Lebensberater und ihre klugen Worte …

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Es ist erstaunlich wie viele selbsternannte psychologische Berater und Lebensberater im Internet aus allen Ecken sprießen, und dir ihre „klugen“ Worte als ultimative Ratschläge vorsetzen.
Wie viele denken, dir sagen zu können, wie Du leben und lieben sollst, natürlich nicht ohne die mehr oder weniger dezenten Hinweise auf ihre „Angebote“.
Besonders beliebt sind ja die Ratschläge zu den Themen „Selbstliebe“, „Spiegelungen“, „Resonanzen“, „dein inneres Kind“ „Du kannst nur lieben, wenn Du dich selbst zuerst liebst“ usw. usf.
Wenn ich so Dinge lese, wie z.B. „Mein Leben ist einzig und alleine nur die Resonanz von dem, was in meinem Inneren lebt“, dann frage ich mich, wieso ist auf der Welt nicht ein absolutes Durcheinander. Wenn doch jeder nur dies lebt, was in seinem Inneren angelegt ist, so wäre doch dein Umfeld ein wahres Durcheinander verschiedener Leben, nichts würde mehr ruhig ablaufen, nichts würde mehr miteinander harmonieren, weil ja jeder dem anderen im Wege stehen würde, da wo er an die Grenzen dessen Projektionen stößt, weil doch ein jeder in seiner eigenen kleinen Welt, die er ja nach außen lebt, zu Hause wäre.
Und wo wären die Grenzen, von dem, was der eine lebt, zu dem was der andere nach außen spiegelt?
Die Welt wäre voll von kleinen Welten, in denen jeder nur sich selbst sieht, das Große und Ganze ginge verloren. Das Zusammenleben, miteinander fröhlich sein, oder auch im Streit liegen – was nun einmal auch zum Leben gehört -.
Jegliche Kommunikation würde verstummen. Das miteinander ginge unter, in den Bestrebungen des Einzelnen, seine kleine Welt zu erkunden, nach Dingen, die im Grunde so nicht existieren.

Wenn mein Leben immer nur die Resonanz auf meine verdrängten Aspekte ist,
dann gilt das logischerweise auch für alle anderen.
Doch, welches Chaos wäre auf der Welt, wenn jeder nur versucht das zu leben und zu sehen, was sein Inneres ihm angeblich spiegelt, und in wie viele Projektionen anderer würde ich tagtäglich hunderte Male hineinlaufen? Mit dem Ergebnis, dass mein Gegenüber sich sofort zu fragen beginnt, was mein Erscheinen oder Verhalten ihm gerade spiegelt. Er würde nicht mehr mich sehen, sondern nur noch sich selbst, weil er nur darauf achtet, was ich ihn ihm auslöse, nicht jedoch, was sein Verhalten in mir auslöst.
Er würde nicht mehr mich erkennen, sondern nur nach Reflektionen in mir suchen, die ich überhaupt nicht zeige, nur um sich zu erkennen.
Wo bliebe das Zusammen“er“leben mit all den Menschen um mich herum, wenn jeder nur auf das schaut, was das Leben ihm gerade sagen möchte?
Würde da nicht jeder nur egoistisch auf seine Projektionen schauen … und die Umwelt, wo bleibt die?
Gerade die Menschen, die dir erzählen, dass dein Leben nur die Projektion dessen ist, was in dir lebt, sind es auch, die fordern, dass Du Rücksicht mit anderen leben sollst, dass Du Liebe leben sollst! Genau diese Menschen verweisen dich auch auf dein Inneres Kind.
Ich kenne kein Kind, dass sein Leben und die überraschenden Momente und Ereignisse, so hinterfragen würde, wie manche es heute von dir fordern.
Nein, ein Kind würde jeden Augenblick umarmen und einfach nur leben.
Wie soll das funktionieren?
Zum einen sollst du ständig bedacht sein, was das Leben „Dir“ zeigen will, zum anderen sollst du emphatisch mit der Umwelt leben, und zum dritten ständig die Ursachen für alles und jeden, in dir selbst suchen. Bei alledem sollst Du aber auch noch dein inneres Kind zufriedenstellen.
Ein Widerspruch in sich, den ich mir größer nicht vorstellen kann.
Wenn wirklich jeder ständig darauf achtet, was bestimmte Vorfälle oder Ereignisse in seinem Leben, ihm gerade zeigen wollen, und permanent sein Inneres befragt und in Resonanz mit sich selbst geht, wo bleibt da der Raum für Empathie, der Raum um auf andere zuzugehen, den anderen zu „sehen“ und zu fühlen?
Denn nur im Fühlen für/oder mit dem anderen, kannst Du ihn wirklich erkennen.
Wo bleibt da die Zeit und die Aufmerksamkeit für ein liebevolles, verständiges Miteinander?
Nein, ich kann es mir nicht vorstellen, und möchte so auch nicht leben wollen.
Fixiert nur auf mich selbst, auf mein Inneres, auf die Hinweise und Winke des Lebens und des Schicksals. Dauerhaft beschäftigt nur mit meiner Person … meinem inneren Kind …ständig unter Druck zu erkunden, was mir gerade gezeigt wird! Von mir gibt es da ein Klares und deutliches NEIN!
Wo bleibt dann das Fühlen, das Mitleiden, das Mitfreuen, die Liebe zu anderen, wenn ich mich selbst ständig so in den Vordergrund stelle, und dauerhaft beschäftigt bin, mein Unterbewusstsein, mein komplettes Inneres zu erforschen?
Wo bleibt das Miteinander, wenn jeder nur seine Projektionen beachtet … für mich in meiner Vorstellung, würde dann erst das Chaos ausbrechen, dass eigentlich keiner will.
Eine kalte Welt wäre die Folge, weil jeder nur sich selbst sieht.
Eine Welt in der die Liebe zugunsten der falsch verstandenen Selbstliebe ihren Abschied nimmt.
Und nicht zu vergessen, mit der ständigen Beschäftigung mit Fragen, wieso dich jetzt gerade wieder etwas emotional berührt, egal auf welche Weise, nimmst du dir die Chance, einfach nur zu fühlen, was dir das Leben an schönen Momenten, Gefühlen und besonders der Liebe schenkt. Wenn Du nur noch auf deine Projektionen, Spiegelungen und Hinweise des Lebens achtest, erlaubst Du genau diesem Leben nicht mehr, dich zu überraschen, dich wie ein Kind zu freuen und einfach nur das Fühlen zu genießen. Denn dein inneres Kind sucht nach Leichtigkeit, nach Glücksmomenten, aber auch nach Aufgaben, die Welt zu erkennen, zu befühlen, zu verstehen und zu erobern. Dein inneres Kind will nicht ständig alles in Frage stellen, und so die Schönheiten übersehen. Auf diese Weise wirst du dein inneres Kind niemals erlösen.

Ich möchte mein Leben genießen, mich von unerwartetem überraschen lassen, auch wenn es nicht immer positive Überraschungen sind. Ich möchte nicht 24/7 jedes Ereignis, jedes Erleben, jedes Zusammentreffen, jede Gefühlsregung in meinem Leben hinterfragen müssen, und dann durch all die Konzentration auf mich und mein Leben, am Leben anderer Menschen vorbeilaufen, ungeachtet dessen, wie sie fühlen, leben, lieben, leiden.
Und vor allen Dingen, nicht zu bemerken, wie meine Selbstreflexion, das schauen nur noch auf meine Werte, Gefühle und Resonanzen, sie verletzt, weil sie sich nicht mehr von mir gesehen fühlen.
Ich denke, ein solches Verhalten schränkt die sozialen Kontakte ein, macht dich abhängig von den Weissagungen deiner Projektionen, und von solchen Beratern, und macht einen misstrauisch den kleinsten Erlebnissen gegenüber.
Gerade jene, die solche Sprüche predigen, sollten einem einmal dauerhaft vorleben, wie sie dies hinbekommen, was sie dir so leichtsinnig in ihren schön verpackten Worten vorschlagen.
Es sind aber auch gerade diese Leute, die ihr Privatleben schön bedeckt halten, während sie dir Ratschläge geben, die dich nicht nach vorne in Richtung Miteinander bringen, sondern rückwärts, in die Einsamkeit mit dir Selbst.

Lasst uns lieber wie die Kinder sein, die das Leben lieben, die neugierig auf alles außerhalb sich selbst sind, die erkunden was die anderen tun, die sich in all dem Schönen um sich herum vertiefen können, und nicht nur in sich selbst. Die einfach nur machen, ohne jegliche Reaktion und Gefühlslage zu hinterfragen. Und die sich nicht das Leben selbst schwermachen, weil sie solch unnützen, ja teils sogar gefährlichen Ratschlägen folgen, von Menschen, die dir selbst ihre eigenen „klugen“ Worte nicht wirklich vorleben.

© Erika Flickinger


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