Konsum, Glück und Voodoo

Es war ein schrecklicher Tag, als mein CD-Player seinen Geist aufgegeben hat. Gut, er war wie alle Teile meiner Stereoanlage schon etwas betagt, aber ich bin eben altmodisch und mag nicht auf echte Tonträger verzichten. Weder auf Vinyl noch auf CDs. Nun kann man theoretisch auch mit einem DVD-Player CDs anhören. Richtig Spaß macht das aber keinen, denn erstens braucht der zum Einlesen der CD gefühlt die halbe Spieldauer. Und zweitens ist das Laufwerk aufgrund der höheren Drehgeschwindigkeit so laut, dass man es bei leisen Passagen hören kann. Das nervt. Also musste nach einer Zeit unbefriedigenden Hörens mit dieser Krücke doch wieder ein neuer her.

Oder vielleicht doch kein neuer. Ich sträube mich sehr dagegen, Dinge wegzuwerfen, die eigentlich noch völlig OK und nur alt sind. Das schlaueste wäre also gewesen, den alten einfach reparieren zu lassen. Aber in einem Anfall von Wir-nutzen-den-Umzug-zum-Ausmisten hatte ich ihn zum Recyclinghof gefahren. Hmpf. Na gut, die zweitbeste Alternative wäre dann, dem Konsumterror den Stinkefinger zu zeigen und sich einen gebrauchten zu kaufen. Die alten waren sicher eh besser als alles, was inzwischen so gebaut wird. Früher war ja alles besser.

Das sagt auch der Mensch im Reparatur- und Gebrauchtladen für HiFi-Komponenten. Gescheite werden heute gar nicht mehr gebaut, die sehen nur gut aus. Also gehe ich von dort mit einem 25 Jahre alten aber generalüberholten Sony mit neuem Laser nach Hause. Froh, wieder einen Player zu haben und stolz, dabei auch noch moralisch gut gehandelt zu haben.

Nur leider ist er nicht besser als die neuen, sondern zickt ganz gern mal rum. Manchmal fährt der Schlitten direkt nach dem Herausfahren wieder rein (nicht dramatisch und das verschwindet auch nach kurzer Zeit). Vor allem ist er aber ziemlich wählerisch, was CDs angeht. Ist die CD nicht völlig sauber oder gar verkratzt, so neigt er dazu, während der Wiedergabe wieder zu vorigen Liedern zurückzuspringen. Gut, verkratzte CDs besitze ich quasi nicht und putzen ist nicht das Problem. Bei meinen CDs. Bei denen meines Sohnes sieht das anders aus. Der kleine Zappelmann macht nicht mehr Freude, wenn er beim vorletzten Lied wieder zwei Lieder zurückspringt. Zuverlässig jedes Mal in Endlosschleife. Nicht gut. Ich will mir aber nicht eingestehen, dass das nicht der tolle Kauf war.

Das kommt erst, als er auch bei meinen CDs mit dem Springen anfängt. Die Sau. Allerdings ist die Gewährleistung inzwischen abgelaufen. Und ich habe keinen Bock mehr auf den Laden.

Also versuche ich es jetzt mal mit Modernisierung. Da ich auch in der Arbeit Musik höre, habe ich meine gesamte Sammlung in hoher Qualität als MP3s gerippt. Die könnte man ja auch zu Hause hören, andere haben den Sprung in die Gegenwart schon vor einiger Zeit gemacht und die können ja nicht alle unrecht haben.

Also Feldversuch, zwei Monate lang höre ich zu Hause statt CDs die gerippten Songs über mein altes Netbook, das ich an die Anlage hänge. Das funktioniert gut und dass es außer mir niemand bedienen kann oder will, stört mich nicht weiter. Es gibt Radios und andere Stereoanlagen in unserem Haushalt, die große Anlage im Wohnzimmer ist meine Domäne.

Nun kann man Playlisten erstellen, Musik im Voraus aussuchen und muss zum Wechseln nicht aufstehen. Hört sich gut an. Nur Spaß macht es keinen. Also mir zumindest nicht. Ich mag altmodisch sein, aber mir fehlt das Auflegen der Tonträger. MP3 ist was für andere Leute (oder für den Notfall), Streaming geht gar nicht.

Was soll ich sagen, jetzt steht da wieder ein CD-Player. Ein Marantz CD 5005, den es in Amazonien im Angebot gegeben hat. Nagelneu, groß, massiv, schweinegeil. Ich sitze mit feistem Grinsen vor der Anlage und obwohl ich weiß, dass der Klang nicht anders ist als vorher, hört sich jeder Ton besser an. Wie sollte es auch anders sein bei einem Gerät, dass so gut aussieht?

Ich bin ehrlich – ich kann mich nicht erinnern, wann es mir das letzte Mal so viel Spaß gemacht hat, etwas neu zu kaufen. Also scheiss auf den Rest. Sollte der jemals kaputt gehen, kann ich ihn ja reparieren lassen.


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