Handwerkskunst und magische Momente

Zu Gast beim ersten CLAYTEC Lehm-Terrazzo Workshop

Prüfende Hände beim 1. CLAYTEC Lehm-Terrazzo-Workshop

Prüfende Hände beim 1. CLAYTEC Lehm-Terrazzo-Workshop

Zu den spektakulärsten Produktneuheiten des Jahres 2016 zählt der von Peter Breidenbach entwickelte CLAYTEC Lehm-Terrazzo. Unmittelbar nach der Vorstellung des Produktes und der Veröffentlichung erster Fotos erreichten zahlreiche interessierte Nachfragen den Lehmbaustoffhersteller. Breidenbach selber sieht das Material als High-End-Option im Objektbereich und setzt auf die fachgerechte Verarbeitung des Premium-Produkts Lehm-Terrazzo durch kompetente Handwerker. Der im Juni an zwei Standorten nahe des CLAYTEC Stammsitzes im niederrheinischen Viersen erstmals ausgerichtete Lehm-Terrazzo-Workshop war deshalb ein wichtiger Schritt im Rahmen der Produkteinführung. Gleichartige Veranstaltungen wird es in Mittel- und Süddeutschland geben.

Alle packen mit an: hier beim Anmischen der Terrazzo-Rohmasse.

Alle packen mit an: hier beim Anmischen der Terrazzo-Rohmasse.

Ein privates Bauvorhaben nahe der deutsch-niederländischen Grenze bildet die erste Station für die Teilnehmer des ersten CLAYTEC Lehm-Terrazzo Workshops. Bei strahlendem Sommerwetter verteilen sich die Handwerker als erstes um die Mischmaschine. Mit ihrer Hilfe wird das Material, das im Wesentlichen aus farbigem Lehm und Naturstein-Split in gemischter Körnung besteht, für den Terrazzo-Unterbau vorbereitet. Die Möglichkeit der maschinellen Verarbeitung  ist für den verarbeitenden Handwerker ein wichtiges Kriterium. Schließlich hat er keine Zeit zu verschenken, und für eine konstante Qualität ist der kontinuierliche Materialnachschub unabdingbar.

Auf der fertig montierte Fußbodenheizung wird die Mischung aufgebracht…

Auf der fertig montierte Fußbodenheizung wird die Mischung aufgebracht…

Alle packen jetzt mit an: Abwechselnd wird die Terrazzo-Rohmasse aus dem BigBag und Wasser zur Aufbereitung in den Mischer gegeben. Die fertige Mischung wird anschließend per Schubkarre ins Innere des Backsteinbaus gebracht. Hier sind im ersten Raum bereits die Kunststoffschläuche der Fußbodenheizung montiert. Die ersten Schaufeln der fertigen Mischung verteilt Kursleiter Arno Cancian persönlich mit energischem Schwung, die Heizschläuche verschwinden jetzt allmählich unter dem Lehm-Naturstein-Gemisch.

…und gleichmäßig verteilt.

…und gleichmäßig verteilt.

Handwerkswissen aus dem Friaul

Wissen und Erfahrung rund um das Terrazzohandwerk bekam Arno Cancian gleichsam in die Wiege gelegt: Sein Großvater brachte diese italienische Spezialität Anfang des 20. Jahrhunderts aus der norditalienischen Region Friaul nach Deutschland. Die Lehre als Betonstein- und Terrazzohersteller absolvierte Cancian im elterlichen Betrieb und ergänzte sie um eine Zusatzausbildung zum Gestalter im Handwerk. Beim CLAYTEC Workshop lauschen die Teilnehmer aufmerksam seinen Ausführungen. Er kennt die Tricks und Kniffe, auf die es bei der Terrazzo-Ausführung ankommt ebenso wie die kleinen Nachlässigkeiten, vor denen kein Handwerkskollege in der täglichen Arbeitsroutine gefeit ist. Immer wieder ergänzt der Terrazzo-Spezialist seine Arbeitsanleitungen um Ermahnungen zu größtmöglicher Sorgfalt und Akkuratesse, denn: „Jeder Fehler den ihr euch in einem Arbeitsschritt leistet, wird euch im nächsten wieder begegnen.“

Akkurates Arbeiten hat oberste Priorität.

Akkurates Arbeiten hat oberste Priorität.

Die Teilnehmer ihrerseits konfrontieren den Dozenten Cancian mit zahlreichen Zwischenfragen: Wie dick muss der Unterbau sein? Kann ich eine Entkopplung einbauen? Soll der Terrazzo-Boden besser vor dem Verputzen der Wände eingebracht werden? Mit welchen Trocknungszeiten muss ich rechnen? Ab wann kann angeheizt werden? Es herrscht eine sehr konstruktive Atmosphäre. Zwischen den Fragen und Antworten, den Anleitungen und Anweisungen wechseln sich die Kursteilnehmer an Schubkarre und Schaufel in stetigem Fluss ab. Absprachen sind hier nicht nötig:  jeder scheint instinktiv zu wissen, wann es an der Zeit ist, seinen Teil Zuarbeit zu leisten.  Das entspannt-konstruktive Miteinander kommt nicht von ungefähr, denn Peter Breidenbach, CLAYTEC-Gründer und –Inhaber sowie Entwickler des Lehm-Terrazzo-Gemischs, hat für diese erste Entwicklungsstufe zur Markteinführung des neuen Produkts bewusst nur sehr erfahrene CLAYTEC-Handwerker eingeladen. Teilnahmevoraussetzung waren zudem Kenntnisse in der Verarbeitung von Terrazzo, mindestens aber im Einbau von Lehm-Böden.

Historisches Arbeitsgerät: der Glätter des Großvaters

Historisches Arbeitsgerät: der Glätter des Großvaters

Terrazzo-Optik mit der Wärme des Lehms verbunden

Im nächsten Raum ist der Terrazzo-Unterbau bereits eingebaut und ausgetrocknet. Hier demonstriert Kursleiter Cancian das Aufbringen der finalen Lehm-Terrazzo-Schicht. Mittels einer langen Wasserwaage legt er die Aufbauhöhe fest und beginnt anschließend das Material einzubringen, das die Teilnehmer Schubkarre um Schubkarre heranbringen. Mit dem langen Estrichbrett  zieht er das satt feuchte Material flächig. Die entstandene Fläche wird anschließend mit dem Glätter weiter egalisiert, „Berge“ und „Täler“ im Material ausgeglichen.  Für die letzte Feinbehandlung kommt ein ganz besonderes Werkzeug zum Einsatz: Die Arbeitsfläche dieses Glätters ist sichtbar dünner, das Werkzeug etwas leichter als ein zweites Exemplar, das Cancian vorführt. Die Erklärung: „Den hat mein Großvater schon benutzt. Der läuft praktisch von alleine.“

Terrazzo-Spezialist Cancian (re.) spricht die Sprache der Handwerker.

Terrazzo-Spezialist Cancian (re.) spricht die Sprache der Handwerker.

Restaurations-Spezialist Pasquale Buccio zeigt sich sehr angetan vom neuen Produkt: „Optik und Ästhetik eines herkömmlichen Terrazzobodens in Verbindung mit der „Wärme“ und den ökologischen Qualitäten des Baustoffs Lehm, das ist eine Kombination, für die wir unsere Kunden mit Sicherheit werden begeistern können. Ein Zementterrazzo ist immer kühl. Beim Lehmterrazzo haben wir selbst ohne den Einbau einer Fußbodenheizung die typischen Eigenschaften des Lehms, der sich im Sommer kühl und im Winter warm anfühlt.“  Heute, am zweiten Workshop-Tag, der in einem denkmalgeschützten Haus unmittelbar neben dem CLAYTEC-Bürogebäude stattfindet ist die Stimmung aufgeräumt, unter den Handwerkern ist eine positive Anspannung greifbar. Schließlich wird die überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer zum ersten Mal einen Vorgeschmack auf das spätere Endergebnis in der Fläche zu sehen bekommen.

Auch Denkmalpflege-Koryphäe Inge Breidenbach ist neugierig auf das neueste Lehm-Produkt aus der Versuchswerkstatt ihres Sohnes Peter. Im Hintergrund Enkel Simon. Links Kursleiter Cancian, Mitte CLAYTE Supporter Stefan Funkenberg, rechts der Trierer Stuckateur, Lehmbau- und Denkmalpflegespezialist Pasquale Buccio

Auch Denkmalpflege-Koryphäe Inge Breidenbach ist neugierig auf das neueste Lehm-Produkt aus der Versuchswerkstatt ihres Sohnes Peter. Im Hintergrund Enkel Simon, links Kursleiter Cancian, Mitte CLAYTEC Supporter Stefan Funkenberg, rechts der Trierer Stuckateur, Lehmbau- und Denkmalpflegespezialist Pasquale Buccio

Der hier vorbereitete Musterraum ist bereits mit einem fertig verlegten Lehm-Terrazzo-Boden ausgestattet. Kleinere Schwundrisse, die im Trocknungsverlauf ganz regulär auftreten, wurden verspachtelt, nun steht der erste von mehreren Schliff-Durchgängen an. Mit zunehmend feinerem Korn wird die Oberfläche in Richtung Endergebnis bearbeitet. Gelegenheit für Arno Cancian, erneut an seine Handwerkskollegen zu appellieren: „Ganz viel Geduld“ sei unabdingbar, und wieder der Hinweis, jeden einzelnen Arbeitsschritt mit größtmögliche Sorgfalt zu vollziehen: „Eine Nachlässigkeit beim Grobschliff reißt ihr beim Feinschliff nicht mehr raus. Die werdet ihr hinterher sehen und könnt dann nur noch mit der kleinen Handmaschine nachbessern.“

Der fertige Boden wird mehrfach geschliffen mit zunehmend feinerer Körnung

Der fertige Boden wird mehrfach geschliffen mit zunehmend feinerer Körnung

Das Material gibt sein Geheimnis preis – vorübergehend

Neugierig hat sich mittlerweile auch Peter Breidenbachs Mutter, die Architektin und Denkmalpflege-Spezialistin Inge Breidenbach unter die Zuschauer gemischt. Mit dem jüngsten Sohn Simon sind  nun drei Generationen der Familie Breidenbach vor Ort, um den vielleicht spannendsten Moment in den letzten zwei Tagen zu erleben: nach dem nächsten Schleif-Durchgang steht ein erstes Auftragen von Tiefengrund auf dem Programm. Durch die aufgebrachte Feuchtigkeit wird der frisch geschliffene Lehm-Terrazzo dabei erstmals seinen finalen Charakter offenbaren, wenn auch nur temporär. In dem Maße wie der Tiefengrund später auftrocknet wird das Material das Geheimnis seiner ästhetischen Qualität vorübergehend wieder verbergen – bis zur finalen Behandlung mit Wachs oder Öl.

Magischer Moment: beim Auftragen des Tiefengrunds...

Magischer Moment: beim Auftragen des Tiefengrunds…

Nachdem sich fast alle Workshop-Teilnehmer in der Bedienung der heute vorgeführten Schleifmaschine der Firma CONTEC geübt haben, naht der große Moment. Als ein Kursteilnehmer mit dem in Tiefengrund getränkten Quast die ersten Kreuzschläge auf der „jungfräulichen“ Fläche vollzieht, werden Smartphones, Tablets und Kameras gezückt und die Hälse gereckt. Fast ehrfürchtig begutachten alle das Ergebnis vieler Stunden sorgfältiger und gewissenhafter Arbeit. Die anthrazitfarbene  Matrix, durchzogen mit verschieden großen Sprenkeln unterschiedlich sandfarben getönten Splits leuchtet regelrecht auf der Fläche, ganz so wie man es von farbigen Lehmputzen kennt: die kristalline Oberflächenstruktur bricht das Licht auf molekularer Ebene und es entsteht jener charakteristische Widerschein, der selbst dunklen Lehmoberflächen zu eigen ist. Ein Phänomen, das sich der visuellen Reproduzierbarkeit entzieht, aber all denen wohlbekannt ist, die in Räumen aus Lehm leben.

…gibt der Terrazzo-Boden erstmals sein ästhetisches Geheimnis preis.

…gibt der Terrazzo-Boden erstmals sein ästhetisches Geheimnis preis.

Beim abschließenden gemeinsamen Essen kreisen die Gespräche um das weitere Vorgehen in Sachen Lehm-Terrazzo. In der Begeisterung für das neue Material sind sich alle einig. Die Feinheiten der Verarbeitung und die hohen Anforderungen in Sachen handwerkliches Können schrecken keinen der erfahrenen Handwerker hier ab. Im Gegenteil: Alle freuen sich auf die neue Herausforderung und die spektakulären gestalterischen Möglichkeiten des neuen Produkts.

Fotos: CLAYTEC / Dieter Mai


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