Kinder fördern – wie Lob wirksam eingesetzt werden kann

Dr. Carol Dweck, Professorin an der Stanford University ist eine der führenden Motivations-Forscherinnen. Da Motivation schon bei den Kleinsten unheimlich wichtig ist und besonders in der Schule eine große Bedeutung hat, arbeitet Dweck in ihren Studien oft mit Kindern. Dabei hat sie herausgefunden, welches Lob Kindern dabei hilft ihr eigenen Potenzial voll auszuschöpfen.

1. fixed mindset vs. growth-mindset

Entscheidend für Erfolg und das eigene Selbstwertgefühl sei es, dass Kindern ein „growth-mindset“ anstelle eines „fixed-mindset“ vermittelt wird. Doch was ist damit gemeint?

fixed-mindset: starres Fähigkeitskonzept
Kinder mit einem fixed-mindset vertreten die Ansicht, dass der Mensch mit einer bestimmten Intelligenz und bestimmten Talenten ausgestattet ist und dieser Wert stabil und unabänderlich ist. Kinder mit diesem Bild neigen dazu Angst davor zu haben, neue Dinge auszuprobieren. Sie sind zurückhaltender, wenn es darum geht neue Erfahrungen zu machen und beschäftigen sich lieber mit Dingen, die sie bereits gut können.

growth-mindset: Wachstums-Fähigkeitskonzept
Kinder mit einem growth-mindset glauben hingegen, dass sich Intelligenz entwickeln kann. Sie glauben, dass man seine Fähigkeiten durch Anstrengung, Übung und Leidenschaft verbessern kann. Sie glauben nicht, dass jeder so klug werden kann wie Albert Einstein aber, dass auch Einstein eine Menge Arbeit und Anstrengung investieren musste, bevor er das erreichte, wofür er heute bekannt ist. Diese Kinder sehen neue Aufgaben als Herausforderungen, an denen sie wachsen können und Fehler, die sie machen als Chancen sich weiter zu entwickeln.

Wenn man diese beiden Sichtweisen nun gegenüber stellt, wird schnell klar, warum das growth-mindset zu bevorzugen ist. Doch gibt es über diese Intuition hinaus Fakten, die diese Annahme unterstützen? Denn vielleicht ist in unserem Schulsystem ein fixed-mindset auch von Vorteil, da die Kinder sich eher an Dinge halten, die sie können und dadurch eventuell bessere Noten bekommen als die Kinder, die sich an die neuen Aufgaben wagen?

1.1 Welche Kinder schneiden besser in der Schule ab?

Bei einer Studie mit 373 Kindern der 7. Klasse (etwa 13 Jahre) teilte Dweck die Kinder zunächst danach ein, welches mindset überwog (der Mensch hat meist nicht nur ein mindset, sondern eine Mischung aus beiden, wobei das ein oder andere überwiegt) und verglich dann die Schulleistungen über die kommenden Jahre. Erstaunlich war, dass die Kinder auf einem ähnliche Niveau startete, die Gruppen sich aber im Verlauf immer weiter voneinander entfernten. Dabei wurde deutlich, dass die Kinder mit einem groth-mindset in der Schule besser abschnitten als ihre Klassenkameraden mit einem fixed-mindset.

fixed-mindset (rote Linie) vs growth-mindset (schwarze Linie), je höher der Punkt, desto besser  GIF via RSA Animate

fixed-mindset (rote Linie) vs growth-mindset (schwarze Linie), je höher der Punkt, desto besser
GIF via RSA Animate

Die Frage, die sich die Forscherin im Folgenden stellte war, wie dieser Unterschied zustande kommt.

1.2 Woher kommen die Unterschiede?

Dweck fand 3 Merkmale, in denen sich die Kinder der beiden Gruppen stark unterschieden:

1. Das Ziel in der Schule
Während das Ziel von Kindern mit einem fixed-mindset zu jeder Zeit ist schlau zu wirken bzw. schlau auszusehen, ist das Ziel von Kindern mit einem growth-mindset stets dazu zu lernen.

2. Die Bewertung von Anstrengung
Für Kinder mit einem fixed-mindset ist Anstrengung etwas schlechtes. Wenn sie sich anstrengen müssen, bedeutet dies, dass sie die nötigen Fähigkeiten nicht haben, deshalb vermeiden sie solche Aufgaben lieber. Für Kinder mit einem growth-mindset ist Anstrengung hingegen das, was ihre Fähigkeiten aktiviert. Anstrengung ist somit notwenig.

3. Umgang mit Misserfolgen
Kinder mit einem fixed-mindset haben Angst vor Misserfolgen. Für sie bedeutet ein Misserfolg, dass sie etwas nicht können und es wahrscheinlich auch nicht lernen werden. Dadurch haben sie kaum eine Chance mit negativen Erfahrungen konstruktiv umzugehen. Kinder mit einem growth-mindset empfinden Misserfolge hingegen als nichts besonderes. In ihren Augen sind Misserfolge natürlich wenn man Herausforderungen annimmt und gehören zum Lernen dazu.

2. Wie werden diese Konzepte vermittelt?

Kinder bauen diese mindsets aus verschiedenen Gründen auf, als besonders interessant und wichtig gibt Dweck jedoch die Art an, wie wir loben. Durch das Loben vermitteln wir Kindern sehr deutlich Fähigkeitskonzepte, die die Kinder im Laufe der Zeit übernehmen. Damit Kinder ein growth-mindset übernehmen, ist eines entscheidend:

Lobe dein Kind nicht für seine Fähigkeiten, sondern für seinen Fortschritt
Wenn man sein Kind dafür lobt, dass es etwas gut gemacht hat, schlau oder begabt ist, implementiert man unbeabsichtigt, dass es sich dabei um eine Fähigkeit handelt, die das Kind hat (oder später, wenn es schwierigere Aufgaben nicht schafft, nicht hat). Besser ist es hingegen Prozesse zu loben, also die Anstrengung, den Ehrgeiz, die Zeit, die ein Kind investiert hat. Dadurch ist das Lob nicht mehr so sehr an das Ergebnis gekoppelt (das das Kind im Grunde nur bis zu einer bestimmten Grenze beeinflussen kann), sondern an die Anstrengung des Kindes. Dadurch lernt dass Kind, dass diese Anstrengung wichtig ist und von anderen Beachtung erfährt.

Dweck geht sogar noch weiter: wenn ein Kind eine Aufgabe spielend leicht bewältigen konnte, sollten wir es ihrer Meinung nach nicht dafür loben, sondern uns sogar bei dem Kind entschuldigen: „Es tut mir Leid, dass ich mit dieser einfachen Aufgabe deine zeit verschwendet habe. Das nächste Mal finden wir etwas schwierigeres!“. Und auch bei Gesprächen in der Familie sollte es weniger darum gehe, was wir Tolles geschafft haben, sondern eher darum, womit wir besonders zu kämpfen hatten. Welches Problem, welche Aufgaben hat uns vor eine besondere Herausforderung gestellt, wo kamen wir heute so richtig ins Schwitzen?

3. Fazit

Das Lob wichtig für Kinder ist, ist klar. Dass aber die Art wie wir loben sich so stark auswirkt, ist verblüffend. In weiteren Studien konnte Dweck zudem zeigen, dass die Art, wie Mütter ihre Kleinkinder im Alter von 1 bis 3 Jahren lobte, vorhersagen ließen, welches mindset die Kinder 5 Jahre später haben würden. Somit sollten wir schon bei unseren Kleinsten darauf achten wie wir loben und was wir loben.

4. Video

In diesem Video hält Dr. Dweck einen Vortrag über die hier vorgestellten Forschungs-Ergebnisse:


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