in die berg‘ bin i gern

liebe hanna,

jaja, öffentlicher transport und seine konsequenzen sind immer wieder eine geschichte wert. drum haben hp und ich uns im vorfeld auch ordentlich sorgen gemacht, wie das wohl gehen wird, mit dem räder im bus mitnehmen. freundin N. war vor wenigen jahren in marrokko und hatte lustige schwänke vom  busfahren zu erzählen. vom gebuchten 1. klasse bus, der sich dann als altes beinahe-wrack mit offenem motor herausgestellt hat. vom gedränge beim einsteigen (ellbogen einsetzen!), und wie sie sich ohne rücksicht auf verluste über zwei sitze geworfen hat während der partner das gepäck versorget hat. dass dreimal abkassiert wurde und man überhaupt aufpassen muss, dass man nicht übers ohr gehaut wird. es war mir ehrlich gesagt schleierhaft wie es funktionieren soll, dass hp 2 fahrräder, 8 fahradtaschen und 1 zelt allein im gepäckraum verstaut während ich um sitzplätze kämpfe. also sind wir am tag vor unserer abfahrt zum ctm-bahnhof (busbahnhof) gedackelt und haben tickets gekauft und die lage gepeilt. überrascht haben wir festgestellt, dass alles busse am parkplatz gleich aussehen und von wrack keine spur. die waren deutlich schnittiger als, sagen wir mal, die schienenersatzbusse die ich letzten sommer mal wieder in niederösterreich genossen hab. es gab einen fixen fahrplan, die tickets konnten wir gleich mitnehmen und die räder und taschen sollten wir bitte morgen eine halbe stunde vor abfahrt beim gepäck check-in abgeben. wir, verdattert, echt jetzt? gepäck check-in? in wien gibts das nicht. pedale runter, lenker quer? nein, nein, alles kein problem. einfach abgeben. jedes gepäckstück bekommt ein pickerl, ihr die nummer. wir kommen uns vor wie am flughafen. spätestens da hätte uns klar sein müssen, dass das ganze system jetzt neu und durchorganisiert ist.

wir aber, man ist ja informiert, sind trotz allem am nächsten tag wie auf nadeln im warteraum gesessen. und wie unser bus angesagt wurde sind wir zur tür gestürmt (ellbogen!) und haben geschaut, drängel drängel, dass wir unter den ersten im bus sind. hab ich schon erwähnt dass alle anderen leute ganz entspannt waren? wahrscheinlich unnötig zu erzählen, dass wir im bus draufgekommen sind, auf den tickets stehen platznummern. etwas beschämt haben wir unsere plätze eingenommen und versucht uns in der folgenden viertel stunde bis zur abfahrt möglichst unauffällig zu verhalten.

hp und ich hatten von anfang an den plan von marrakesch aus den hohen atlas mit dem bus zu überqueren und erst im süden wirdklich mit dem radeln loszulegen. sonderlich trainiert sind wir nicht, und diese menge an höhenmetern hat uns dann doch abgeschreckt.

so viele unterschiedliche landschaften in einer busfahrt haben wir davor noch nicht erlebt. auf der nordseite viel fruchtbares land und, je weiter wir nach oben gekommen sind, berglandschaften die dann doch irgendwie an zu hause erinnern. auf der südseite wird es dann deutlich karger und es erinnert eigentlich gar nichts an zu hause. in einem bergdorf kurz nach dem pass gab es eine halbe stunde pause. außer uns war noch ein anderes weißes touristenpaar in dem bus. die beiden hatten mehr oder weniger lautstarke diskussionen auf katalanisch. möglicherweise auch deshalb, weil der mann während der ersten hälfte der busfahrt einen halben liter schnaps vernichtet hat. erstaunlich in vielerlei hinsicht. kurvige straße, nur schnaps und kein wasser, die beiden mindestens in ihren 70ern(!) und last, but not least, schnaps in marokko? wo haben sie den denn her?

in dem dorf in den bergen war gerade markttag und es hat sich uns ein bild gezeigt, dass sich auf unserer reise noch oft wiederholen sollte. viel gewusel, viele waren am boden. dubiose formen des tiertransports, männer in cafes direkt neben dem fleischer und wenige frauen auf der straße. wir wurden zum teil neugierig, aber nicht unfreundlich gemustert. wieder haben wir versucht unauffällig auszusehen, aber aufgefallen sind wir trotzdem wie die bunten hunde. zumindest hat es sich so angefühlt.

in die berg‘ bin i gern

ursprünglich wollten wir ab ourzazate losrollen, haben uns dann aber doch für eine weiterfahrt bis agdz entschieden. guter plan! auslöser war wieder einmal meine (unbegründete) angst vor dem verkehr. in der realität war zwischen ourzazate und agdz kaum verkehr, dafür eine wirklich reizlose steinwüste, sonne die gnadenlos vom himmel knüppelt und weit und breit kein schatten. hp und mir ist dezent das herz in die hose gesunken. hm, auf fotos hat das alles sehr spannend ausgeschaut, aber im echten leben kommt die landschaft ein bisserl bedrohlich rüber, so aus radfahrerInnensicht.

agdz jedoch ist eine charmante kleinstadt auf 940m seehöhe. wie großarl, sagt hp. wahrscheinlich ist es eine unsitte alles nach „wie zu hause“ und „nicht wie zu hause“ zu unterscheiden. aber was soll ich sagen, drei wochen marokko machen noch keine kosmopolitInnen aus uns, soviel ist mal fix. zumindest weiß ich, welche brille auf meiner nase sitzt, das ist ja auch schon was wert, oder?

a propos kosmopolitInnen: in agdz haben wir einen marrokaner getroffen, der in deutschland gearbeitet hat und deutsche, die seit 40 jahren marokko bereisen, aber davon mehr das nächste mal.

bussi und bis bald, deine kati


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