Joseph Gordon-Levitt erlebt den “Premium Rush”

Joseph Gordon-Levitt erlebt den “Premium Rush”

© Sony Pictures Releasing GmbH / Joseph Gordon-Levitt (Wilee) und Dania Ramirez (Vanessa) in “Premium Rush” von Regisseur & Drehbuchautor David Koepp.

New York City. Die Stadt, die von Touristen mit Blick nach oben auf die Wolkenkratzer durchschritten wird, die Stadt, aus der Woody Allen ein romantisches Fleckchen Erde gezaubert hat und die Stadt, der Filmklassiker gewidmet sind wie „Frühstück bei Tiffany“ (1961), „Der Pate“ (1972) oder „Die Klapperschlange“ (1981) und „Ghostbusters“ (1984). Ihr Markenzeichen, die gigantische Freiheitsstatue wurde nicht nur im letztgenannten Film von den vier Geisterjägern als Transportmittel quer durch die Stadt missbraucht, sondern musste sich auch schon für „Planet der Affen“ halb im Sand einbuddeln lassen, während Regisseur Roland Emmerich sie regelmäßig in seinen Katastrophenfilmen einer Tortur unterzieht. Aber weder Wolkenkratzer noch Freiheitsstatue sind Dinge, für die sich Drehbuchautor und Regisseur David Koepp („Das geheime Fenster“, „Echoes“) interessiert, er möchte das rasante Tempo darstellen, mit dem sich ein jeder New Yorker tagtäglich konfrontiert sieht: das Getümmel der Großstadt, in dem sich die Menschen wie in einem Flipper fortbewegen, die Taxen wie plötzlich auftauchende Hindernisse in den Weg schieben und der Straßenverkehr für Normalsterbliche unüberwindbar scheint. Hier schickt er Darsteller Joseph Gordon-Levitt auf einem Pixie-Rad als Fahrradkurier durch die Hölle – verfolgt von einem korrupten Cop (Michael Shannon), geplagt vom unberechenbaren Verkehr.

Gordon-Levitt spielt den Kurierboten Wilee, für den die vielen schnellen Autos, die verrückten Taxifahrer, die sich öffnenden Fahrzeugtüren und acht Millionen Fußgänger zum täglichen Alltag gehören. Er ist nicht umsonst einer der besten und flinksten Fahrradkuriere von New York. Er heizt an allen Hindernissen vorbei, mit nur einem Gang und keiner Bremse, lässt sich nicht aufhalten, lebt für seinen Job. Sich in dieser Umwelt auf ein Fahrrad zu schwingen, bedeutet Lebensmüde zu sein, aber Wilee erfährt dies auf eine etwas andere Art und Weise. Er bekommt den Auftrag einen Briefumschlag zu überbringen, hinter dem aber auch ein zwielichtiger Polizist her ist, der sofort die Verfolgung von Wilee aufnimmt, der sich nur durch seine waghalsigen Manöver immer wieder von dem Cop losreißen kann und damit eine Hetzjagd durch ganz Manhattan startet.

 

Joseph Gordon-Levitt erlebt den “Premium Rush”

Joseph Gordon-Levitt und Michael Shannon

Gehetzt wird der Zuschauer auch durch den Film, in diesem Fall aber durchaus gerechtfertigt, stellt sich doch genau hierdurch auch die rasante Fahrt Wilees dar, dessen Geschichte um 6:33 Uhr abends beginnt, bevor die Uhr den Rückwärtsgang einschlägt und vom Beginn dieses für ihn grausamen Tages erzählt, zwischendurch noch Abstecher in andere Zeitgefilde unternimmt, um von Michael Shannons aalglatten Polizeibeamten Bobby Monday zu erzählen, warum dieser so scharf auf das Objekt der Begierde, den Briefumschlag, ist. Koepps Inszenierung zeichnet sich durch eine immense Geschwindigkeit aus, bei der man als Zuschauer New York nur als vorbeiziehende Lichtstreifen zu sehen bekommt. Dennoch gewinnt man eben durch diese Vorgehensweise einen Einblick in das Tempo, welches hier gefahren wird, nicht nur von den Autos, die aktiv eher eine untergeordnete Rolle spielen, mehr als passive Objekte den Weg verstellen, den Wilee und seine Kollegen befahren wollen.

Wenn solche Hindernisse auftreten, hält der Film kurz an, lässt die Fahrradkuriere in einer Stop-Situation verweilen, in denen sie ihre vorausliegenden Möglichkeiten mitsamt den Folgen durchspielen können. So wird aus einer gefährlichen Straßenkreuzung ein Ort, an dem man kopfüber über eine Motorhaube fliegen, ebenso von einem Lastwagen erfasst werden könnte – oder man selbst rammt eine Frau mit Kinderwagen und handelt hierdurch höchst unmoralisch, wenn es auch der schnellstmögliche Weg gewesen wäre. Natürlich lässt sich auch immer eine Alternative ausfindig machen, mit der alle Beteiligten glücklich durch den Straßenverkehr finden. Mit gelben Gedankenpfeilen, als sei Wilee frisch aus „Die Sims“ entsprungen, manifestieren sich seine Gedankengänge auf den Straßen, machen aus ihnen einen großen Lageplan mit möglichen Problembeschreibungen. Diese Kalkulationsszenarien werden geschickt eingestreut, zeigen die erheblichen Gefahren des Straßenverkehrs und machen „Premium Rush“ damit ganz nebenbei auch noch zu einem lehrreichen Gefahrenfilm für Fahrradfahrer.

 

Joseph Gordon-Levitt erlebt den “Premium Rush”

Joseph Gordon-Levitt mit Dania Ramirez

Das die Story dabei so komplex bleibt, wie das Aufeinandertreffen von Joseph Gordon-Levitt und Michael Shannon den unterhaltsamen Späßen von Wily E. Coyote und dem Roadrunner ähnelt – und Wilees Name dort wohl auch seinen Ursprung findet – ist zu verschmerzen, die Hatz ist rasant genug inszeniert, um kurzweilig zu bespaßen, sicherlich sind es aber keine anspruchsvollen Rollen für die beiden Hauptdarsteller – Gordon-Levitt hat weitaus Besseres in „Inception“, „The Dark Knight Rises“ oder gar „(500) Days of Summer“ abgeliefert, bei Michael Shannon ist es schwer sich selbst zu übertreffen, hat er in diesem Jahr mit „Take Shelter“ wohl schon sein Highlight präsentiert. Immerhin verkommt er hier nicht zum blassen Gegenspieler, bekommt sogar eigene Episoden gewidmet, in denen er als unglückseliger Cop gegen die New Yorker Unterwelt ran muss. Hier wird er irgendwie zum scheiternden Helden, der erst durch das unliebsame Aufeinandertreffen mit Wilee zum wahren Bösewicht gemacht wird, zumindest dieser Geschichte.

„Premium Rush“ ist nicht so Premium wie der Titel es vermuten lassen will, ist aber immer noch eine atemlose Jagd durch die Großstadt, teilweise mit so viel Geschwindigkeit, dass man über die missende Story gar nicht nachdenken muss. Das wird auch die Intention hinter dem Film gewesen sein, der keine Anstalten macht, klüger wirken zu wollen als er ist. Aber gerade die vorausblickenden Momente, das Abschätzen von Gefahrensituationen gestaltet sich dann doch als innovative Neuerung, das Fahrrad als Vehikel für Geschwindigkeitsübertretungen am laufenden Band, selten wurde es so unterhaltsam genutzt.

Denis Sasse


Joseph Gordon-Levitt erlebt den “Premium Rush”

“Premium Rush“

 

 

Originaltitel: Premium Rush
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2012
Länge: ca. 91 Minuten
Regie: David Koepp
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Michael Shannon, Dania Ramirez, Sean Kennedy, Kym Perfetto, Aasif Mandvi

Deutschlandstart: 18. Oktober 2012
Offizielle Homepage: premiumrush.de

 


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