Kolumne: Meine Wochenbilanz als Mutter #1

Um es kurz zu sagen: Es sieht wirklich verdammt mies aus.

Dabei fing die Woche so gut an:

Am Montag bereitete ich mich meditativ auf den Dienstag vor. Am Dienstag bereitete ich den Schulranzen auf sein zweites Schuljahr vor. Außerdem tilgte ich den Wäscheberg (beinahe jedenfalls) und leerte jede Menge DM-Riesen-Recycling-Tüten, die die Reste unseres Urlaubes enthielten. Wohin bloß mit den Krebsscheren?

Am Mittwoch

dachte ich an den Logpädie-Termin und war sogar pünktlich. Die Logopädin lobte mich überschwänglich. Ich war stolz.

Am Donnerstag

sah ich die letzten vier Folgen von Suits malte ich ein Bild zuende, das schon seit Wochen nach den letzten Pinselstrichen lechzte.

Kolumne: Meine Wochenbilanz als Mutter #1

Ich dachte daran, dem Sohn ins Hausaufgabenheft zu schreiben, dass er die nächsten dreieinhalb fünfeinhalb Wochen Vanillemilch wünsche. Außerdem verbrachte ich Zeit mit dem großen Sohn und nahm ihn mit zum Team-Treffen. Beim Team-Treffen ergatterte ich zwei Folgetermine als Märchenerzählerin. <3 Langsam wird’s was.

Am Freitag ging es bergab.

Dank großem Sohn verschlief ich nicht. Um viertel vor 7 stand er vorwurfsvoll vor meinem Bett und machte mich auf den Wecker aufmerksam, der seit 15 Minuten tapfer das Aufwachlied dudelte. Außerdem brach er in Tränen aus, weil er sich nicht getraut hatte, Vanillemilch zu bestellen.

“Da war kein Geld im Schulranzen!” schluchzte er.

“Aber Hase”, sagte ich, “gestern solltest du das nur bestellen, bezahlen ist erst heute dran.”

Ich schreibe morgen einen eigenen Eintrag zu dem Thema: “Warum mein Sohn seit einem halben Jahr keine Vanillemilch bekommt.”

Immerhin lieferte ich am Freitag trotz Strohwitwentum alle Kinder wohlbehalten, pünktlich und teilweise mit Frühstück im Bauch in ihren Spiel- und Lernstätten ab. Auf dem Schulhof waren wir sogar überpünktlich.

Dann stellte sich Frau G. einen Meter neben mich. Sie mag mich nicht. Ok. Aber kann sie dann nicht ein paar Meter weiterrücken? Es fühlt sich so unangenehm an, durchsichtig zu sein. Oder schlechte Luft. Vielleicht sollte ich ein besonders starkes Parfüm verwenden. Süßlich und irgendwie nach totem Tier sollte es riechen. Vier Tage totem Tier. Verwest bei 32°C. Das sprühe ich ihr heimlich auf die Rückseite, die sie mir so beharrlich zuwendet.

Wie der Freitag weiterging:

Am Freitag kam ich nach der Hause und entdeckte das Pausenbrot des Sohnes auf der Küchentheke. Daraufhin stellte ich mir den Wecker auf 11 Uhr fuffzehn. Flucht ist die beste Lösung. Ich habe herrlich geschlafen.

Um die Mittagszeit aß ich das Pausenbrot und besiegte den Haushalt. Jedenfalls das Wohnzimmer und die Küche. Männer sind komisch. Beim Heimkommen bemerken sie weder krümelfreie Böden noch blitzblankes Geschirr, aber … :

“Du hast den Papiermüllkarton ruiniert!”

Ich strich ihm den Männerabend.

Am Freitag Abend

bekam ich Ärger vom großen Riesensohn, der sein Pausenbrot vermisst hatte, sowie einen Eintrag von der Klassenlehrerin, die das Zeugnis vermisst hatte.

“Liebe Frau Solanum!”

stand da im Hausaufgabenheft:

“Ich brauche das unterschriebene Zeugnis!

Lieber wäre es mir, ich müsste das nicht ins Hausaufgabenheft schreiben!

Fr. H.”

Immerhin wusste ich subito, wo das Zeugnis lag. Wird Zeit, dass das Kind 18 wird.

Am Samstag

kam der Babysitter spät, aber er kam. Und wir gingen aus. Kaffeetrinken und so. Der Ehemann führte mich begeistert in die Welt der Smartphones ein. Mein Erstes besitzt jetzt einen orangefarbenen Bumper. Während wir an unserem Mittagsmahl knusperten, fiel mir ein, dass die Kinder heute Pfadfinder haben. Um 3.

“Neee, um 4″, korrigierte ich mich. “Um 3 ist ja nur im Winter.”

Merke: Höre immer auf den ERSTEN Gedankenblitz.

Heute war ja Ausnahmetreffen. Mit Grillen. Daher früher. Um 3!!

Als das Ehepaar Solanum, vollbepackt mit im Sommerschlussverkauf erstandenen Einmalgrills, Bilderrahmen und aufblasbaren Kinderflugzeugschlauchbooten, belastbar bis 27 Kilo, nach Hause kam, um die Kinder einzusammeln und zu den Pfadfindern zu kutschieren, waren sie noch nicht komplett abfahrbereit.

“Wir machen gerade Badewanne”, sagte mir unsere kolumbianische Babysitterin.

Mit zweistündiger Verspätung trafen wir pünktlich zum Grillen ein. Das Angebot des Gruppenleiters, mich übers Knie zu legen, lehnte ich dankend ab. Ohne Saf.ew.ord mache ich gar nichts.

Aussichten: bedeckt.

Im übrigen haben der Ehemann und meine Wenigkeit während unserer Zweisamzeit unsere Kalender synchronisiert.

Was soll ich sagen? Meine dreimonatige Forschungsreise auf die Galapagos-Inseln wird seine Dienstreisen-Abwesenheits-Zeiten der nächsten zwei Monate nicht toppen können. Wie gut, dass es da noch Elisabeth gibt.

“Mara”, druckste sie, “ich muss noch mit dir was besprechen.”

Schwanger? Studienabbruch? Drogen?

“Ich fliege mit *Freund* zwei Wochen nach Reunion.”

.

Morgen veröffentlich ich mein erstes Stellenangebot: “Gesucht! Mama-Double für zwei Wochen.”

Bewerbungen mit Foto bitte an mich. Subito.

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