Ich bin kein Vater

Verpasst: Schnulli-Alarm

Verpasst: Schnulli-Alarm

Ich kann ein Baby wickeln und ein Brei kochen. Ich weiß, dass Kaiserschmarrn immer geht. Ich kenne die Lotti-Karotti Regeln. Ich tröste, wenn eine Sandburg in den Wellen verschwindet. Ich habe mir endlos Hörspiele von Ritter Rost bis Benjamin Blümchen angehört. Lilly Fee und ihren Freund Capt’n Sharky fand ich langweilig und habe trotzdem dafür viel Geld ausgegeben. Und ja, ich weiß, wie schmerzhaft ein Legostein ist, wenn man auf ihn drauftritt. Ich bin alleinerziehender Onkel und war alleinerziehender Bruder. Aber ich bin kein Vater.

Ich habe keine Tochter und keinen Sohn. Meine Frau und ich sind nur zwei. Es lag nicht an meiner Frau. Es lag an mir. Und es gibt eine Menge Gründe dafür, dass ich kein Reproduktionswille an den Tag legte. Wenn ich so zurückblicke, glaube ich, dass ich viele Jahre zu sehr mit meiner Milieu-Flucht beschäftigt war. Als Schmuddelkind musste ich eine Menge dazulernen und nachholen. Dazu kommt, dass ich schon früh meine alleinerziehende Mutter dabei unterstützt habe, meine drei Geschwister großzuziehen. Daher hatte ich immer das Gefühl, dass ich meine Erziehungsaufgaben erfüllt hatte. Ein anderer Grund war, dass Vater zu sein nicht wirklich ein Ideal von mir ist. Denn die Männer, die als Väter in mein Leben traten, waren alles andere als ein Vorbild um Vater zu werden. Mein leiblicher Vater war ein schräger Streuner, den ich erst spät als alten Mann kennengelernt habe. Jahrelang hatte er sich nicht um mich gekümmert. Dann waren da noch die ganzen Episodenväter, mit denen meine Mutter zusammenlebte. Kein Einziger davon war bewundernswert oder eine Empfehlung für sein Geschlecht. Die letzte Möglichkeit habe ich schließlich auch noch verpasst, weil ich plötzlich mit meiner Frau eine Fernbeziehung führte. Ich arbeitete in München und sie in Hamburg.

Kein Brei im Hemd

Kein Brei im Hemd

Von kinderlosen Frauen weiß ich, dass sie in einem ständigen Rechtfertigungsmodus sind, als verstoße die ungenutzte Fruchtbarkeit gegen ein heiliges Gesetz. Auch ich muss mich manchmal erklären. Wenn Leute mich fragen, warum ich keine Kinder habe, werden sie doch in der Regel sehr neugierig. Ein Mann, der Kinder mag und selbst keine hat, macht sich eben verdächtigt. Wenn ich im Warum-bist-du-kein-Vater-Verhör den Fragen entgegne, dass ich es schlicht und einfach verpasst habe, ist ihnen diese Antwort zu einfach. Ich überzeuge meistens nicht und spüre das Restzweifel bleiben. Dabei werde ich das Gefühl nicht los, dass es am Ende, dann doch immer auf meine Frau zurückfällt. Das ärgert mich. Ich selbst beobachte immer mehr Männer, die sich weigern Vater zu werden oder die Zeugung möglichst weit hinausschieben. Es liegt eben nicht immer an den Frauen.

Ob ich es vermisse Vater zu sein? Sehr selten stelle ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich eine Tochter oder Sohn hätte. Wäre ich dann auch so ein Erklär-Vater, der ständig darauf erpicht wäre, dass meine Tochter ständig etwas lernt oder so ein Kumpel-Vater, der sich seinen Sohn als besten Freund anbiedert. Nein, ich bin auch kinderlos zufrieden. Nur manchmal, wenn mal wieder in meinem Biosupermarkt so ein kleiner Bursche unkontrolliert auf seinem Holzlaufrad mir in die Hacken fährt, würde ich gerne den Eltern ein paar Erziehungstipps geben. Welche Mutter oder Vater würde mich schon ernst nehmen. Spätestens bei der Frage: „Haben Sie selbst Kinder?“ müsste ich klein beigegeben. Woher sollte ich auch wissen, wie man Kinder erzieht. Ich bin ja schließlich kein Vater.


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