Lambchop: Zauberkasten

Lambchop: ZauberkastenLambchop
Kammerspiele, München, 15. Februar 2017
Der erste Dank geht an selbstverständlich an die Musiker, der zweite dann schon ans Haus. Man will ja einen solchen Abend nicht neben rempelnden Dauerquatschern mit Smartphone und Plastikbierbecher im Anschlag in einer dieser zugigen Mehrzweckhallen verbringen, deren einzige Bestimmung darin besteht, möglichst viele Menschen unter maximalem Lärmpegel zu versammeln. Tontechniker, die solche akustischen Höllenorte auszusteuern vermögen sind so selten wie Großhirn bei Breitbärten. Dennoch konnte man froh sein, daß die Münchner Kammerspiele nicht über bequemere Sitzmöbel verfügen, anderenfalls wäre man während des Konzertes am gestrigen Abend in allergrößter Zufriedenheit weggedämmert – tags drauf hätte der Boulevard dann auf Drogenhappening oder Massenhypnose tippen können. Nein, es waren nur Kurt Wagner und seine formidable Countrykombo Lambchop, die in intimer Theateratmosphäre auf Promotiontour vorbeigeschaut haben.
Der Sound der Formation aus Nashville ist ja wie gemacht für samtbezogenes Gestühl und Theaterbühne, vor Jahren gastierte die Band schon zu einem ebenfalls denkwürdigen Auftritt im Amerika-Haus, wen man heute davon erzählen hört, dem steht ein selten seliger Ausdruck ins Gesicht geschrieben. Der Unterschied: Die Gruppe ist ungefähr auf ein Drittel geschrumpft, Vorband wird keine gebraucht und – markanteste Änderung – Gemütsmensch Wagner setzt nun auf ein kleines Maschinchen, das er auf einem Klappstuhl vor sich platziert hat und das warme, tiefe Timbre seiner Stimme auf sehr zeitgemäße Art verfremdet, Hilfswort: Autotune. Frank Ocean macht das, Kendrick Lamar ebenfalls und Wagner hat auf dem neuen Album „FLOTUS“ ebenfalls sehr großen Gefallen daran gefunden. Natürlich ist das selbst für alternativen Country eine mehr als marginale Neuerung, hinzu kommen ja noch reichlich geloopte, elektronische Versatzstücke, die der Mann aus seinem Zauberkasten holt und so den Großteil der neuen Stücke präsentiert.
Gemeinsam mit Piano, Bass, behutsamem Schlagwerk und ab und an einer gezupften Gitarre wird daraus der gewohnt ausgeklügelte, raumgreifende Sound dieses bewunderswerten Klangkörpers. Fast das komplette aktuelle Album, jedes Stück gefühlte dreißig Minuten lang, wird aufgeführt, hinzu kommen einige ältere Stücke von nicht weniger gelungenen Vorgängern wie „Mr. M“ oder „Is A Woman“, alles in allem ein Hochgenuß, den man in dieser Vielschichtigkeit und Konzentration nur vom Jazz oder der klassischen Musik kennt. Oder eben von Lambchop. Daß der eher wortkarge Wagner den Part des Entertainers an seinen Pianisten delegiert, ist auch kein Schaden, so erfährt man (neben dem obligatorischen Trump-Witz) wenigstens, daß der auf den ganzen elektronischen Firlefanz eigentlich überhaupt keine Lust hat und die Frau am Merchandising-Stand einen nachträglichen Besuch wert ist. Gesagt, getan, er hatte Recht. Und selbst bei der ungewohnt lauen Winternacht, die einen vor der Tür erwartet, mag man nun nicht mehr an Zufall glauben...

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