Hirndoping: Schlauer auf Rezept?

Der Druck auf den einzelnen Arbeitnehmer ist in den letzten Jahren ständig gestiegen - immer mehr Bundesbürger wollen dem Stress mithilfe chemischer Mittel standhalten. Foto: djd/Ergo Direkt Versicherungen/Corbis

Umfrage: “Braindoping” wird von einer großen Mehrheit der Deutschen abgelehnt

(djd). In der modernen Leistungsgesellschaft ist der Druck auf den einzelnen Arbeitnehmer in den letzten Jahren ständig gestiegen. Der erfolgreiche Mitarbeiter von heute, so scheint es, muss ständig erreichbar sein, muss leistungs- und durchsetzungsfähig sein, auf Knopfdruck präzise denken und schnell entscheiden können. Wer Schwächen zeigt, hat schon verloren. Das gilt im Übrigen nicht nur die für Arbeitswelt, auch Studenten beispielsweise müssen in kürzerer Zeit mehr leisten als frühere Akademiker-Generationen.

84 Prozent lehnen Einsatz von Pillen ab

Der enorme Druck hat fatale Folgen: Immer mehr Gesunde wollen ihre Leistungsfähigkeit mit eigentlich für Kranke gedachten Pillen steigern. Sie verbessern ihre Laune mit Antidepressiva, erhöhen ihre Konzentration durch Amphetamin-Derivate, werfen Betablocker gegen Bluthochdruck ein und nutzen Wachmacher, um auch am Ende des 12-Stunden-Arbeitstages noch fit zu sein. Auf mögliche gefährliche Nebenwirkungen wird keine Rücksicht genommen.

Die große Mehrheit der Bundesbürger kann sich mit dem Gedanken an die Einnahme von Mitteln zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit allerdings nicht anfreunden. Das ergab eine aktuelle TNS-Emnid-Umfrage im Auftrag der Ergo Direkt Versicherungen. 84 Prozent der Befragten lehnen den Einsatz von Pillen zur Steigerung der Intelligenz ab. Nur drei Prozent haben solche Medikamente bereits einmal genommen, 13 Prozent könnten sich eine Einnahme zumindest vorstellen.

Experte warnt vor erhöhter Suchtgefahr

Wie bedenklich ist diese Optimierung des Gehirns durch Chemie von außen und welche Folgen kann sie haben? Detlef Staadt, Diplom-Psychologe aus Offenburg, warnt vor allem vor dem möglichen erhöhten Suchtpotenzial bei einer Eigenmedikation mit Psychopharmaka. Psychologisch fördert das erhöhte Wohlbefinden und die subjektiv verbesserte Leistungsfähigkeit den Wunsch nach noch mehr Pillen. Das gedopte Gehirn gleiche nämlich Defizite aus, muss aber immer mehr leisten, wofür es langfristig mehr “chemische Unterstützung” benötige – eine gefährliche Spirale.

Gefährliches Selbstexperiment – und klassisches Eigentor

Völlig unklar ist für Experten wie Staadt auch die Frage, welche Auswirkungen dieser chemische Eingriff von außen in das System von natürlichen Wechselwirkungen zwischen Botenstoffen und Rezeptoren habe. “Es ist nicht absehbar, inwieweit dies zu Persönlichkeitsveränderungen führen kann. Die kognitive Leistungsfähigkeit und eine realistische Urteilsfähigkeit werden langfristig eher reduziert”, warnt Staadt und sieht eine weitere Gefahr: “Bei einer weiteren Verbreitung von psychotropen Substanzen besteht zwangsläufig die Gefahr, dass sich auch soziale Normen verändern. Gesellschaftliche Erwartungen an individuelle Leistungsfähigkeit führen dann dazu, dass ein sozialer Druck zur Einnahme dieser Psychopräparate entsteht.” Das Hirndoping von Gesunden sei ein gefährliches Selbstexperiment, die Langzeitfolgen kaum abzuschätzen, vermutlich aber eher sehr negativ und ein klassisches Eigentor, so Staadt.

Natürliches Hirndoping

(djd). “Die Leistungsfähigkeit des Gehirns lässt sich mit einer sinnvollen und ausgewogenen Ernährung – etwa Mittelmeerkost – auf natürliche Weise positiv beeinflussen”, so der Offenburger Psychologe Detlef Staadt. Für eine schnelle Wirkung seien Entspannungsverfahren wie einige Minuten autogenes Training hilfreich. Langfristig wirksam seien eine gelassene Grundhaltung und eine positive Neugierde aufs Leben. Dazu sollte man täglich zwei bis drei Liter Wasser trinken. Um die Denkleistung stabil zu halten, müsse das Hirn ständig mit Flüssigkeit versorgt werden.


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