Im Strudel des Irrationalen

Ich habe einen Sohn und dieser Sohn hat wohl ein Problem. Und dieses Problem erfahre ich nicht einfach so. Nein, ich kriege es nur zu spüren oder kann es mir denken. Andererseits scheint es nicht zu groß zu sein, denn bei mehrerem Nachfragen, scheint er es auch nicht definieren zu können. Gestern machte ich noch auf verständmisvoll. Das war so schön, er wollte länger Fernsehen mit mir zusammen. Ich wagte aber zu behaupten, ich sei müde. In dem Zeitrahmen, den die folgende Diskussion eingenommen hat, hätte man auch Titanic sehen können, mit den Hintergrundinformationen. Aber ist das so ungewöhnlich? Es ist Freitagabend und ich habe bereits eine ganze Woche hinter mir. Der Tronfolger übrigens auch, aber er scheint es nicht wahr haben zu wollen. Ein Wechselspiel zwischen „Es tut mir leid. Ich möchte mich entschuldigen“, „Du magst mich nicht.“, „Ich bin sauer auf Dich.“, „Nie darf ich…!“. Ich weiß, dass es nicht Titanic war, was ich gestern Abend gesehen habe, aber um Gottes Willen, ich weiß nicht was es war und worum es da ging. Ich glaube, angefangen hatte es schon gestern früh, als ich – und jetzt aufpassen und vielleicht sogar das Jugendamt verständigen – gesagt habe, dass es mir egal ist, ob er zu spät zur Schule kommt, er muss vorher seine Zähne putzen.

Am Nachmittag dann die verständnisvolle Tour. Wir haben darüber geredet, ich habe erklärt, dass es nicht geht, dass er morgens so lange trödelt und dann keine Zeit mehr hat seine Zähne zu putzen. Er konnte alles nachvollziehen und ich habe sooo was von Recht. Ich habe dann auch nicht mehr nachgefragt, womit denn genau, damit ich mich nicht weiter aufregen muss, falls er es nicht mehr weiß. Und dann so ein blöder Fernsehabend, ehrlich. Der hat das bis kurz vor 23 Uhr durchgezogen, immer wieder im Wohnzimmer aufzutauchen, um Grundlegendes zu diskutieren. Obwohl ihm seine Augen reptilienartig herausquillten und roter waren, als damals bei der beidseitigen Bindehautentzündung. Ich dachte gestern Abend noch, ich müsste drüber stehen, es wäre die Müdigkeit, die ihn aus dem Bett treibt. Und wer weiß, vielleicht ist das alles eine Strafe für das was ich getan habe, um damals nicht im Bett sein zu müssen. Wenn ja, dann freu ich mich auf meine Enkel.

Heute morgen, direkt nach dem Aufstehen ging es weiter. Er konnte mich nicht umarmen, weil er immer noch sauer auf mich war. Und es wurde nicht besser als ich mal wieder – und jetzt für die Akte des Jugendamtes – „Er solle den Frühstückstisch decken.“ forderte. Dann war’s vorbei. Ne Zusammenfassung des gestrigen Abends, nur in Speedmodus und er muss wohl lange abends darüber nachgedacht haben, womit er Eindruck schinden kann. Mein persönliches Highlight war, als er sich ein Küchenmesser unter den Arm klemmte, damit es aus meiner Perspektive so aussieht, als ob er sich abgestochen hätte. Ist es gemein, ihn dann nicht darauf hinzuweisen, dass wenn es ihn wirklich durchbohrt hätte, er nicht mehr stehen könnte? Das ich aber lachen musste, hat ihn vielleicht sogar noch angeheizt. Und dann wieder zurück zum Alten, er will sich entschuldigen und ich wär so gemein, bla bla bla. Aber als ich dann hart blieb und er immer noch in seinem Zimmer sein musste, war ich noch viel gemeiner. Worauf er keinen anderen Weg gesehen hat, als Sachen aus seinem Zimmer werfen zu müssen.

Wie hilft man jetzt einem Kind aus dieser Spirale heraus? Ich meine, Kind sein schön und gut, aber es bleibt uns doch noch als Erwachsene, dieses nicht Nachgeben zu können. Manchmal habe ich das Gefühl, umso ruhiger ich bleibe, desto mehr würde ich ihn damit provozieren. Aber immer nur Verständnis ist auch nicht das Wahre. Er muss doch lernen, bis hierhin und nicht weiter. Und außerdem, wie soll ich nicht cool bleiben, wenn alles was er tut irgendwie schon mal da war. Oder bin ich zu kalt? Man müsste ihn mal fragen, aber leider wirkt er in seinen Anfällen jetzt nicht so ansprechbar. Wenn es mal vorbei ist, dann ist ja auch wieder alles in Ordnung, aber wie beende ich diese emotionale Berg- und Talfahrt kurz und schmerzlos? Wie soll ich reagieren? Soll ich mich auf den Boden schmeißen und mit den Füßen trampeln? Vielleicht muss das Ganze auch einfach so lange dauern, ich weiß es nicht. Das einzige, was ich weiß ist, dass es heute Nachmittag schon wieder vergessen sein wird. Und spätestens eine Woche später werde ich mir wieder die gleichen Fragen stellen. Der ganz normale Wahnsinn der Kindererziehung.


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