Kolumne: Wenn es in Malaysia regnet, dann richtig

F1 Grand Prix of Malaysia - Race

“Wenn es in Malaysia regnet, dann richtig!” kann man in Malaysia üblicherweise prognostizieren. In meiner heutigen Kolumne werfe ich einen Blick zurück auf die vergangenen Regenrennen in Sepang um nochmal vor Augen zu führen wie schnell der Monsun das ganze Feld durcheinander wirbeln kann.

Einige werden sich bestimmt noch an das Rennen vom Jahr 2001 erinnern können. In der dritten Ausgabe des malaysischen GPs, welcher auch erstmals relativ weit vorne im F1-Kalender platziert wurde, zeigte sich deutlich wie schnell sich das Blatt bei einem plötzlichen, heftigen Regenguss wenden kann. Es war die dritte Runde des Rennens als sich auf einmal die beiden Ferraris von Michael Schumacher und Rubens Barrichello an der Spitze ins Kiesbett verabschiedeten und einige Plätze zurückfielen. Ob nun die bereits zuvor gemeldeten Regentropfen oder der Motorschaden eines BAR die Ursache für die Abflüge war, lasse ich mal außen vor.

Kurz darauf fing es richtig an zu schütten. Die Start-Ziel-Gerade war bereits völlig nass, doch die meisten konnten so schnell natürlich noch keine Entscheidung treffen, ob sie in die Box kommen sollen oder nicht. Fahrer, die sich weiter hinten im Feld aufhielten, konnten ohnehin ein Risiko eingehen und hatten auch noch ein paar Sekunden mehr Zeit sich zu entscheiden. Wie z. B. beide Benetton-Piloten.

Doch problematisch wurde es für die anderen Fahrer, die mit Slicks durch den Monsun fahren mussten. Die Rennleitung hatte schnell geschaltet: Das Safety Car fuhr sofort raus, doch viele Fahrer erreichten trotzdem nicht ihre Box. Heidfeld und Montoya fanden im Kies ihr Rennende. Die beiden Führenden Trulli und Coulthard flogen sogar noch auf der Gegengeraden kurz vor der Boxengasseneinfahrt von der Strecke und kamen – wenn auch über Umwege – doch noch an ihr Ziel.

Für die Piloten, die es tatsächlich wieder zurück in die Box schafften, stellte sich die Frage: Intermediates oder Regenreifen. Berechtigt. Denn die Wassermassen waren auf der Strecke unterschiedlich verteilt. Es gab Streckenabschnitte, die trockener waren als andere. Nürburgring lässt grüßen! Ok, auch in Spa kennt man solche Szenarien sehr gut.

Zudem hörte der Monsun während der Safety Car-Phase auch schnell wieder auf. Ferrari entschied sich richtigerweise (trotz ewigem Boxenstopp von Barrichello) für Intermediates, was für die Roten letztendlich der Schlüssel zum Erfolg wurde, da kein heftiger Regen mehr kam und sie sich so wieder von hinten nach ganz vorne kämpften konnten.

2009 – Wann kommt denn nun der Regen?

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Foto: Red Bull Racing

Etwas klarer vor Augen habe ich natürlich noch das Szenario von 2009. Hier war schon in der Qualifikation nach genauer Taktik gefragt, denn der Regen sollte zur Rennmitte kommen. In dem Jahr waren Tankstopps noch erlaubt und die Spritmenge, die für das Rennen verwendet werden sollte, musste schon vor dem Qualifying festgelegt werden.

Teams, die vielleicht nicht gerade um den Sieg kämpften, versuchten natürlich so zu taktieren, dass man den Wechsel auf Regenreifen mit dem Betanken auf einmal erledigen konnte. Soweit die Theorie.
Auch Ferrari wollte hier ganz clever sein. Lange Zeit sah man aus dem Cockpit heraus dunkle Wolken über die Strecke ziehen. Vielleicht nur ein paar wenige leichte Tropfen. Kimi Raikkönens Boxenstopp stand an und Ferrari erwartete gemäß Vorhersage nun endlich den großen Schauer.

Also wurden dem Finnen Regenreifen aufgezogen – in der Hoffnung, dass es innerhalb den folgenden Runde nun endlich losgeht. Daraus wurde nichts. Ich weiß noch genau wie der Ferrari-Pilot damals dem Team folgendes vermeldete: “My tyres are completely destroyed.” Die Regenreifen wurden auf trockener Strecke kaputtgefahren…

Noch mehr Benzin im Boliden hatte der BMW von Nick Heidfeld: Der Deutsche kam mit einem Boxenstopp durch das Rennen und wurde am Ende Zweiter. Spannend war es jedoch ganz vorne: Timo Glock und Jenson Button lieferten sich einen Reifenpoker um den Sieg. Als der große Schauer losging entschied sich Glock entgegen der Mehrheit seiner Fahrerkollegen für Intermediate-Reifen. Malaysia-gemäß wurde natürlich erwartet, dass der richtige Regenreifen natürlich die beste Wahl sei. Aber da der Deutsche sich ohnehin weiter hinten im Feld befand, nahm man das Risiko in Kauf – mit Erfolg! Der Regen war nun doch (noch) nicht so heftig wie angenommen. Mehrere Sekunden machte der damalige Toyota-Pilot pro Runde gut. Er näherte sich mit riesigen Schritten der Spitze.

Dann begriff auch der Rest der Teams, dass Glock die richtige Entscheidung getroffen hatte und somit wechselten einige – unter anderem auch der in Führung liegende Button – auf Intermediate. So sicherte sich der heutige DTM-Pilot kurzzeitig die Führung. Kurzzeitig, da Button nicht weit weg war, aufholte und auf den Gegengeraden überholte – Glock sich aber dann beim Positionswechsel prompt entschied die Box anzusteuern und auf richtige Regenreifen zu wechseln. Und dann geschah es: Es regnete richtig!

Piloten flogen von der Strecke – auch Sebastian Vettel musste aufgeben. Das Safety Car kam raus und kurz darauf wurde das Rennen durch die rote Flagge unterbrochen. Die notwendigen 75% der Renndistanz um volle Punkte zu vergeben wurde noch nicht erreicht. Jedoch lief die Zeit davon, es hörte nicht auf zu regnen und es wurde (begünstigt durch die späte Startzeit) zunehmend dunkler. Nach etwa einstündiger Wartezeit in der Startaufstellung wurde schließlich entschieden, dass das Rennen nicht mehr neugestartet wird und Jenson Button somit als Sieger feststand.

Dann gab es 2010 noch das chaotische Qualifying, bei dem die beiden McLaren- und Ferrari-Piloten sich verzockten und sich entweder in Q3 oder im Kies festfuhren. Mark Webber sicherte sich damals die Pole, indem er einfach auf die Intermediate-Reifen setzte, während die Konkurrenz den letzten Run in Q3 mit den “Full Wets” fuhr. Im späteren Rennen hingegen war es entgegen vieler Erwartungen vollkommen trocken.

2012 – Regen, rote Flagge und Abtrocknen

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Foto: Ferrari

In den letzten beiden Jahren wurden die Rennen auch durch den Regen beeinflusst. 2012 begann es bereits vor dem Start. Aber so viel schien es nicht zu sein. Die meisten nutzten ihre Intermediate-Reifen. Doch dann wurde der Regen nach und nach stärker. Perez wechselte auf richtige Regenreifen, was ihn zunächst ans Ende des Feldes zurückwarf, schließlich aber dann doch wieder nach vorne spülte, da der Rest des Feldes ebenfalls auf diese Reifen wechseln musste. Der junge Mexikaner kam daraufhin bis auf Position 3 vor. Doch trotz Regenreifen gab es zahlreiche Abflüge ins Grüne, weshalb sich die Rennleitung zunächst für eine Safety Car-Phase und mit anschließendem Rennabbruch entschied.

Nach einem Rennabbruch wegen Nässe ist es ja inzwischen Pflicht (war ja mal eine Empfehlung, siehe Fuji 2007) den Restart mit normalen Regenreifen zu beginnen.

Als das Safety Car dann nach ein paar Runden wieder hereinkam, folgten auch gleich einige Piloten um sich die Intermediates zu holen. Perez wartete mit dem Wechsel ein paar Runden länger und kam somit ganz nach vorne. Alonso konnte den Mexikaner kurz darauf allerdings überholen und so blieben die beiden bis zum Rennende an der Spitze – auch, nachdem am Ende die Trockenreifen aufgezogen wurden. Die Geschichte um den verpassten Sieg von Perez gegen Rennende ist ja hinlänglich bekannt.

Letztes Jahr gab es zwar nicht so viel Regen während des Rennens, aber genug, dass zum Start Intermediates verwendet werden mussten. Hier war es sehr entscheidend den entscheidenden Punkt für den Wechsel auf Trockenreifen zu finden. Mark Webber kam beispielsweise zwei Runden nach Vettel an die Box, was den Australier vor seinen deutschen Kollegen warf und die Situation für den späteren “Multi 21″-Vorfall hervorrief. Durch das Thema rückte der anfängliche Regen völlig in den Hintergrund.

Abschließend muss ich sagen, dass das Rennen von Malaysia eine richtige Lotterie werden kann. Wann ist der richtige Moment von Regenreifen auf Intermediates zu gehen? Ab wann kann man es riskieren Trockenreifen zu verwenden? Ist es zu nass für die Intermediates? Durch eine richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt kann es einen von ganz hinten nach ganz vorne spülen. Genauso kann es umgekehrt verlaufen. Ich bin daher sehr gespannt, was der Monsun uns morgen für eine neues Stück Renngeschichte bieten wird.


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