Job befiel, wir folgen dir!

Job befiel, wir folgen dir! Kürzlich konnte man lesen, dass die Jungen Alternativen, das Jungvolk des Altersstarrsinn für Deutschland, keine Identitären mehr in den eigenen Reihen haben möchten. Parteibücher für Völkische soll es nicht mehr geben. Deren Ethnopluralismus, diese softe völkische Variante nach dem Credo »In Vielfalt getrennt und jedes Volk für sich«, soll offiziell keinen Platz mehr bei der AfD finden. Bei einer Demo in Wien seien noch »Einzelpersonen« aus der Partei gesichtet worden. Die beiden Bundesvorsitzenden der jungen Altersnativen missbilligen das ausdrücklich. Na also, eigentlich ist es doch wie bei allen Jugendverbänden, die überholen die Mutterpartei immer von links – nun ja, links von der äußersten Rechten -, sind aufgeklärter, idealistischer als die Ollen halt. Was also da nachkommt, hat nichts mehr von Gauleiter und Konsorten. Wenn die Jungmannen erst mal am Ruder sind, dann weicht der Panzerkreuzer vom Kurs ab.

Zugegeben, diese Einschätzung ist Unfug. Denn die Ablehnung völkischer Anschauungen erfolgt nun etwa nicht, weil man so aufgeklärt ist - man hat schlicht und ergreifend nur Angst vor Konsequenzen im Beruf. So rechtfertigten sich jedenfalls die Vorsitzenden. Man befürchte Nachteile zu erfahren, wenn man im Ortsverband »Deutschland den Deutschen« ruft und am nächsten Tag ein Geschäft mit einem Türken abwickeln muss. Wenn der Wind davon bekommt oder gar der Boss, dann droht die Arbeitsagentur und wer nimmt denn dann einen, der bekannt ist für seine identitärstiftenden Unsinn? Am Ende muss man in einer Dönerbude anheuern, schlimmer kann sich Jungvolk einen sozialen Abstieg gar nicht vorstellen. Aus diesem Grund schwört man nun lieber dem Völkischen offiziell ab, damit auch künftig der Job sicher ist. Diese Entscheidung beweist letztlich: Ja, das sind ganz sicher Rechtsextreme, aber eben auch Rechtsextreme, die den Neoliberalismus mitsamt seiner Arbeitsethik mit der Muttermilch aufgesogen haben.
Beim gemeinen Neonazi gäbe es so einen Pragmatismus nicht, der würde gleich klare Kante machen. Meist hat er ja eh keinen Arbeitsplatz, den er aufs Spiel setzen könnte. Aber falls doch: Das wird man doch nochmal sagen dürfen! Für die Wahrheit – das was er dafür hält -, ist er zu jedem Opfer bereit. Für die Bewegung leiden, Nachteile in Kauf nehmen. Deren Ehre heißt ganz bestimmt nicht Schläue. Keine Kompromisse eingehen. Das wäre nur undeutsch. Ein richtiger Deutscher, der steht zu seinem Wort. Und zu seiner Weltanschauung. Sich wegen eines Jobs zu verbiegen, das käme einem dieser Hautschädel gar nicht in denselbigen. Hat man als Deutscher nicht viel mehr zu verlieren als bloß einen Lohnerwerb?
Daran wird eigentlich ganz gut deutlich, dass wir es bei der AfD eben nicht mit einer klassischen Partei voller Neonazis zu tun haben, sondern mit einem durch und durch neoliberalen Haufen von marktkonformen Misanthropen. Erst kommt für sie die Arbeit, dann das Belügen. An dieser Haltung seitens der Jungen Alternativen wird erkennbar, dass wir da eine Partei am rechten Flügel des Parteienspektrums haben, deren Mitglieder sich eben nicht nur bei Sarrazin oder gar Mahler sozialisierten, sondern auch bei Friedman oder Sinn. Sie frönen ja nicht einfach dem Rassismus, sondern sind im Grunde ihres Herzens Freunde des Thatcherism oder der Reaganomics. Das sind ganz sicher keine Nationalsozialisten, wenn überhaupt, dann sind sie Nationalmarktkonformisten, Nationalkarrieristen oder was auch immer in der Art.

Wir haben es mit Neoliberalen mit rassistischer Folklore zu tun. Mit einem bürgerlichen Rechtsausleger, der sich des calvinistischen Ethos untergeordnet hat. Die spärliche Parteiprogrammatik, die es bislang gibt, bestätigt diese Einschätzung nur. Dienst ist für sie aber letztlich Dienst - und der Markt, er regelt alles, selbst die braune Seele. Der Rubel muss rollen. Am liebsten als D-Mark. Eine klassische Nazipartei träte wie gesagt anders auf. Ohne Rücksicht auf Verluste. Der Neoliberalismus, der hat letztlich alles im Griff, modelt alles synkretistisch um. Selbst die Rechten ordnen sich seiner Omnipräsenz unter.

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