Kestnergesellschaft Hannover: Linder und Rachel Harrison, noch bis 4. August 2013

Kestnergesellschaft Hannover: Linder und Rachel Harrison, noch bis 4. August 2013 - "frau/objekt" und "fake titel"
Die New Yorkerin Rachel Harrison (geb. 1966) gilt als eine der einflussreichsten Bildhauerinnen ihrer Generation. Die Kestnergesellschaft präsentiert in einer umfangreichen Einzelausstellung neue Werke der US-amerikanischen Künstlerin, darunter auch Zeichnungen und Fotos.

In den Skulpturen knüpft sie oft an die Readymades Duchamps an, indem sie gefundene Gegenstände aus dem Haushalt mit ihren selbst gefertigten Plastiken kombiniert - auffällig ist dabei, finde ich, die ironisierende Doppeldeutigkeit, die teils der Titel hervorhebt: "All in The Family" oder "Valid Like Salad".

Rachel_Harrison_All_in_the_Family_klein

Rachel_Harrison_Valid_Like_Salad

 

Etwas Besonderes ist auch die Fotoarbeit "Sunset Series" - mit ironischer Brechung der Fotografie. Die 31 Aufnahmen gründen sich auf eine einzige Aufnahme vom Sonnenuntergang: Harrison hat sie aus verschiedenen Winkeln und Entfernungen mit einer Taschenlampe beleuchtet und dann abfotografiert. "Die Serie verweist auf die konzeptuelle Fotografie und verdeutlicht, dass die Wahrnehmung desselben Motivs jedes Mal eine andere ist: Der Taschenlampenstrahl steht stellvertretend für den forschenden Blick des Betrachters und schafft Originale aus einem Massenartikel" (Pressetext).

Rachel_Harrison_Sunset_Series_Detail

Zeichnungen wie diese waren von der Bildhauerin eher nicht zu erwarten.

Rachel_Harrison_Untitled_1-2

Dieser Teil der Doppelausstellung ist aus einer Kooperation mit dem S.M.A.K. in Gent, Belgien, entstanden, wo sie danach gezeigt wird.

Und Linder? Da habe ich, muss ich gestehen, noch weniger Zugang - trotz des wichtigen Themas "Frau/Objekt".Vielleicht, weil ich nicht genügend Distanz zum Voyeurismus feststellen kann? Vielleicht, weil sie sich teilweise selbst zum Objekt macht, denn ihre Darstellungen sind oft mit Selbstdarstellung verbunden? Vielleicht, weil ich mit Punk nicht viel anfangen kann?

Linder wurde 1945 als Linder Sterling in Liverpool geboren und zählt zu den Protagonistinnen des britischen Punk der späten 70er Jahre. Die Kestnergesellschaft präsentiert die erste institutionelle Einzelausstellung dieser Künstlerin in Deutschland, in Zusammenarbeit mit dem Musée d'Art moderne de la Ville de Paris (wo die Ausstellung bereits zu sehen war) und mit Förderung des British Council. Der Pressetext sagt: "Bis heute umspannt Linders künstlerische Praxis die Bereiche Kunst, Musik, Tanz und Mode und vereint unterschiedliche Medien wie Collage, Fotografie, Video und Performance. Mit ihrem kompromisslosen feministischen Ansatz hinterfragt die Künstlerin in ihren Arbeiten sozial kodierte und kulturell verwurzelte Geschlechtervorstellungen und die sexuelle Vermarktung des weiblichen Körpers. Seit Beginn ihrer Karriere bedient sich Linder aus dem unerschöpflichen Bilderfundus illustrierter Haushalts- und Pornomagazine, die sie in ihren an Dada anknüpfenden Collagen neu zusammenfügt. Die Konstruktion gesellschaftlicher Identitäten spiegelt sich in den Selbstinszenierungen Linders, sei es als Gegenstand ihrer Selbstporträts in fotografischen Arbeiten oder in musikalischen und choreographierten Performances, die sie für Museen und Bühnen entwickelt."

Das Foto "What I Do To Please You I Do" dürfte wohl das "zahmste" (eher ruhig-sachliche) Beispiel aus der Ausstellung sein, es hat allerdings schon 1981 seinen Ursprung. Eine überzeugend feine Art der ironischen Brechung, die im Ganzen der Ausstellung aus dem Rahmen fällt.

Linder_What_I_Do_To_Please_You_I_Do_1981_2008
Text: Dr. Helge Mücke, Hannover; die Bilder (Pressefotos, nicht frei verfügbar) von oben nach unten: 
Rachel Harrison: All in The Family, 2012, Holz, Styropor, Maschendraht, Zement, Acryl, Staubsauger, 93 x 34 x 34 cm, Solomon R. Guggenheim Museum, New York, erworben mit Mitteln des International Directors Council 2012; Rachel Harrison: Valid Like Salad, 2012, Holz, Styropor, Zement, Acryl, gerahmter Digitaldruck, Hundehalsband,  208,3 x 116,8 x 121,9 cm, Courtesy: die Künstlerin und Greene Naftali, New York; Rachel Harrison o.T. (1), 2012, Buntstift auf Papier, 46, 8 x 70,8 x 3,8 cm, Courtesy: Die Künstlerin und Greene Naftali, New York; Linder: What I Do To Please You I Do, 1981-2008, Digitaldruck von Originalnegativ auf Fotopapier, 119x81 cm, Courtesy Stuart Shave/Modern Art, London, Blum & Poe, Los Angeles und dépendance, Brüssel.

Weitere Informationen auf der Seite der Kestnergesellschaft.


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