Hexen Horror #2 | „Drag Me To Hell“ (2009)

In einer erinnerungswürdigen Seance-Szene in Drag Me To Hell wird deutlich, wie Sam Raimis Humor funktioniert. In seinem 2009er Horrorfilm, in dem eine Bankangestellte von einer alten Hexe verflucht wird, liegen Grusel und Komödie sehr nahe beieinander. Aber schon in seiner Tanz der Teufel-Trilogie konnte Raimi bekanntlich nicht die Finger von trashigen Momenten lassen, mit denen er Spaß und Schrecken immer nahe beieinander halten konnte.

Bei dieser Seance fährt ein böser Geist nacheinander in die Teilnehmer der Beschwörung, findet sich zwischenzeitlich in einer Ziege wieder, nur um am Ende in einem Mann zu landen, der auf einmal wie eine Marionette in der Luft schwebt, seine Gliedmaßen lustig hin- und her bewegt und die um ihn stehenden Zuschauer mit bösen Worten beschimpft. Irgendwann entfacht auch noch ein Feuer unter ihm und das Bild für die ewige Erinnerung ist komplett.  

Sam Raimi wird unter Horrorfans für seine Tanz der Teufel-Filme geliebt, dem Mainstream Hollywood Publikum ist er aber vielleicht eher durch seine Tobey Maguire Spider-Man-Trilogie ein Begriff. In Drag Me To Hell arbeitet er mit Hauptdarstellerin Alison Lohman (The Vatican Tapes), Justin Long (Yoga Hosers) und in einer ganz kleinen Rolle Octavia Spencer (2012er Oscar-Gewinnerin für ihre Rolle in The Help) zusammen.

Hexen Horror #2 | „Drag Me To Hell“ (2009)

Drag Me To Hell

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Alison Lohman als verfluchte Christine Brown, die in die Hölle geholt werden soll.

Der Film erzählt von Christine Brown (Lohman), die als Darlehensberaterin in einer Bank arbeitet. Als eine alte Frau vor ihr sitzt, der sie partout nicht helfen kann ihr Heim zu behalten, wird sie zum Opfer eines finsteren Fluchs. Da ihr Freund Clay (Long) ihr nicht helfen kann – und zuerst auch nicht an etwas Übernatürliches glaubt – wendet sie sich an einen Seher (Dileep Rao), der versucht ihr zu helfen. Aber die dunklen Mächte versuchen Christine unnachgiebig zur Verzweiflung zu treiben.

Raimi gelingt es dabei, sein Storytelling auf diesen Breaking Point auszurichten. Wie zermürbend hier in Szene gesetzt wurde, wie die dunklen Mächte sich über Christine hermachen, ist wirklich schweißtreibend mit anzusehen. Sie wird von Visionen und Träumen geplagt, die sie in den ungünstigsten Alltagssituationen ereilen. In einem total überzogenen Moment spritzt eine Nasenblut-Fontäne aus ihr heraus und ergießt sich über ihren Vorgesetzten.

Statt dass wir uns hierüber amüsieren könnten, zeigen wir eher Mitgefühl mit der armen Frau. Das spricht eindeutig für die Regiekünste Raimis, der trotz überzogener Darstellung durch seinen Trash-Stil immer noch dazu in der Lage ist, uns an die Figuren zu binden und sie nicht zu leeren Hüllen für eine belanglose Handlung werden zu lassen. Ganz im Gegenteil. In Drag Me To Hell kämpfen wir an Christines Seite gegen die Mächte der Finsternis und fühlen uns hierdurch umso mehr in den Film hineingezogen.

Bei all dem Trash bekommen wir von Raimi aber auch unheimliche Schattenspiele zu sehen. Wie einst Friedrich Wilhelm Murnau seine Stummfilm-Horrorfilme zu gruseligen Geschichten in den Schatten machte, weiß Raimi um den Effekt des Nicht-zeigens oder des schattenhaften Andeutens genaustens Bescheid. Dadurch wird unsere Fantasie angeheizt, während aus Drag Me To Hell hierdurch ein purer, düsterer Horrorfilm wird, ganz gleich wieviel trashigen Humor wir geboten bekommen.

Hexen Horror #2 | „Drag Me To Hell“ (2009)

Drag Me To Hell

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Lorna Raver als Hexe in „Drag Me To Hell“.

Und dann diese Hexe! Es kommt zu einer unfassbar unterhaltsamen Konfrontation zwischen Alison Lohmans verfluchter Christine und der Hexe (Lorna Raver), bei der die alte Frau ihr Opfer in ihrem Auto heimsucht und attackiert. Hier kommen alle Stilmittel Raimis zusammen und ergießen sich über uns in einem 15 Minuten anhaltenden Kampf der beiden Frauen gegeneinander.

Die Choreografie ist herrlich und die Widerlichkeit ist zum weggucken (die junge Frau bekommt immer wieder irgendeinen Schleim der Hexe in ihren Mund getropft). Das ist, wofür der Horror von Sam Raimi steht: man weiß nie so recht, ob man hinschauen soll oder sich erbrechen muss.

Das Ende hätte Raum für eine großartige, an die griechische Mythologie angelehnte Fortsetzung gegeben. Leider hat man weder von einem Sequel, noch von Alison Lohman (völlig zu Unrecht) oder Sam Raimis Bestreben einen weiteren Horrorfilm zu drehen, je wieder etwas zu hören bekommen.


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