Kreuz und Halbmond – Der Zusammenprall zweier Kulturkreise –

von Inge M. Thürkauf

Der Islam befindet sich in einem gravierenden Wandlungsprozeß. Für Jahrhunderte war die islamische Welt ein in sich geschlossener Kulturkreis. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat die westliche Zivilisation mit ihrer technischen Überlegenheit auch die politischen, öffentlichen und privaten Lebensbereiche der muslimischen Gesellschaft berührt.

Betrachten wir jedoch zunächst die weltgeschichtlichen Bedingungen unter denen der Islam entstehen konnte.

Irrlehren im Christentum: Seit dem Beginn des Christentums stand die Kirche im geistigen Kampf mit Abspaltungen, die in nachapostolischer Zeit die Lehre der Botschaft Christi zu erschüttern suchten. Einen Höhepunkt der Zersetzung kann man in den beiden Irrlehren des Nestorianismus und Monophysitismus erkennen. Die Lehre des Nestorius, der behauptete, Christus sei ein Mensch, der Gott in sich trägt, und nicht vielmehr Gott selber der Wahrheit nach, wurde auf dem Konzil von Ephesus 431 verurteilt. Aus dem Bestreben, den Nestorianismus völlig zu überwinden, entstand ein neuer Irrglaube: der Monophysitismus, der erklärte, in Christus sei die menschliche Natur so in die göttliche eingegangen, daß nur eine Natur, und zwar die göttliche, vorhanden sei. Christus sei wahrer Gott, aber nicht wahrer und wirklicher Mensch wie wir. Dieser falsche Glaube wurde auf dem Konzil von Chalzedon 451 verworfen. Beide Irrlehren schließen eine wirkliche Erlösung des Menschengeschlechts durch Jesus Christus im Sinne einer vollwertigen Sühneleistung aus.

Trotz Ablehnung durch die Konzilien von Ephesus und Chalzedon erstarkten nach dem 6. Jh. diese glaubenszersetzenden Lehren zu selbständigen von Rom wie auch von der östlichen Reichskirche getrennten Nationalkirchen. Die Einheit der Ostkirche wurde zerrissen. Die Ideen des Nestorius verbreiteten sich über die gesamte Kirche Persiens. Von dort aus entstanden nestorianische Gemeinden in Syrien, Palästina, Ägypten und Nordarabien, später drangen sie nach Indien vor, dann nach China und weiter nach Sibirien.

Eroberungen durch den Islam: Als Mohammed (570-632) im Jahre 610 in Mekka seine Offenbarungen erhielt – nach seinem Zeugnis von Allah durch den Engel Gabriel übermittelt – war ein großer Teil der östlichen Christenheit durch den Nestorianismus und den Monophysitismus entzweit. Bei der Eroberung Ägyptens im Jahre 642 durch muslimische Araber, standen den 300 000 rechtgläubigen Christen rund 6 Mio. monophysitische Ägypter gegenüber und Ende des 6. Jahrhunderts nahm auch die alte syrische Kirche, mit Antiochien als Mittelpunkt, die Irrlehre des Monophysitismus an. Eine uneinige Christenheit jedoch, die zentrale Bereiche des Glaubens in Frage stellt, schafft Angriffsflächen für eine Religion, die den Anspruch erhebt, die ganze Welt im Kampf gegen die „Ungläubigen“ bis zu deren Tod in ein Haus des Islam (Dar al-Islam) zu verwandeln. Nach der Überzeugung der Muslime wird dieser Kampf erst zu Ende sein, wenn die ganze Welt das „Haus des Islam“ angenommen hat, denn „die Grenze des Islam ist die Grenze der Welt“. Diese Aussage stützt sich u. a. auf Sure 33, Vers 27 im Koran, wo es heißt: „Allah hat euch zu Erben gesetzt über die Ungläubigen, über ihre Äcker und Häuser, über all ihre Güter und über alle Lande, in denen ihr Fuß fassen werdet.“ Dabei ist das Ziel des Islam nicht so sehr, alle Menschen im Islam zu vereinen, sondern seine Bestrebungen gehen dahin, die ganze Welt unter das islamische Gesetz, der Sharia, zu stellen, weil nur das göttliche und daher vollkommene Gesetz der Sharia den Menschen Frieden bringen kann. Also nicht nur der Koran, sondern im gleichen Maße auch die Scharia, das auf der Basis des Koran beruhende Gottesgesetz, bestimmt den Islam.

Schon unter Mohammed breitete sich seine Lehre über den größten Teil Arabiens aus. Bereits drei Jahre nach seinem Tode begannen die Eroberungszüge in den ehemals christlichen Ländern und Regionen. 635 wurde Damaskus unterworfen, in den folgenden Jahrzehnten Mesopotamien, Jerusalem, Persien, ganz Ägypten und Zypern, Karthago. Im Westen überschritten 711 die Muslime die Straße von Gibraltar und eroberten Spanien. Der Islam drang in Gallien ein.

Erst der Frankenkönig Karl Martell machte 732 durch die siegreiche Schlacht zwischen Tours und Poitiers dem weiteren Vordringen des Islam im Westen ein Ende. Im Osten hingegen gingen die muslimischen Eroberungszüge weiter. Ende des 13. Jh. unterwarfen die Araber die Mongolen, die im 14. Jahrhundert den Islam annahmen. 1453 fielen Konstantinopel und damit die Hauptkirche der östlichen Christenheit, die Hagia Sophia, erbaut zu Ehren der göttlichen Weisheit. Dieses Wunder christlicher Kunst und Schönheit wurde in eine Moschee verwandelt, die Kreuze gegen den Halbmond ausgetauscht.

Von keiner anderen religiösen Bewegung wurde die Welt so rasch unterworfen wie vom Islam, allerdings nicht durch Lehre und Überzeugung, sondern durch Dijhad, durch „Feuer und Schwert“. Es hat sich bestätigt, was Kaiser Konstantin d. Gr. als Warnung an die versammelten Bischöfe des Konzils von Nizäa (325) gerichtet hat, eine Warnung, die bis in unser 21. Jahrhundert ihre Gültigkeit behalten hat: „Denn für schlimmer als jeder Krieg und jeder furchtbare Kampf gilt mir der innere Zwist der Kirche Gottes, und schmerzlicher scheint mir dieses als Kämpfe nach außen.“ Die Geschichtsanalyse des spanischen Philosophen Donoso Cortes bestätigt in seiner Rede an das spanische Parlament 1849 über 1500 Jahre später die mahnenden Worte Kaiser Konstantins: „Ich habe…viele Individuen gesehen und kennengelernt, die aus dem Glauben austraten und zu ihm zurückgekehrt sind; unglücklicherweise aber… habe ich niemals ein Volk gesehen, das zum Glauben zurückgekommen ist, nachdem es ihn verloren hatte.“

Siege über das Osmanische Reich: Einen Höhepunkt des Expansionswillens der Türken war die erste Belagerung Wiens im Jahre 1529. Suleyman der Prächtige wollte mit einem gewaltigen Heer den „Goldenen Apfel der Deutschen“, wie die Osmanen die Stadt Wien nannten, erobern. Doch hier erfuhren sie eine Niederlage. Trotz militärischer Übermacht konnten sich die Belagerer nicht durchsetzen und mußten sich nach heftigen Kämpfen unter großen Verlusten zurückziehen.

Einen weiteren Sieg über das Osmanische Reich, der nicht zuletzt der Macht des Rosenkranzgebetes zugeschrieben wurde, errang die „Heilige Liga“ mit Spanien an der Spitze und Don Juan de Austria als Oberbefehlshaber am 7. Oktober 1571 in der Seeschlacht bei Lepanto. Noch heute erinnert alljährlich das Rosenkranzfest, das Papst Klemens XI. auf die ganze Kirche ausdehnte, an dieses Ereignis. Mit dieser Schlacht wurde der Mythos vom unbesiegbaren Heer der Osmanen gebrochen.

Die entscheidende Wende im Kampf gegen den Weltherrschaftsanspruch des Islam leitete 1683 die zweite türkische Belagerung der Donau-Metropole, dem Tor zum Abendland, ein. Dem noch vom 30jährigen Krieg zerrütteten „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ stand wiederum eine zahlenmäßig überlegene Militärmacht gegenüber. Diesmal scheiterte die türkische Belagerung am zähen Willen der Bevölkerung und am rechzeitigen Eintreffen des Entsatzheeres aus Lothringen, Sachsen, Bayern und Baden, über das der polnische König Jan Sobjeski den Oberbefehl hatte. Es war ein geglückter Zusammenschluß der abendländischen Christenheit. Eine unrühmliche Rolle spielte Frankreich. Louis XIV., der „Sonnenkönig“, benützte die Türken als Bundesgenossen und hoffte dadurch auf eine Schwächung Österreichs. Am Morgen des 12. September 1683 erfolgte der Angriff. Vor der Schlacht riefen die Christen die Gottesmutter um Schutz und Hilfe an. Das Türkenheer wurde vernichtend geschlagen. Als Dank für die Befreiung Wiens hat Papst Innozenz XI., der den Ehrentitel „Verteidiger des christlichen Abendlandes“ erhielt, am 12. September das Fest Maria Namen eingeführt und zum Festtag für die ganze Kirche erhoben.

Die Abwehr der Türken und die damit verbundene Schwächung des osmanischen Reiches. waren für Europa von größter Bedeutung. Bei einem Sieg der Osmanen wären weite Teile Europas unter den Islam gefallen. – Das war vor über 300 Jahren!

Das Umfeld und die Kultur, in die der Islam sich bilden konnte, war das Arabien des siebten Jahrhunderts (heute formen Jemen, Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Kuwait und Jordanien die arabische Halbinsel). Vom nordarabischen Nestorianismus hat Mohammed einen großen Teil dessen erhalten, was er an christlichen Ideen besaß.

Die bemerkenswerteste Eigenschaft der Araber zur Zeit Mohammeds war ihr Hang zum Exzeß, den sie sogar in ihrer Lyrik verherrlichten. In einer älteren Dichtung wird diese Tendenz des Extremismus stolz beschrieben: „Wir sind Leute, für die es keinen Mittelweg gibt, und Toleranz ist nicht unser Weg. Wir bekommen, was wir wollen, oder wir sterben noch am selben Tag bei dem Versuch“ Diese Mentalität hat sich der Islam zu eigen gemacht, ja er bekräftigte noch die arabische Neigung zu Gewalt als Zeichen männlicher Tapferkeit. „Es gibt eine ganze Sure, die ‚Die Kriegsbeute’ heißt. Es gibt keine Sure, dieFrieden’ heißt. Der Djihad und das Töten sind das Haupt des Islam. Wenn man sie herausnimmt, dann enthauptet man den Islam“, (Belehrungen eines Scheichs der al Azhar-Universität, Kairo, an seine Studenten). Mohammed war ein kriegerischer Prophet, und die islamischen Eroberungen von China bis Spanien folgten gleichsam diesem Prinzip. An dieser Vorbildfunktion Mohammeds hat sich für die mit dem Koran verbundenen Muslime nichts geändert. Daher haben Muslime, die stark vom Islam geprägt sind, eine andere Sichtweise auf Aggressionen, Wut und drohendes Verhalten.


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