Idylle und Gülle

Mehr als zehn Millionen Städter wünschen sich aufs Land.

errechnete die ZEIT in einem lesenswerten Artikel, der mit „Landlust, Landfrust“ überschrieben ist. Knapp 33 Millionen Menschen leben in Kleinstädten und Dörfern, manche sogar in Weilern und Einöden. Dort sind sie geboren, aufgewachsen, geblieben – oder auch dorthin „raus“ geflüchtet aus trostlosen Städten, in denen Tiere nicht erwünscht oder gar unbekannt sind und Grün eine Bekleidungsfarbe ist. Wer nicht seiner Sehnsucht nachgeben und aufs Land ziehen kann, stellt sich eben sonntags in den Stau, um mit den Kindern Kühe zu gucken. Ach, welche Idylle, welches Glück …

… – oder auch nicht. Denn wir Landeier sind zwar zufrieden (sonst würden wir hier nicht leben), aber idyllisch geht es bei uns nicht zwangsläufig zu. Man mag gern zu uns zum Maibaumaufstellen kommen, man schaut uns beim Schuaplattln zu, man versucht sich im Ozapfa, man macht Ferien auf dem Bauernhof. Doch das, liebe Großstädter, ist nicht das wahre Landleben, ist nicht unser Alltag, ist alles andere als Idylle! Bei uns ist der Dreck nicht schöner als bei Euch, nur eben braun statt grau. Und der Verkehrslärm ist auch nicht weniger, nur klingt er eben nach Traktor und nicht nach S-Bahn. Wie auch die Luft hier nicht zwangsläufig gesünder ist, sicher aber feinstaub- und ammoniakhaltiger (weil wir unsere kuscheligen Kachelofenfeuer eben mit Holz und ohne Kaminfilter betreiben und Rindviecher jede Menge stinkende Pisse und Scheiße von sich geben). Krimineller geht es zwar statistisch betrachtet bei Euch in der großen Stadt zu, das ist richtig. Aber sich mit der Dorfjugend anzulegen, kann auch im Krankenhaus enden.

Das alles, liebe Möchtegerndörfler, merkt Ihr spätestens dann, wenn Ihr mit Sack und Pack und Kind und Kegel aufs Land zieht. Schulbusse? Taxis? Nahverkehr im Minutentakt? Shoppingmalls? Kulturangebote? Starbucks? Naja, monatlich veranstaltet das hiesige Pfarramt ein Kaffeekränzchen. Einen Musikverein hat jedes Dorf, einen Kirchenchor sowieso. Und die VHS unterhält defizitäre Außenstellen, die „Kochen mit Kindern“ und „Bauch, Beine, Po am Vormittag“ anbieten. Samstags spielen die Männer natürlich Fußball. Oder bauen an ihren Häusern rum oder zimmern Klettergerüste für die zwanzig Nachbarsbälger. Und am Abend sitzen sie „beim Löwen“ oder in der „Gans“, dreschen Karten auf Tische und Sprüche über Politik und spülen literweise tröstendes Bier in ihre Kehlen. Vielleicht grillen sie auch mit den Kumpels und deren Familien.

Sonntags ist´s die Frage, ob Kühe, Hähne oder die Kirchenglocken die Ersten sind, die den bismittagsausschlafgewohnten Neudörfler aus dem Bett reißen. Steht der dann sich müde streckend vor dem offenen Fenster um sich an der frischen Frühlingsluft zu laben und wird dabei unvermittelt von frischem Güllegestank aus dem Schweinestall mitten auf die Zwölf getroffen, ist schon so mancher Umzugs-, respektive Rückzugsplan gereift.

Jaja, das Landleben… Schee is´!


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