Anfänglich habe ich mir wirklich Sorgen gemacht weil Mini-Me nichts essen wollte. Wie ein kleines, ganz zartes Vögelchen hat er gegessen. Mal einen Teelöffel Brei, dann mal zwei. Das höchste der Gefühle waren drei, aber nicht mehr. Als Mini-Me dann sechs Monate alt wurde, kam der Moment, an dem ich mich fragte wann der richtige Zeitpunkt für die Beikost sei.
Egal wo und was ich las, überall Stand der 6. Monat, als spätester Zeitpunkt zur Beikosteinführung. Und egal wo ich mich umhörte, überall bekam ich gesagt, dass das Kind essen MUSS. Das sei soooo wichtig… Tja, aber wenn das Kind eben nicht essen will? Was dann? Sollte ich es zwingen? Als ich ein paar Wochen spätere die Stillberaterin aus unserem Stillkreis um Rat fragte, bekam ich eine ganz einfache Antwort und die Lösung für unser „Problem“.
Sie riet mir, mich auf das Kind einzustellen.
„Er wird schon noch essen. Er braucht eben noch etwas Zeit. Biete ihm gelegentlich immer mal etwas an. Irgendwann wird er mehr Interesse zeigen und von ganz alleine essen wollen.“ So einfach war das also. Von da an, legte ich unsere selbstgekochten Glässchen zur Seite und gab meinem Kind Zeit. Alle paar Tage gab es mal ein kleines bisschen Banane, Avocado, Obstmus oder etwas selbstgekochte Sauce. Und siehe da, Mini-Me bekam nach einigen Wochen langsam Lust auf unser Essen. Er liebte unsere Zwiebelsauce, er liebte unsere Tomatensauce und er liebte meinen selbstgemachten Früchtejoghurt. Nach und nach begann ich meinem Kind Essen zu geben, dass wir auch aßen. Ein kleines Stück Pfannkuchen, ein klitzekleines bisschen Brot mit Frischkäse, Kartoffelbrei, Gemüsebrei, Getreidekringel, gekochtes oder gedünstetes Gemüse oder eben etwas von unserer leckeren Sauce.
Und siehe da, Mini-Me bekam Freude am Essen.
Zwar noch sehr zaghaft und auch nur wenig, aber das machte ja nichts. Schließlich wollte ich nicht abstillen, sondern meinem Kind nur die Welt des Essens beibringen. Wir kaufen eine Abwaschbare Tischdecke und ließen Mini-Me mit dem Essen spielen. Mini-Me sollte die Lebensmittel mit allen Sinnen begreifen dürfen. Wie fühlt sich eine Banane an? Wie ein Stück Brot? Wie ein Brokkoliröschen? Wie ist die Konsistenz? Wie ist der Geschmack?
All diese Erfahrungen kann ich meinem Kind nicht abnehmen… Es muss und soll sie selbst erfahren.
Nach und nach merkte ich, wie unterschiedlich jedes Kind is(s)t. Das Kind meiner Freundin isst seitdem es 4. Monate alt ist. Ihr Kind isst einfach für sein Leben gern. Weshalb hätte sie noch warten sollen, wenn ihr ihr Kind eindeutig gezeigt hat, dass es bereit ist? Andersherum, hätte ich mein Kind quälen sollen und ihm ständig Essen in den Mund stopfen sollen, obwohl es noch nicht bereit für andere Nahrung als Muttermilch war? Ich kann nur immer wieder plädieren, auf sein Kind einzugehen.
Hört auf eure Kinder, sie zeigen euch den Weg…
Übrigens: Wusstet ihr, dass die meisten Beikostpläne aus Zeiten Nazidiktatur stammen? Der Kinderarzt Herbert Renz-Polster hat auf seinem Blog ein paar interessante Zeilen darüber verfasst.
