König Ubu im Stadtbad Steglitz

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„Das Stück spielt in Polen und das heißt nirgendwo“, sagte Alfred Jarry von seinem Stück „König Ubu“, das 1896 uraufgeführt wurde. „Vater Ubu“, Doktor der Pataphysik und dekoriert mit dem Orden des roten Drachens von Polen ist skrupellos, gierig, faul und flucht die ganze Zeit. So muss er denn auch von seiner Frau „Mutter Ubu“ überredet werden den König Venceslas samt Gefolge zu massakrieren, um selbst König von Polen zu werden. Fluchs wird Adel und wer sonst noch Geld hat zur persönlichen Bereicherung des Königs „enthirnt“. „Schoiße!“, freut sich da der König. Während das komisch dadaistische Stück seine Figuren komplett entpsychologisiert und als Schablonen einer Machtparodie anlegt – die Uraufführung fand mit Marionetten statt – stellt das Ensemble  dem (heute) doch etwas spröden Text Realismus und Tempo gegenüber. König Ubu wird hier gar nicht marionettenhaft, als harter alter Mann, großartig von Friedhelm Ptok dargestellt – bis er bricht, die Müdigkeit sichtbar wird hinter der lauten Vulgarität und „Mutter Ubu“ (Jessica Tietsche), inszeniert als aufreizende Geschäftsfrau, sich als die wahre Drahtzieherin entpuppt. Alexander Klages und Yuri Garate, die mit Ernie und Bert Soundtrack, alle anderen Rolle übernehmen, sorgen für Tempo und Eskalation und führen das Publikum durch die Spielstationen im Stadtbad, das sich mit verranztem Industrie-Charme großartig als Endzeitkulisse eignet. Es kommt, wie es kommen muss. Der Verbündete „Bordure“  sorgt mithilfe des russischen Zaren für den Sturz des Tyrannen, Mutter Ubu flieht mit der Staatskasse und und Vater Ubu findet sich im Heizungskeller des Stadtbades wieder: Alt, verbraucht, halluzinierend sieht man hier beeindruckend den Tyrannen zerbrechen und als er wenig später mit Mutter Ubu nach Frankreich flieht, um den nächsten Coup zu planen, weiß man, wer die Fäden zieht.

Darsteller: Friedhelm Ptok, Alexander Klages, Jessica Tietsche, Yuri Garate

Musikalische Leitung: Markus Reschtnefki

Bühnenprojektion/Videokunst: Nurgül Oruc

Kostüm: Martina Baist

Lichtdesign: Matthias Schenk

Regieassistenz: Micky Haque

Supervisor: Alf Dobbert-Baums

Regie: Beatrice Murmann

 


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