Kritik - Und täglich grüßt das Murmeltier

Kritik - Und täglich grüßt das Murmeltier

"Das ist erbärmlich, Leute. Ca. tausend oder mehr Menschen frieren wie die Blöden und warten auf die Anbetung einer Ratte! Welch ein Quatsch. Dabei hat der Murmeltier-Tag hier wirklich mal was bedeutet. Man hat den Nager rausgezogen und ihn verspachtelt. IHR SEID VERDAMMTE HEUCHLER! IHR ALLE!" -

Zusammen mit Hauptdarsteller Bill Murray schuf Harold Ramis in den 90er Jahren einen der besten Filme aller Zeiten bzw. einen unvergessenen Komödienklassiker.  "Groundhog Day” war geboren.  Wer kennt sie nicht, die unerträgliche Monotonie, die immer wiederkehrende, tagtägliche Leier. Manchmal macht uns der Winter depressiv, manchmal lässt er uns als Menschn zynisch und sarkastisch erscheinen . So wie dem berühmten Murmeltier, das in den Winterschlaf fällt, kann es uns im übertragenen Sinne als Menschen ergehen. Ab und zu verlieren wir im Leben unser Einfühlungsvermögen und unsere Toleranz gegenüber unseren Mitmenschen, ab und zu übersehen wir auch die Menschen, mit denen wir im nachhinein doch manchmal mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick scheint. Wir nehmen keine Notiz von DEN Menschen, die uns wirklich so als Menschen sehen, also uns so nehmen wie wir sind. Und uns ihre empfunden Gefühle zeigen. Es ist bedauerlich. Denn wir leben ja schließlich nicht ewig. Und gute Freunde und Menschen, die einen wirklich lieben, trifft man nicht oft im Leben. Daher sollte man die schönen Momente des Lebens wieder zu schätzen wissen.

Kritik - Und täglich grüßt das Murmeltier

Einer dieser Menschen, der jeden Tag dieselbe Leier bzw. Monotonie ertragen muß und menschlich selber in eine Art Winterschlaf verfällt, ist TV-Wetterfrosch Phil (brillant: Bill Murray), welcher vordergründig betrachtet sich wie der König aller Zyniker bzw. sprücheklopfender Sarkasten verhält. Und nichts anderes zu tun hat, als mit bissigen und schlagfertigen Sprüchen seinen Kollegen tagtäglich das Gefühl von Unterlegenheit zu geben. Da gibt es den Pullunderträger Larry (Chris Elliot), welcher unter Phil immer wieder zu leiden hat, den Versicherungsvertreter Ryerson (wunderbar nervensägend: Stephen Tobolowsky) und die sympathische und sehr liebenswerte bzw. herzensgute Rita (Paraderolle: Andy McDowell), welche die Attacken von Phil weiß Gott nicht verdient hat.

Kritik - Und täglich grüßt das Murmeltier

Was im Laufe von Harold Ramis Komödie "Und täglich grüßt das Murmeltier" noch folgen wird, ist die pure Hölle für jeden Chef-Zyniker bzw. Griesgram vom Dienst: Phil wacht eines morgens auf und erlebt den "Groundhog Day” immer wieder aufs neue, solange bis er selber aus seinem "Schlaf" erwacht und seine menschlichen Schwächen in der Lage ist zu überwinden. Und das führt nur über folgenden Weg: er muß das Herz der schönen Rita für sich gewinnen. Aus dieser Situation ergibt sich für das Publikum eine perfekte und irre Situationskomik. Auf jede erdenkliche Art und Weise versucht Phil dem Nest Punxsutawney und seinem Schicksal erst zu entgehen und sich mit diesem später zu arrangieren: was könnte man nicht alles tun, würde man jeden Tag aufs neue erleben. Man könnte Ryerson wunderbar eins auswischen und ihn ohrfeigen, man könnte Banken ausrauben ohne bestraft zu werden, die Möglichkeiten wären schier unendlich. Nur bringt einen das persönlich weiter?  Man erhält darauf die entsprechenden Antworten, wenn Bill Murray in seiner Rolle als Wetterfrosch Phil das Gedächtnis behalten, aber dem einen, immer wiederkehrenden Tag nicht entrinnen darf. Wäre es nicht fantastisch, wenn man alle Krankheiten durch den immer wieder kehrenden Murmeltier besiegen könnte, weil man Zeit genug bekommen würde, um etwas gegen diese zu unternehmen. Oder wenn man keine finanzielle Unsicherheit mehr zu spüren braucht und man soviel Zeit wie noch nie im Leben bekommen würde, um all das zu tun, was man schon immer gerne tun wollte? Denn Krankheiten, Kummer und Leid und viele weitere Dinge fressen manchmal die Seele des Menschen auf. Phil´s Seele ist davon auch schon teilweise betroffen. Doch leider gibt es für Phil trotz der täglichen, zwischenmenschlich geschaffenen Möglichkeiten des "Groundhog Days" am Ende leider keine Erlösung vom eigenem übel.

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Denn nur das, was uns im innersten zum Menschen macht, bringt uns die Erlösung.
Regisseur Harold Ramis und Drehbuchautor Danny Rubin schufen eine brillante, mit gepfeffertem Worwitz gespickte Komödie , welche auf den Werken und Gedanken von Nietzsche und der klasischen Weinachsgeschichte von Charles Dickens basiert. "Groundhog Day” befaßt sich im innersten mit der Frage "was macht uns zum Menschen”, "wieviel können und sollten wir oder "was” sollten wir über uns selber lernen, damit wir zu einem besserem Menschen werden?” Bill Murray meistert den Wandel von der tragischen Figur und vermeintlichem Charles Dickens Unsympathen zum liebenden Menschen, der genau wie in der klassischen Dickens Weinachtsgeschichte hier als Chefzyniker des amerikanischen Komödien-Kinos am Ende menschlich geheilt zurückbleibt (!)  ohne große Mühe und Not. Bill Murray offenbat sich als Schauspielschwergewicht: Dank seiner erstklassigen, schauspielerischen Leistung, welche die pure menschliche Verzweiflung , verkörperten Mut,  Freude und Euphorie,  geistige Abwesenheit, aber auch menschliche Frustration und Resignation beinhaltet, wird das Publikum Zeuge der kompletten Bandbreite an menschlicher Gestik, Mimik, also Emotionen. 

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Fazit: Trotz der unvermeidlichen formelhaften Inszenierungs-Art ist Harold Ramis Komödie "Groundhog Day” zu einem Film-Klassiker geraten , der sich bislang nur in optischer Hinsicht ein klein wenig abgenutzt hat, wegen seiner aus heutigen Sicht vielleicht einen Tick zu schräg und zu albern wirkenden (aber  immer noch liebenswerten) Figuren einen kleinen, faden Nachgeschmack hinterlässt und mit einer sehr humanen und sympathischen Botschaft flankiert ist: tue mehr in Punkto Menschlichkeit, bemühe dich mehr um deine Mitmenschen. Sei kein Egoist und Ar...., sondern sei ein sozialer, liebenswerter und hilfsbereiter Mensch. Zeige anderen dein Mitgefühl und auch du wirst positives ernten. "Groundhog Day” offenbart sich nicht nur als romantische Liebeskomödie, sondern  hält uns den mentalen und menschlichen Spiegel vor das Gesicht. Denn manchmal ist eine Weiterentwicklung in Punkto Menschlichkeit und Reife unausweichlich, um als Mensch geliebt und akzeptiert zu werden. Abgesehen vom ernsten und romantischen, thematischen Kern bleibt natürlich eine irre lustige Komödie übrig, welche es schafft, über die komplette Laufzeit mitzureißen und bestens zu unterhalten. ""Groundhog Day" offenbart sich als immer noch guter Film, als clevere Reflexion des Lebens. Und reißt uns aus dem persönlichem Winterschlaf.

Wertung: 8.5/10 Punkte


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