Kommunen, Städte, Metropolen (Teil5) – Wie definieren sich Städte?

Jedes Gemeinwesen steht vor der Frage, welchem Umstand es seine Existenz verdankt und wohin es in Zukunft will. Es ist eine nahe liegende, weil existenzielle Frage. Deshalb verwundert es so sehr, dass sie oft weder gestellt wird noch im Bewusstsein der Protagonisten verhaftet ist. Doch die Bürgerschaft ist für diese Frage bei allem sonstigen Desinteresse in hohem Maße zugänglich. Bei aller möglichen Abstinenz bei Kommunalwahlen, diskutiert man diese Frage mit Bürgerinnen und Bürgern, dann wird deutlich, dass so etwas vorherrscht wie ein strategisches Interesse an der eigenen Stadt.

Stadt_Blick

Kernfragen: Was sind die Existenzgrundlagen und wohin soll sich meine Stadt entwicklen? – Foto: © politropolis.de

Die wachsende Komplexität moderner Städte macht es zuweilen nicht leicht, die wesentliche Frage nach der Existenzgrundlage zu stellen. Die bestimmenden Faktoren sind jedoch sehr einfach und deutlich zu benennen.
Entweder eine Stadt verdankt Existenz und Bedeutung aus der einfachen Tatsache, dass sie das Zentrum der politischen und wirtschaftlichen Macht ist. Dann versteht sich vieles von selbst. Das Geld fließt in die Stadt, in der Stadt werden Entscheidungen getroffen, die weit über die Stadtgrenzen viele betreffen. Meistens korrespondiert dieser Umstand mit einer sehr konzentrierten Ansammlung kultureller Einrichtungen, da sich die Mächtigen so etwas leisten können oder sich durch die Macht schlichtweg von anderen leisten lassen.

Die wesentlich weiter verbreiteten Grundlagen kommunaler Existenz sind allerdings entweder eigene Wertschöpfungsprozesse wie Güterproduktion und Güterverarbeitung oder der Handel mit Gütern und das Anbieten von Dienstleistungen. Die Aktivitäten, die von der Bürgerschaft ausgehen und zu den Mitteln führen, die in einer Kommune zur eigenen Gestaltung verausgabt werden können, führen nicht selten zur Definition der Stadt durch die Bürger. So existieren Stahl- und Automobilstädte, Städte bestimmter Handelsorganisationen, Porzellan- wie Börsen und Marktzentren. Analog funktioniert es mit der Macht, da sind es Herrschersitze oder politische Metropolen. Interessant bei dieser Definition sind die Strategien, die daraus resultieren. Sie fokussieren auf den Erhalt des Status Quo. Eine Orientierung an einer Qualität, was urbanes Selbstverständnis anbetrifft, sind eher selten. Aber es gibt sie.

Ein Phänomen jedoch steht der positiven kommunalen Entwicklung im Wege.

>>So sehr bürgerschaftliches Engagement den Lebensnerv eines Gemeinwesens illustriert, so sehr kann es auch seine Verwahrlosung dokumentieren. Und zwar dann, wenn unter dem Mantel des bürgerschaftlichen Engagements ein eindimensionaler Lobbyismus betrieben und die Weiterentwicklung der Kommune in einem angenommenen Gesamtinteresse blockiert wird.<<

Nicht selten verbergen sich hinter diesen Bewegungen die sozialen Eliten einer Kommune, die Besitzstände sichern wollen und mit der Art und Weise ihres Vorgehens dokumentieren, dass sie kein Interesse an einem Ausgleich mit anderen Bevölkerungsgruppen haben. Wie im vermeintlich Großen, so ist es auch im tatsächlich Elementaren: Dem Sozialverhalten der Eliten ist zu entnehmen, welche Zukunftsprognose das Gemeinwesen ohne gravierende Verwerfungen noch zu erwarten hat.

Die Situation, vor der viele metropolitane Städte stehen, hat etwas Absurdes: Die Eliten kämpfen um ihre partikularen Interessen und verweisen dabei auf die sozialen Ränder einer Stadt, in denen die Arbeitslosen und neuesten Migranten versammelt sind und bezichtigen sie der Ursachen für die wirtschaftlichen wie sozialen Probleme. Ihre Funktion hinsichtlich innovativer Impulse wird ausgeblendet und das Ganze entpuppt sich als Ablenkungsmanöver von den eigenen Sicherungsaktivität. Und verdutzt reiben sich die Teile der Bürgerschaft die Augen, die durch ihr tägliches Dasein direkt den Reichtum und Wohlstand schaffen, auf dem eine Stadt gegründet ist. Da stellt sich die Frage, welches politische Konzept und welche Akteure in der Lage sind, eine an die gute alte Dekadenz erinnernde Situation politisch aufzulösen.

..Fortsetzung folgt..


Teil5
der Artikelreihe von Gerhard Mersmann zum Themenkomplex
Kommunen, Städte und Metropolen:

1. Die Kommune als Mikrokosmos politischer Theorie (Link)
2. Die Komplexität moderner Metropolen (Link)
3. Unregierbarkeit als Hinweis auf zukünftige Qualität (Link)
4. Konkurrierende Demokratiekonzepte in der Kommune (Link)
5. Wie definieren sich Städte?
6. Oberbürgermeister, Strategien und Prinzipien

Lesen Sie auch:
Interview: “Ein stiller Putsch” – Der Kampf der freien Künstler

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Quellen – weiterführende Links

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