Kritik - Wie ein wilder Stier

Kritik - Wie ein wilder Stier

"Der wilde Stier aus der Bronx, der wütende Bulle, Applaus für den berühmten Jake La Motta, Ladies und Gentleman." -

Im Falle, dass man sich mit den besten Dramen und den bemerkenswertesten Ehrerbietungen an den "Film Noir"  beschäftigen möchte, wird man zwangsläufig an einem Titel von Meisterregisseur Martin Scorsese aus dem Jahre 1980 nicht vorbeikommen: "Raging Bull." Martin Scorseses Werk offenbart sich im klassischen Sinne als  "der" Prototyp der herkömmlichen "Rise And Fall" Erzählung (wobei "Rocky" von John G. Avildsen die Maßstäbe setzende Umkehrung dieser Erzählung war). Ja ist Grunde genommen offenbart sich Martin Scorseses Film mehr als nur eine standardisierte, vereinfachte Ausleuchtung des Box Milieus der 40er bis 60er Jahre oder als ein simples, schillerndes Porträt. Sondern vielmehr als ein knallhartes, sehr oft unangenehmes Psychogramm über eine der faszinierendsten, aber leider gescheiterten Persönlichkeiten, die der Boxsport je hervorgebracht hat. Und wie bereits Regiekollege Steven Spielberg in dessen Welterfolg "Schindlers Liste" bedient sich auch Martin Scorsese eines visuellen Kunstgriffes: er taucht"seine" authentische Variante über das äußere und innere Leben Jake La Mottas in schwarzweiße Bilder, um diese konsequent und erfolgreich der Alterung zu entziehen. Um diese so einer unbestimmten Zahl an nachfolgenden Generationen vererben zu können. "Raging Bull" offenbart sich als zeitlos, ja etwas besonderes. Denn auch in Sachen Schauspiel werden alle Register der Kunst gezogen. Robert de Niro gilt ja unbestritten als eier der wenigenn Großmeister der Schauspielkunst. Was er als "Muse" von Martin Scorsese in "Raging Bull" einmal mehr unter Beweis stellt. Denn mühelos meistert er den schwierigen Drahtseilakt vom arroganten, selbstsüchtigen,  egoistischen, skrupellosen, menschlich schwächelnden und mit dem Sieger Gen ausgestatteten Boxchampion zum fetten, verfressenen, Alkohol- und Drogen durchsetzten und seelisch kaputten Wrack, welches am Ende nur noch ein Schatten von sich selbst ist. 

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Und vor allem durch Martin Scorseses überragende Regie Künste (zu welchen seine über die Jahre perfektionierte Fähigkeit, durch die eigene gesammelte Lebenserfahrung menschliche Alltags- und Beziehungssituationen genauestens zu erfassen und bis ins extrem, egal ob positiver oder negativer Hinsicht, zu steigern und auch glaubwürdig zu inszenieren)  gerät "Raging Bull" zu einer der eindrucksvollsten Autobiographien / "Bad Ass" Psychostudien der Filmgeschichte.

"Wie fühlt es sich an, zu einem Mann mit Jähzorn, Skrupellosigkeit und innerem Schmerz zu werden, Gefühle wie Vertrauen und Liebe nicht zu kennen?” "Wie fühlt es sich an, nur noch das Boxen als einzigstes Ziel im Kopf zu haben?” -

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 Diese Fragen schießen  einem bei Betrachtung von "Raging Bull” permanent durch den Kopf.
Und Martin Scorsese liefert dem Betrachter die richtigen Antworten auf diese Fragen. Und zwar in einer Form von Blut, Schweiß, Tränen und Brutalität, zuwelcher auch der restliche Cast (unter anderem ein brillant aufspielender, glaubwürdiger Joe Pesci) seine entsprechende Leistung beizutragen hat. Martin Scorsese legt die Schattenseiten seines geschilderten Milieus wie nur wenige Regisseur vor oder nach ihm gnadenlos offen. "Raging Bull" gerät nicht nur zu einer der korrektesten Schilderungen einer persönlichen, menschlichen Tragödie, sondern offenbart sich als subtile Abrechung mit einer Scheinwelt, in welcher Lug / Betrug am Sport an der Tagesordnung sind. In welchem die Menschen das Haifischbecken also, indem sie sich permanent bewegen, nur zu selten überleben. Und falls sie es überleben, bleiben sie am Ende als gebrochene, psychisch kaputte und evtl. an sich selbst gescheiterte Individuen zurück.  Denn wenn man schon glaubt, alles gewonnen zu haben, verliert man am Ende doch alles, was man besitzt. Denn unbewusst setzt man sich der heimlichen Willkür anderer Mächte in seinem "sportlichem" Milieu aus. Man wird zu einem funktionalem Abziehbild derjenigen werden, welche wirklich die Kontrolle über das Boxgeschäft besitzen. Und wenn man denkt, dass man im Begriff ist alles zu verlieren, steht man am Ende unerwartet als der plötzliche Gewinner da. Das eigene Leben offenbart sich zeitweilen als Farce. Martin Scorsese ist wie kaum ein anderer Regisseur an der knallharten Realität des Boxgeschäfts dran, welche stets von Verbrechen und memorablen Tragödien durchzogen wird : Vertraue den Menschen, den du nicht vertrauen kannst, dann landest du schneller auf dem Boden der Tatsachen, als dir lieb ist. Vertraue denjenigen nicht, die dir wirklich nahe stehen und du steigst irgendwann unfreiwillig aus dem Spiel des Lebens aus.

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Fazit: Mit brillanten, schwarzweißen, eingefangenen Bildern von Michael Chapman und einem genialem Script bzw. der Unterstützung von Autor Paul Schrader gelingt Martin Scorsese ein smartes Meisterwerk und ein wichtiges Stück Filmkultur.

Wertung: 10/10 Punkte


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