Gut gemeint, verurteilt!

Gut gemeint, verurteilt!

Im Lauf der Zeit ist mir vieles begegnet in Bezug auf meine Erkrankung. Unverständnis oder gut gemeintes falsches Verständnis ist dabei an der Tagesordnung.


"Deine Erkrankung verletzt andere Menschen!", "Jetzt stell dich doch nicht so an!", "Da muss man halt durch, morgen sieht alles schon viel besser aus.", "Man kann sich ja auch nicht nur auf seiner Krankheit ausruhen.", "Du Arme, aber das wird schon wieder.", "Bald lachst du darüber!", "Ich mag dich trotz Deiner Erkrankung.", "Nur weil man Depressionen hat, benimmt man sich nicht so, ich weiss das, weil ich ja selber welche habe!"...

Solche und noch nach ganz andere Sätze habe ich mir im Lauf der Jahre angehört. Und wenn die Sätze nicht tief verletzten, dann setzen sie eine ohnmächtige Wut in mir frei, mit der ich nicht umgehen kann.

Wie können Menschen, die gar nicht in meiner Situation sind über mich urteilen? Wieso meinen sie, dass ich mich anstelle oder dass ich bald darüber lachen werde? Wieso muss man mich trotz meiner Erkrankung mögen?

Meine Erkrankung ist nicht ich! Und ich bin nicht meine Erkrankung!

Ja, sie begleitet mich tagtäglich. Sie ist da und bremst mich aus. Sie sorgt dafür, dass ich nicht so kann, wie ich gerne möchte. Aber ich definiere mich nicht darüber. Im Gegenteil! Ich stehe jeden Tag auf und kämpfe. Ich kämpfe dafür, dass diese abgrundtiefe Traurigkeit, die gar keinen Sinn hat, mich nicht täglich wieder überrennt. Ich kämpfe dafür, dass ich den Sinn in meinem Leben nicht aus den Augen verliere und das Sterben keine Attraktivität gewinnt. Ich kämpfe dafür, dass ich nicht mit Panikattacken aus dem Haus gehen muss, weil ich Angst habe, dass mir etwas zustößt. Ich kämpfe gegen den Ekel, der dafür sorgt, dass ich mehrmals am Tag duschen muss, um mich wieder selber ertragen zu können. 

Und natürlich hinterlässt das Spuren. Ja, ich reagiere nicht immer wie andere es erwarten. Ich habe Grenzen, wo andere sie nicht vermuten und nicht immer bin ich bereit oder gar in der Lage diese zu Überschreiten.

Aber ich bin da. Ich bin ein Mensch. Ich habe Gefühle. 

Und ich bin niemand, der "trotzdem" gemocht werden muss oder der beurteilt werden muss, nach Maßstäben, die eine Gesellschaft herausgibt, die nur noch nach "Höher, Schneller, Besser" strebt.

In meiner Brust schlägt ein Herz. Meine Seele ist geschunden. Ich habe Dinge erlebt und durchgemacht, die andere sich nicht vorstellen können.

Und das gibt mir nicht das Recht, andere zu beurteilen oder zu verurteilen. Und ich spreche jedem das Recht ab, mich zu be- oder verurteilen, nur weil ich psychisch krank bin.

Ich wehre mich gegen Vorurteile. Ich wehre mich gegen gut gemeinte Tröstungen, die nur die Hilflosigkeit anderer Menschen auf mich projiziert. Ich wehre mich dagegen, dass man mich über meine Krankheit definiert.

Wo die Gesellschaft jeden psychisch Kranken als "potentiell gefährlich" einstuft, stehe ich als Mensch, der noch nie jemandem gefährlich geworden ist, aber immer allen Menschen etwas Gutes tun möchte, unabhängig von seiner eigenen Situation!

Wo andere mich als "sozial inkompetent" erachten, stehe ich in dauerndem Kampf mit mir, weil jeder soziale Kontakt bedeutet, dass ich erstmal Panikattacken in Kauf nehmen muss, um dann ein Gespräch zu führen, das mich überfordert und das gar nicht in meiner Natur liegt.

Wo man mich klein machen will, weil ich nicht dasselbe Pensum schaffe, wie andere, steht ein Kampf, der mich alles kostet, weil ich mich nicht dauerhaft konzentrieren kann und die dauerhafte Angst, einen Fehler zu machen, der jemandem schaden könnte.


Und nein, es hilft mir nicht, wenn Leute meinen, sie müssten mir Trost spenden. Es gibt keinen Trost für meine Erkrankung. Es gibt nur die Erkenntnis: das ist richtiger Mist! Und die Akzeptanz meiner Grenzen.

Jedes Wort darüber hinaus, ist nicht hilfreich...

Menschen meinen immer, sie müssten große Wort machen in ihrer Hilflosigkeit. Absolut falsch. Es bedarf keiner großen Worte. Es reicht ein echtes Lächeln. Ein ehrliches "Ich denke an dich." und manchmal auch ein ernst gemeinstes "Du machst das toll."

Denn wenn man als Erkrankter eines nie wahr nimmt, dann, wie weit man selber schon gekommen ist...denn wir haben alle mal an einem Punkt begonnen, der noch so viel schlimmer war, als es heute der Fall ist.


Wer nicht in meinen Schuhen gelaufen ist, wer nicht meine Geschichte hat, wer nicht erlebt hat, was ich erlebt habe, der darf sich kein Urteil über mich erlauben.

Und umgekehrt gilt es ganz genauso....

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