Kritik - Jäger des verlorenen Schatzes

Kritik - Jäger des verlorenen Schatzes

"Du bist nicht der Mann, den ich vor zehn Jahren kennen gelernt habe." "Das sind nicht die Jahre, Schätzchen, das ist Materialverschleiß." -

Wenn es grundsätzlich darum geht, Filme eines bestimmten Genres einer subjektiven / persönlichen Standortbestimmung zu unterziehen, wird man nicht darum herumkommen, Steven Spielbergs "Indiana Jones - Jäger des verlorenen Schatzes," genau wie seine beiden überaus gelungenen Nachfolger, zu den besten Filmen der Sparte "Abenteuerfilm” hinzu zählen zu müssen. Perfekte Filme gibt es viel zu selten, und "Jäger des verlorenen Schatzes” ist einer von diesen Filmen.  "Jäger des verlorenen Schatzes" offenbart sich im Grunde seines Herzens als ein schlichtes und archaisch anmutendes B-Movie Konstrukt, welches durch Steven Spielbergs Können auf ein ganz neues Level gehoben wird. "Indiana Jones - Jäger des verlorenen Schatzes” wächst während seiner Laufzeit zu einem perfekt inszenierten Prototyp des modern konzipierten, erstklassigen Blockbusters, also zu einem rund um gelungenem A-Level-Film heran, welcher auch nach über 30 Jahren nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt hat. Und gerade durch Harrison Ford schauspielerische Leistung steht und fällt ein Ableger von Steven Spielbergs "Indiana Jones”, wie man zuletzt auch wieder mit dem vierten Ableger "Das Königreich des Kristallschädels" erleben durfte, in welchem Indy des öfteren deutlich ermüdet vor sich hin schlich. In guten Zeiten hingegen trug seine Performance dazu bei, das aus einem bereits gutem Film ein überragender Film werden konnte. Sein verwegene Figur Dr. "Indiana Jones" offenbart sich als kühner Held und mutiger Abenteurer, welcher mit Geist, Intelligenz und einem großartigem Wissen ausgestattet wurde. Diese Kombination übt auch heute noch einen schwer in Worte zu fassenden Reiz auf das Publikum aus. Indiana Jones kommt also dem vorgelebtem Ideal diverser Pulp-Groschenroman-Abenteuer- Vorlagen, welche zwecks Schaffung einer zeitlosen"Abenteuer-Ikone" Pate standen, sehr nahe.

Kritik - Jäger des verlorenen Schatzes

Eine kleine Anekdote am Rande: In einer legendär gewordenen Szene, in der Harrison Ford in "Jäger des verlorenen Schatzes" in Wahrheit an "Durchfall” litt, konnte diese auf Grund seiner Krankheit beinahe nicht zu Ende gedreht werden. Harrison Ford sollte in "Jäger des verlorenen Schatzes" einen bekannten arabischen Gegner, welcher mit einem Krummschwert in der Hand ausgestattet war, mit der Peitsche besiegen, konnte sich aber kaum von der Stelle rühren, weil die Angst herrschte er würde ... Das Resultat: Als Gag für den Publikum nietete Harrison Ford den arabischen Säbelkämpfer kurzerhand mit seiner überraschend gezogenen Pistole quasi wie im Vorbeigehen um. Die Szene wurde also gerettet, ihre Sympathien haben sich Harrison Ford und Steven Spielberg daher bis heute zu Recht verdient. Denn das Resultat besagter Szene erweist als perfekt getimt und daher saukomisch. Des weiteren fasziniert das dreißiger Jahre Ambiente / Setting in "Indiana Jones” das Publikum bis heute und lässt aus einem schon überragenden Film sogar einen zeitlosen Film werden. Als bis heute einzigartig erweist sich auch der legendäre Score von John Williams, welcher sich mittlerweile fest in der Pop- und Filmkultur verankert hat und alle dynamischen wie auch ruhigen Filmszenen stimmungsvoll untermalt. Steven Spielberg inszenierte einstige packende, herausragende und begeisternde Actionszenen, welche auch ab und zu mal hart und blutig ausfallen und die zum Großteil staubige und dreckig generierte Atmosphäre bestens unterstützen. Steven Spielbergs und George Lucas unvermeidbare, in den Vordergrund gerückte Jagd auf die sagenumwobene Bundeslade weist sich bei näherer Betrachtung als noch lange nicht so abgehoben bzw. sich dem persönlichen Verständnis des Publikums entziehend inszeniert wie beispielsweise das Finale des "Königreichs des Kristallschädels.” Zu den bekannten religiösen Mythen als klassischem McGuffin läßt sich immer ein besserer Bezug herstellen.

Kritik - Jäger des verlorenen Schatzes

Dazu kommt, das Steven Spielberg einst ein entsprechendes Händchen für eine perfekt in Szene zu setzende Gegnerschaft hatte. Seine zur Schau gestellten Nazi-Schurken erweisen sich nicht etwa als klischeehafte Abziehfiguren zweitklassiger Abenteuer-Filme, sondern wirken immer menschlich. Sie legen also eine glaubwürdige, bedrohlich Aura an den Tag, sind fast immer allgegenwärtig und überragen teilweise auch mit ihrer physischen Präsenz. Bereits der unvergessene Faustkampf auf dem Flugfeld zwischen Indy und einem Bären von Mann bzw. Nazischläger, welcher als Running Gag in "der Tempel des Todes" seine Wiederauferstehung feiern darf, (inklusive Turban und angeklebtem Bart), ist alleine eine Sichtung von "Jäger des verlorenen Schatzes" wert. Steven Spielberg treibt sein Spiel mit den entsprechenden Antagonisten geradezu augenzwinkernd auf die Spitze, befindet sich dabei mit dem Publikum aber immer auf Augenhöhe. Und provoziert dieses mit der an den Tag gelegten zum Gruß ausgestreckten Hand Symbolik des dritten Reiches in manchmal unverschämter Manier. Ebenso versteht er es meisterhaft, zum regelrechten Mitfiebern mit Indiana Jones anzustiften, wenn dieser ganz besonderen Erzfeinden des dritten Reichs gegenübersteht: insbesondere Ronald Lacey lieferte einst eine sehr gute schauspielerische Leistung ab, als es darum ging, einen selten glaubwürdiger gesehen, finsteren, bedrohlichen und skrupellosen Anführer der Anhänger des dritten Reiches zu verkörpern.  Darüber hinaus bleibt natürlich der kontrovers diskutierte, freche Heil Hitler Affe inkl. dem obligatorischen Gruss unvergessen...

Kritik - Jäger des verlorenen Schatzes

"Vipern und Kobras, sehr giftig und gefährlich. Du gehst am besten vor, Indy..." -

Ebenso legen die restlichen Ensemble-Darsteller eine herzerfrischende, abenteuerliche Verschroben- und manchmal auch vorhandene Kratzbürstigkeit an den Tag, welche z.B. von Karen Allen alias Marion Ravenwood hervorragend verkörpert wird. Marion Ravenhood erweist sich als "die” perfekte, starke, selbstbewußte aber auch herzliche Frau, welche einen wirklichen erstklassigen Buddy an der Seite von "Good Old Indy" abgeben darf. So mancher wünschte sich Marion Ravenwood einst heimlich selbst an seiner Seite bzw. als "Love Interest” herbei. Paul Freeman hingegen verkörpert als französischer Grabräuber, zumindest vordergründig betrachtet, einen hinterhältigen Schurken, bei genauerem hinsehen wird aber deutlich, wie komplex bzw. facettenreich seine Figur als kultivierter Grabräuber angelegt ist. Er unterscheidet sich in Punkto Gier und Skrupellosigkeit von Indiana Jones z.B. eher weniger, wirkt also eher wie ein konstruiertes Spiegelbild der Schlapphut tragenden Abenteuer-Ikone. Diese Metapher wird auch im Laufe des Filmes kultig per Dialog ausdiskutiert. John Rhys-Davies darf als treuer Indy-Buddy Salas schauspielerisch im Gegensatz leider nicht so viel in die Waaschaale werfen und daher so erstklassig auftrumpfen wie im Steven Spielbergs drittem Indiana Jones Abenteuer, "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug,” er verkommt also ein bisschen zum Satz- und Stichwortgeber. Was am Ende aber zu verschmerzen bleibt.

Fazit: Steven Spielberg  schuf mit "Jäger des verlorenen Schatzes" einen modernen Klassiker mit einem legendär gewordenen und lange Zeit diskutiertem Ende. Und er inszenierte Indiana Jones allerersten Auftritt mit viel Rasanz, passendem Wort-Witz, dazugehöriger Selbst-Ironie und entsprechend heiterer Stimmung, ohne in die beinahe parodistisch anmutenden Gefilde des Abenteuers aus eigenem Hause, "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug", zu verfallen. Von Materialverschleiß kann bei Indy in "Jäger des verlorenen Schatzes" noch nicht die Rede sein, der Unterschied wurde bei Harrison Ford leider Gottes erst 30 Jahre später unnötigerweise mental und verständlicherweise körperlich sichtbar.

"Idioten. Bürokratische Idioten. Die wissen überhaupt nicht was sie da haben." -


Aber dafür wissen wir, was "wir" von unserem liebgewonnenen "Indy" haben. Er ist von jemand anderen unglaublich schwer zu ersetzen...

Wertung: 10/10 Punkte


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