Hallo Mama, ich liebe dich so sehr – Von Bindung und Urvertrauen

Hallo Mama, ich liebe dich so sehr – Von Bindung und Urvertrauen

Manchmal krempelt es mir das Herz um. Ich falte es dann immer wieder auf und rede mir ein, dass diese Welt, unser Land, das Bildungssystem...kinderfreundlich sind. Dass wir als Gesellschaft alles tun für das Wohlergehen unserer Kinder, dass jedem die Begriffe Urvertrauen und Bindung geläufig sind!

Kinder sind einfach wundervoll.

Sie kommen als kleine, zarte Geschöpfe auf die Welt und sind vom ersten Tag an auf die wärmende Liebe der Mutter, des Vaters, zumindest aber irgendeiner umhüllenden und schützenden Bezugsperson angewiesen.
Wir Menschen sind schrecklich hilflos in den ersten Lebensjahren. Nicht besonders gut ausgebildet von Mutter Natur, könnten wir die ersten Jahre unseres Daseins ohne elterliche Hilfe nicht überleben.
Damit zählen wir zu den sogenannten Traglingen ( es gibt auch noch Nesthocker und Nestflüchter)

Ein ganz wichtiges Merkmal bei den Traglingen ist, dass sie sich am Muttertier festklammern und diese Nähe für eine gesunde Entwicklung brauchen. Wir menschlichen Traglinge werden also Stück für Stück größer und reifer und nabeln uns irgendwann ganz von unseren Elterntieren ab.
Doch im Vergleich zu anderen Tieren passiert das erst sehr spät. Nicht nach einem Jahr, nicht nach zwei Jahren, nein mindestens sechs Jahre müssen menschliche Traglinge bei ihren Müttern bleiben, bevor sie tatsächlich selbst erste Entscheidungen für sich selbst fällen können. Das ist der beste Zeitpunkt, um seinen Kindern erste Aufgaben zu übertragen, die sie selbstständig ausführen.

Sie verlassen mit sechs bis sieben Jahren ihre magische Welt

Jeder, der Kinder großgezogen hat, kennt das. Sie basteln sich sehr lange ihre tolle, bunte, kreative Zauberwelt, in der alle Regeln nichtig sind. Zauberhafte Situationen machten die Welt für das Kind so, wie es diese haben wollte.
Unbefangenheit, Träumerei und jede Menge fantastischer Begegnungen imaginärer Freunde gestalten dieses wahnsinnig schöne innereErleben.
Eines Tages jedoch passiert es, dass dein Kind vor dir steht und nur noch schreit „Das war eben gar nicht fair von dir" und du fragst dich, was passiert ist.
Mit dem Austritt aus ihrer magischen Welt folgen die Kinder nun mehr und mehr dem Weg der Logik und Überlegung. In dieser Zeit ist auch die Sprachentwicklung als solche komplett abgeschlossen. Jetzt wird alles nur noch verfeinert und ausgefeilt.
Dann also lernen erst die kleinen Erdenbürger, zu schlussfolgern, warum etwas wie wann passieren kann, und dass es Ungerechtigkeiten gibt.
Sie sind natürlich noch lange nicht ausgereift, jedoch wenn es um das Traglingsprinzip geht, so könnten sie sich (notgedrungen) irgendwie durchs Leben schlagen. Vorher ginge das absolut nicht.

Diese lieben Geschöpfe waren wir alle einmal.

Jeder von uns versteckte sich hinter der Mama oder weinte sich in den Schlaf. Jedem von uns lief die Nase und fast jeder streckte seine Zunge danach heraus. Wir waren alle so schutzbedürftig und brauchten die Liebe und Geborgenheit unserer Mutter, Eltern, Oma, ...(Bezugsperson)
Wenn die Trotzanfälle und Wutausbrüche einen schüttelten, wir mit Bauklötzern warfen, wenn unsere Frisur im Spiegel einfach scheußlich aussah und wir den Kaugummi nicht aus den Haaren bekamen - wir alle, die zur Gruppe der Trockennasenprimaten gehören, kennen diese Situationen. Wir alle waren Kinder und das sollten wir im Umgang mit den Kindern von heute nicht vergessen.

In diesem Zusammenhang erstaunen mich immer und immer wieder Dinge, die vielen anderen Erwachsenen gar nicht bewusst zu sein scheinen.

- Wir verzichten auf das Stillen, weil es zu anstrengend ist oder wir Angst haben, die Milch würde nicht reichen für das Kind. Wir sind so weit weg von der Natur und unseren Instinkten, dass wir unsere Kinder besser erst gar nicht an die Brust legen. Doch das Stillen ist so viel mehr als Nahrungsaufnahme. Es setzt in Kind und Mutter Hormone frei, die im späteren Leben unter anderem die Empathie des Kindes fördern!

- Wir lassen unsere Kinder unter einem Jahr schreien, obwohl diese kleinen zarten Wesen doch alles andere benötigen, als in einem verlassenen Bett herumzuliegen und sich in den Schlaf zu plärren. Sie brauchen Körpernähe und wollen beschützt sein. Traglinge eben. Diese „Das-Baby-tyrannisiert-mich-Einstellung" stammt aus einer Zeit, die heute bei uns Deutschen verhasst ist (zumindestens bei der Mehrzahl). In diesen Zeiten hatten Leute wie eine Johanna Haarer etwas zu sagen und dass, was sie von sich gab, war absoluter Bullshit.

Warum Erziehungswissenschaftlerinnen aus der Nazi-Zeit heute noch immer die Erziehung von unseren Kindern beeinflussen? Die Bücher von ihr gibt es auf amazon zu kaufen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Mütter sich so eine Schundliteratur reinziehen, ohne einmal nach Remo H. Largo gegriffen zu haben.

Wir geben unsere Kinder ganz frühzeitig in die Fremdbetreuung, nicht für eine, zwei oder drei Stunden - nein, für volle acht Stunden. Warum? Weil wir seit Jahren diskutieren, wie Frauen unabhängig vom Mann werden, wie sie dem Mann gegenüber gleichberechtigt sind.

Emanzipation heisst das Schlagwort.

Unabhängigkeit zeigt sich bei uns Homo Sapiens durch Arbeit. Und zwar nicht irgendeine, sondern Erwerbsarbeit. Wir Frauen wollen eigenes Geld verdienen und dafür müssen die Kinder eben mit zwei Jahren spätestens in die Kinderkrippe. Der Sozialismus hat es vorgemacht, Frau können emanzipiert sein. Darauf sind sie sehr stolz. Dürfen sie auch.
Stolz sein auf Doppelbelastung von Beruf und Haushalt. Und selbstverständlich die restliche Zeit Kindererziehung, die nach der Arbeit noch bleibt. Unterm Strich bleibt: Ganz wenig ICH.
Das ist keine Emanzipation und wird es auch nie sein. Frauen, die Kinder bekommen, brauchen Zeit für ihre Kinder. Da sollte sich wohl eher der Mann emanzipieren und kräftig mit anpacken im Haushalt.
Doch Männer sind eben keine Frauen. Sie werden jedoch durch uns Frauen erzogen. Also ändert diese Rollenklischees!

Ich verurteile kein Lebensmodell, versteht mich nicht falsch.In der heutigen Zeit ist es schrecklich gefährlich, sich auf seinen Mann oder Partner zu verlassen, wenn es ums liebe Geld geht. Mein Partner versteht durchaus, wenn ich darüber so sachlich schreibe. Männer können von heute auf morgen einfach weg sein, aus dem Staub gemacht oder aber Schlimmeres. Dann steht die Frau mit den Kindern da.
Das ist nachvollziehbar, dass Frauen finanziell abgesichert sein wollen.
In einem anderen Blogbeitrag las ich kürzlich, wie blöd müsse man als Frau sein, mit den Kindern zuhause zu bleiben und zwar bis zum Schuleintritt. Schließlich denken solche Mütter nicht einmal an ihre spätere Rente und rutschen in die Altersarmut.
Auch richtig.

Doch das sind einzig und allein die finanziellen Aspekte.

Eine Frau und ein Mann sollen definitiv gleichgestellt und gleichberechtigt sein. Jedoch ganz sicher nicht, indem wir den Frauen die Brüste wegdiskutieren und ihre mütterliche Weiblichkeit. Wir Frauen sind so wie bei allen anderen Trockennasenprimaten auch für etwas von Mutter Natur vorgesehen, zu dem kein menschlicher Mann je in der Lage sein wird. Wir können Kinder gebären.
Wir sind diejenigen, in denen das kleine Wunder Mensch heranwächst und haben somit eine große Verantwortung. Wir sind der beschützende Hort für das ungeborene Leben, wir spüren die ersten Bewegungen und wir nähren mit unserer behutsamen Ernährung das kleine Wesen in uns mit.

Sein Herzschlag gleicht sich dem unseren an.

Haben wir Stress, hat es auch Stress. Rauchen wir oder trinken Alkohol in der Schwangerschaft, vergiften wir zwei Lebewesen. Gehen wir mit uns behutsam und liebevoll um, so tun wir dem heranwachsenden Leben auch etwas Gutes. Es ist ein Teil von uns und dafür sind wir da. Ob wir wollen oder nicht, ist eine ganz andere Frage. In Zeiten der Verhütung und hektischer Arbeitswelt gehören wir Frauen uns schon lange nicht mehr selbst.
Das ist keine Emanzipation, das ist Selbstverleugnung.

Wir geben unsere Kinder also in die Hände einer oder mehrerer fremder Frauen, in einer Entwicklungsstufe, in der die Kinder uns brauchen. Eine Zeit, in der sie ihre ersten Schritte machen, sich an die weiche, wohlig-riechende Mama kuscheln, wenn sie müde werden. Eine Zeit, in der sie die ersten Wörter beginnen zu brabbeln und ihre leuchtenden Augen in andere leuchtende Augen sehen wollen.
Es ist so wichtig, dass in dieser Zeit Spiegelneuronen aktiviert werden.

Ich leide so sehr, wenn sie zum Abschied schreit...

Ich habe mit wirklich vielen Müttern geredet. Wir alle hier sind geprägt von der DDR-Zeit und dachten, es ist vollkommen normal, sein Kind abzugeben, arbeiten zu gehen und es danach wieder abzuholen. Das höchste Gut der Frau - dachten und denken viele. Vor allem in meiner Generation war es einfach das Normalste auf der Welt, dass die Mama einen in Krippe und Kindergarten absetzte.
Keiner hätte je erwartet, dass dieser Abschied von seinem weinenden Baby so schmerzvoll sein kann. Eine Mutter, die ich für besonders taff hielt, verriet mir, dass sie kaum etws sah, wenn sie nach dem Tschüß sagen ins Auto stieg. Ihre Augen produzierten so viele Tränen, dass alles vor ihr verschwamm. Andere bekommen Herzrasen, ihnen wird schlecht oder sie schwitzen plötzlich extrem.

Das haben uns unsere Mütter nicht gesagt.

Dieser Knoten im Bauch, der vergeht die ersten Wochen nicht. Die Erzieherinnen trösten und behaupten allen Ernstes, dass die Kinder schon bald nach dieser Trennung seelenruhig spielen. Es stimmt, das tun viele Kinder. Doch keiner weiss, was in ihrem Hormonhaushalt so abgeht. Bei ehemaligen Schreikindern oder sehr sensiblen Persönchen kann diese erste Trennung sehr fatal enden. Es können sich richtiggehend Bindungsstörungen entwickeln, die bis in das Erwachsenenleben reichen und später Beziehungen scheitern lassen.Das Urvertrauen, so es überhaupt aufgebaut war, bekommt einen großen Riss.

Wir lassen unsere Kinder mit drei Jahren in eine Bildungseinrichtung. Bildung ist sicher wertvoll. Jedoch Kinder entdecken spielerisch ihre Welt, sie wollen entdecken und erforschen. Nun frage ich mich, wie 15 Kinder auf einmal ihrem Forscherdrang nachgehen können sollen, wenn eine einzige Erzieherin auf sie aufpasst. Wie lautet also der Weg? Und nein, alle diese Modelle sind nicht gleichzusetzen mit Großfamilie.

Ich habe keine revolutionäre Idee.

Es würde mich schon freuen, wenn sich Mütter nicht untereinander bashen, weil sie alle so unterschiedlicher Meinung sind. Allgemein wäre es prima, wenn Erzieher und Lehrer Entwicklungspsychologie von Kindern in ihrem Studium als Schwerpunkt hätten. Und wenn Frauen, die Kinder bekommen, Möglichkeiten haben, sie nur dann abzugeben, wenn sie es wirklich wollen.

Denn der allerschönste Satz eines Kindes ist doch: Mama, ich liebe dich so sehr!

Hallo Mama, ich liebe dich so sehr – Von Bindung und Urvertrauen

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