Immer wieder Thompson

Das Klo. Zweite Heimat. Wanderer zwischen den Welten. Hin zum Sofa, weil ich krank bin. Bücher und Gedanken wälzen.

Jim Thompson. Peckinpah feuerte ihn und machte aus dem anarchischen Roman „The Getaway“ einen harmlosen Film. Thompson. Immer wieder. Vergessen. Von den Franzosen ausgegraben. Missverstanden. Aufgelegt. Von Hollywood wieder und wieder entdeckt. Die Wellenbewegungen eines literarischen Außenseiters.

Und jetzt? Ein Film. „Sein Leben in meiner Gewalt“. Ein Meisterwerk. Connery spielt gut. Nicht zu gut. Das hätte den Film an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen können. Lumet inszenierte unterkühlt. Bilder. Zwischendurch an Thompson denken. Immer wieder. Bilder kreuzen Bilder.

Ein Blick in den Himmel. Abstufungen in Grau. Novemberkälte. Die passt zu einem solchen Nachmittag.

Der nächste Angriff aufs Klo. Durchfall. Sie haben es erraten! Beim Spurt nach einem Buch gegriffen. Blind. Nach Sekunden die zweite Erlösung. Habe nicht den Bloch mitgeschleppt. Das Prinzip Hoffnung hilft mir an einem solchen Tag auch nicht weiter. Dafür die pfeifenden Wortsalven der „Reise ans Ende der Nacht“.

Wenn ich je für Jahre in einem Toilettenhäuschen leben müsste, dann sollte mich die „Reise“ dorthin begleiten.

Der Wanderer kehrt auf das Sofa zurück. Die zitternde Hand angelt sich ein weiteres Buch vom Tisch. Wieder Thompson. Immer wieder. „1280 schwarze Seelen“. Kennen Sie die Verfilmung mit Philippe Noiret? Regie führte Bertrand Tavernier. Das sind noch Namen, denke ich. NOIRet und TAVERNier. Die schmecken nach einer düsteren Hafenkneipe. Nach verlorenen Seelen. Vielleicht geht auch nur die Phantasie mit mir durch. Mein Darm auf jeden Fall.

Rasche Rückkehr. Wieder nach der „Reise“ grapschen. Knapp verfehlt. Sie fällt mit einem lauten PLATSCH zu Boden. So klingen Taschenbücher. Furchtbar. Hardcover klingen nach einem Schuss. Nicht so seicht. Man sollte sich Bücher danach aussuchen, welches Geräusch sie beim Aufprall verursachen.

Da sitzt du dann. Gottes ärmstes Geschöpf. Und keine Lektüre weit und breit. Scheiße. Und dieses Mal stimmt es sogar. Würde jetzt auch den Bloch lesen. Aber der liegt draußen im Regal und lacht mich aus. Verschmähte Bücher kennen den Augenblick der Rache.

Düstere Ausblicke auf Kacheln. Angestrengtes Gesicht. Hoffnung auf das Ende des Martyriums. Runter vom Scheißhaus. Hin zum Sofa. Der ewige Leser. Der ewige Zuschauer.

Der nächste Film. Die nächste Hoffnung. Das nächste Glück. Peckinpahs „Straw Dogs“. Dustin ist Dustin. Nie und nimmer ein Mathematiker. Ich hätte mir den „Saustall“ von TAVERNier einlegen sollen.

Leider besitze ich den überhaupt nicht. Hin zum Computer. Online gehen. Unsinn. Bin immer online. Amazon. Viel zu teuer.

Also eine abermalige Rückkehr. Also doch die „1280 schwarzen Seelen“. Da hängst du plötzlich in diesem Kaff mit diesem Sheriff. Das hätte ich mir am Morgen nicht träumen lassen. Krankheiten können dich verdammen. Sie bringen dich mit Ungeheuern zusammen.

Ich genieße den Besuch bei Corey.

Thompson, denke ich. Immer wieder Thompson.

(Erschienen bei Getidan)



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