinischen Kollegen haben um einiges weniger verdient. Obwohl sie mehr Arbeit hatten als ich. Ich war sozusagen nur für das Kochen zuständig. Vorbereitungen, Fleisch herrichten, Putzen und co – haben die alles übernommen. Es war ihr Job. Ich hatte einen Vertrag von 6 Monaten, normal für Europäer. Meine Kollegen aus den Philippinen hatten schon mal 9-12 Monats Verträge. Bei einer 7-Tages Woche. Und ich sag hier auch mal, was diese verdient haben. Viele fangen bei 150-200$ an. Pro Monat. In einer etwas höheren Position 300-400$, ebenfalls pro Monat. Ich war zwar in einer höheren Position, aber trotzdem hatten meine Kollegen die meiste Arbeit und das lag nicht an mir. Trotzdem habe ich das 10-15 Fache verdient.

Das Lustige ist. Für das selbe Geld würde kein Deutscher aufstehen. Meine Kollegen, die so wenig verdient haben, hatten meist ein eigenes Haus. Ein oder zwei Autos. Ne Frau mit Kindern und vielleicht auch mal eine andere im Hafen. Seemann halt. In ihren Ländern sind sie reiche Leute. Aber auch nur ein kleiner Teil. Denn auf meiner Route über die Weltmeere kam ich auch in solche Länder.

Vietnam und Indien als Beispiel. Wunderschöne Länder, auch wenn ich meist nur wenige Stunden an Land war. Geht man von den Touristenrouten weg, sieht man, wie es dort wirklich aussieht. Ho-Chi-Minh Stadt, besser bekannt als Saigon. Zerstörte Panzer, Einschusslöcher, Armut. Mumbai in Indien. Wo Leute auf der Autobahn schlafen. Wo die normalen Straßen in der Stadt so zugewachsen sind, dass man aufpassen muss, keinen im Schlaf zu überfahren.

Sowas sieht man nicht im Fernsehen.

Und ich bin froh über diese Erfahrung. Aktuell unterstütze ich drei ehemalige Kollegen, denen ich monatlich was zukommen lasse. Einer davon hat 4 Kinder und ist 11 Monate im Jahr von zu Hause weg um die Familie zu unterstützen. Zuhause gibt es keine Arbeit für ihn. Hätte er den Job nicht, er wäre vermutlich Kriminell. Und auch wenn er so wenig verdient auf hoher See, er spart alles. Er putzt sogar Kabinen von der Crew oder schneidet die Haare um ein paar Euro dazu zu bekommen. Für seine Familie.

Ich bin ein wenig vom Thema abgekommen. Bei der Ice Bucket Challenge schüttet man sich einen Eimer Eiswasser über den Kopf, dass man für einige Sekunden gelähmt ist um das Gefühl zu bekommen, wie es ALS Kranke haben. Was hat man beim Essen einer Zitrone? Das Essen ist sauer?

Auch kann man sagen, wieso muss man für eine solche Challenge Zitronen kaufen? Im Gewächshaus aufgewachsen. Oder mit Chemikalien vollgespritzt. Klar gibt es auch Bio Zitronen. Aber für eine solche Challenge für die Welthungerhilfe passend?

Ich verstehe die Idee der #LemonFaceChallenge. Es ist gut, dass man hier hilft. Aber ich meine, die Challenge verfehlt ihr Ziel. Kann daran liegen, dass ich es für nicht richtig halte auf diesem Weg. Kann daran liegen, wegen der obigen Geschichte. Oder einfach weil ich ein komischer Bayer bin. Auch finde ich, meine persönliche Meinung – wie der ganze Artikel, Challenges sind allgemein der falsche Weg.

Wenn große YouTuber was dagegen machen möchten, gerne – aber es gibt andere Wege. Durch meine Zeit auf hoher See kenne ich einige Institutionen und Vereine, auch weil ich mich persönlich dafür interessiere. Fast allen fehlt es an Geld aber auch um “bekannt” zu werden. Ich wette, würde jetzt ein Kanal wie YTitty zu einer Institution / Verein / gemeinnützigen Einrichtung gehen und etwas großes planen, dann würde es auch gehen. Wie ein Besuch vor Ort. Wo man mit Verantwortlichen spricht und das ganze filmt. Besser auf das jeweilige Thema eingeht.

Denn bei solchen Challenges geht es bei den meisten Zuschauern nur um den Fun. Lachen sich einen ab, weil die Jungs von YTitty, PietSmiet und co ne Zitrone essen. Am Anfang des Videos wird das Thema kurz angesprochen, danach nur noch die “Unterhaltung” und spätestens hier, hat ein Großteil der Zuschauer vergessen um was es geht. Nur ein kleiner Teil wird sich auch tatsächlich mit dem Thema beschäftigen. Obwohl es wichtig ist.

Wären also Videos oder Kampagnen von großen YouTubern und Netzwerken nicht besser, als kleine Challenges? Man macht ein paar Videos dazu. Besucht das ganze vor Ort. Berichtet ausführlicher darüber. Klärt die Zuschauer auf um was es geht und wieso es so wichtig ist. Und wenn man noch mehr machen möchte als nur Aufklärung, könnte man z.b. auch seine Einnahmen spenden. Wie alle Werbeeinnahmen der Videos aus der Kampagne werden gespendet. 1% bis x% der monatlichen Einnahmen werden gespendet oder was weiß ich. Würde definitiv mehr bringen, als eine kleine einfache Challenge.

Meine persönliche Meinung und auch der letzte Beitrag zur #LemonFaceChallenge und allen kommenden Challenges die im Internet rum schwieren.


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