Krisenbedingt machen die Deutschen anders Urlaub

Jetzt liegt die Bilanz des Reisejahres 2016 vor: In der Disziplin Urlaub und Reisen sind die Deutschen auch im vergangenen Jahr Champions geblieben. Die Anzahl der mehrtägigen Urlaubs- und Privatreisen hat wie in den Vorjahren weiter zugenommen, wie Auswertungen des Marktforschungsunternehmens GfK belegen. Im Zuge des positiven Konsumklimas in Deutschland sind die Ausgaben für Urlaubs- und Privatreisen insgesamt um zwei Prozent angestiegen. Für ihre Urlaubs- und Privatreisen (ab einer Übernachtung) gaben die Deutschen rund 86 Mrd. Euro aus – davon werden Reiseleistungen in Höhe von 59,8 Mrd. Euro vor Reiseantritt in Deutschland gebucht, schreibt der DRV in einer Pressemittlung.

Krisen und die politische Situation in einigen Ländern dieser Welt – etwa in der Türkei, in Ägypten und Tunesien – haben Auswirkungen auf das Reiseverhalten der Urlauber gehabt. Sie haben zu einer teilweisen Verlagerung der Urlauberströme geführt. „Die Bundesbürger sind mehr verreist als im Vorjahr, aber sie haben anders Urlaub gemacht“, bringt es Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen ReiseVerbandes (DRV) auf den Punkt. Sie haben vornehmlich Ziele im westlichen Mittelmeer – Spanien mit den Balearen, Kanaren und dem Festland – sowie Portugal gebucht. Außerdem waren Griechenland und Bulgarien stärker als im Vorjahr nachgefragt. Hier gab es jeweils zweistellige Umsatzzuwächse bei den Veranstaltern. Auch Ziele in Deutschland und den Nachbarländern, die mit dem Auto gut zu erreichen sind, waren stark gefragt. Weniger stark gebucht waren die Türkei, Ägypten, Tunesien und Frankreich.

Krisenbedingt machen die Deutschen anders Urlaub

Ungebrochen: Die Lust auf Mallorca

Der Trend zum Urlaub im eigenen Land oder nahgelegenen Autoreisezielen wurde maßgeblich durch die veränderte Sicherheitslage geprägt. Gerade in diesem Reisesegment der Nahziele ist aber der Anteil der individuell organisierten Urlaube hoch. Der Verlagerung auf diese Ziele haben die Reiseveranstalter mit einem erweiterten Angebot in klassischen Urlaubszielen Rechnung getragen. Trotzdem profitierte der Veranstaltermarkt vom Wachstum hierbei nicht.Kreuzfahrten – die nochmals deutlich zulegten – und Urlaub auf dem Land wurden gegenüber Städte- oder Rundreisen bevorzugter gebucht. Busreisen blieben gefragt. Ferienhotels und Ferienwohnungen profitierten ebenfalls von den Verlagerungen, ebenso wie zahlreiche Spezialanbieter.

Hingegen konnten Fernreisen die Rückgänge im östlichen und südlichen Mittelmeer nicht kompensieren. Aufgrund der Schwäche des Euro verteuerten sich die Reisen, so dass die volumenstarken Ziele USA, Thailand und Indischer Ozean (mit den Malediven) nicht so stark gefragt waren wie in den Vorjahren. Einige kleinere Ziele besonders in der Karibik – wie Kuba (plus 37 Prozent Umsatz) und die Dominikanische Republik (plus sieben Prozent) – und Mexiko erzielten dagegen beeindruckende Zuwächse. Auch Fernreisen nach Afrika (plus 14 Prozent), vor allem zu den beliebten Urlaubsländern Südafrika, Kenia und Namibia, erholten sich nach den Einbrüchen während des Ebola-Ausbruchs in Westafrika 2014/15 sichtlich. Ein leichtes Umsatzwachstum zeigte sich auch für die Vereinigten Arabischen Emirate.

Krisenbedingt machen die Deutschen anders Urlaub

Thailand war weniger stark nachgefragt.

Die Verschiebung der Reiseströme zeigt, dass die deutschen Urlauber mehr individualisierte Reiseerlebnisse suchen und vermehrt Urlaubsorte aufgesucht haben, bei denen weniger subjektive Sicherheitsbedenken bestehen. Die Werte „Sicherheit“ und „Vertrauen“ gewinnen aus Sicht der Konsumenten auch aktuell weiter an Bedeutung, dies bestätigen Auswertungen der GfK. „Die Sicherheit auf Reisen spielt für viele Kunden eine ganz zentrale Rolle. Gerade die Krisensituationen in der letzten Zeit haben wieder deutlich gemacht: „Die Reiseveranstalter und Reisebüros kümmern sich um den Kunden, wenn’s ungemütlich wird“, fasst Fiebig die Vorteiler der professionell organisierten Reise zusammen. „Kein Reiseangebot in Krisenregionen, im Fall der Fälle Ansprechpartner vor Ort und Rückholung der Gäste, professionelles Krisenmanagement – diese bestmögliche Absicherung bietet nur die organisierte Reise, beim individuell organisierten Urlaub ist der Reisende auf sich gestellt“, betont der Präsident des Branchenverbandes.

Die Verlagerung der Urlauberströme spiegelt sich in den Umsätzen der Reiseveranstalter und Reisevermittler wider: Im Touristikjahr 2016 sank der Umsatz – entsprechend der Auswertungen der GfK – im Reiseveranstaltermarkt von 30,8 Mrd. Euro im Vorjahr um 1,9 Prozent auf 30,2 Mrd. Euro. Das heißt konkret: Die starken Zuwächse für die Mittelmeerklassiker, für Fernreisen und Kreuzfahrten konnten in der Summe den Rückgang für die – gerade bei den Familien so beliebte – Türkei sowie für Tunesien und für Ägypten nicht komplett ausgleichen. Zu groß ist die Bedeutung der Türkei als Urlaubsreiseland in den vergangenen Jahren geworden. Für den gesamten Reisebüromarkt ergibt sich ein Rückgang von 1,3 Prozent auf 24,5 Milliarden Euro. Dieser Markt umfasst das Privatkundengeschäft, bei dem ein Rückgang verzeichnet wurde, sowie das Geschäftsreise-Segment, das stabil auf hohem Vorjahresniveau geblieben ist.

Der Reisewille der Deutschen ist Umfragen zufolge – etwa laut der Stiftung für Zukunftsfragen – auch für 2017 hoch. „Das Bedürfnis nach Erholung ist ungebrochen und so werden derzeit kräftig Urlaubspläne geschmiedet“, so Fiebig zur Zwischenbilanz des neuen Jahres. Die ersten Wochen und Monate eines neuen Jahres sind traditionell die Hauptbuchungszeit für den Sommerurlaub. „Viele Deutsche haben ihren Haupturlaub noch früher gebucht als sonst – zum Teil schon im November und Dezember vergangenen Jahres“, so Fiebig. Hohe Frühbucherzuwächse haben dafür gesorgt, dass die Sommersaison 2017 im Reisebüro zum Buchungsstand Ende Januar nach den Verlusten im Vorjahr wieder ein Umsatzplus von kumuliert sechs Prozent nach GfK-Zahlen aufweist.

„Viele Kunden haben aus den letztjährigen Engpässen in nachfragestarken Zielen den Schluss gezogen, noch rechtzeitiger zu buchen, um auf jeden Fall das Wunschziel und Hotel zu bekommen sowie günstig verreisen zu können“, so Fiebig. Die Reiseveranstalter- und Reisebürobranche setzt in diesem Jahr darauf, dass die Vorteile des professionell organisierten Touristikgeschäfts wieder mehr Urlauber überzeugen können. „Dem Bedürfnis der Deutschen nach mehr Sicherheit, kommen wir entgegen. Denn hier punktet die Veranstalterreise mit der besseren Absicherung und dem leistungsfähigen Krisenmanagement. Das ist ein riesiger Mehrwert in eingespielter Kombination mit der persönlichen, individuellen Beratung und Information in den Reisebüros“, so der DRV-Präsident.

Die Zahl der stationären Reisebüros bleibt 2016 das dritte Jahr in Folge stabil bis leicht steigend. Dies bestätigt erneut: Das Reisebüro ist und bleibt eine unverzichtbare Anlaufstelle für Kunden – sowohl für Urlaubs- als auch für Geschäftsreisen. Mit knapp 10.000 Reisebüros hat Deutschland bezogen auf die Einwohner eines der dichtesten Reisebüronetze weltweit.

„Die Konsolidierungsphase, die zwischen 2005 und 2013 anhielt und in der die Zahl der Reisebüros zurückging, ist augenscheinlich beendet“, so Fiebig. Die Zahlen im Einzelnen: 2016 gab es in Summe insgesamt fast 9.940 stationäre Reisebüros (einschließlich Geschäftsreise-Büros). Dabei gab es unterschiedliche Entwicklungen: Die Zahl der touristischen Reisebüros ist gestiegen, die Zahl der Business Travel Büros ging zurück.

Die durchschnittliche Dichte der Reisebüros in Deutschland beträgt 2016 11,2 Büros je 100.000 Einwohner. Die höchste Reisebürodichte ergibt sich nach wie vor in Sachsen, die niedrigste Dichte hat Schleswig-Holstein (15,1 bzw. 9,0 Büros je 100.000 Einwohner). In zehn der 16 Bundesländer stieg die Anzahl der Reisebüros. Der höchste Anstieg ist in den Stadtstaaten zu verzeichnen (Bremen, Hamburg, Berlin). Die meisten Reisebüros in den Großstädten (über 100.000 Einwohner) sind in Berlin, gefolgt von Hamburg, München, Köln und Düsseldorf.

Ob stationäre Reisebüros zu einer Reisebürokette, einem Franchisesystem oder einer Reisebürokooperation gehören, hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung zugenommen. Inzwischen hat sich der Anteil des sogenannten systemgebundenen Vertriebs bei rund 93 Prozent eingependelt. Zum Vergleich: 2004 waren es 78 Prozent. Neben den stationären Reisebüros gibt es rund 1.480 sonstige touristische Buchungsstellen (dies sind Nebenerwerbsvertriebsstellen).


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