Gustav Jäger: “not a tree”

Gustav Jäger veröffentlicht einen neuen Song und macht dem Prinzip der Serendipität alle Ehre. Jenes besteht, seit die ersten Organismen sich über den Planeten bewegten. Ob kriechend, hüpfend, zu Fuß oder Pferd, mit Rad oder Auto, schließlich in Trams und Zügen. Gustav Jäger lässt damit Songs entstehen und Videos.

 

 

Serendipität in der eigenen Wohnung. Da ein Bild aufgehängt werden soll, geht man in den Keller, um Hammer und Nägel aus dem Werkzeugkasten zu holen. Der Blick fällt auf die Kiste hinter dem Akkuschrauber-Bohrset direkt neben dem Heizungsrohr, plötzlich sitzt man unter Omas alter Mary Poppins-Lampe und fleddert die Kiste und kramt aus dem Karton seine alten Comics hervor und beginnt zu schmökern. Bild, Werkzeugkasten, Hammer…?

Es wird im Duden nachgeschlagen, was Idiosynkrasie bedeutet. Die Suche kommt nicht  über Idiotie hinaus, was sich zu Idiot verdichtet … fünf Minuten später ist “Der Idiot” von Dostojewski heruntergeladen und der schläfrige Sonntagnachmittag erhält eine neue  Wendung.

Begrifflich fasste zum ersten Mal Horace Walpole das Phänomen (das nicht zu verwechseln ist mit der fortuna der Römer und dem kairos der Griechen) am 28. Januar 1754:

” [...] he said he formed it from the Persian fairy tale The Three Princes of Serendip, whose heroes “were always making discoveries, by accidents and sagacity, of things they were not in quest of”. The name stems from Serendip, an old name for Sri Lanka (aka Ceylon), from Arabic Sarandib, which was adopted from Tamil “Seren deevu” or originally from Sanskrit Suvarnadweepa or golden island (some trace the etymology to Simhaladvipa which literally translates to “Dwelling-Place-of-Lions Island”) [wikipedia]

Serendipität geschieht. Ununterbrochen. Selten wird sie festgehalten und der sich entwickelnde Schwung aufgenommen.

“Das kann passieren, wenn man den vom Zufall bestimmten Weg einschlägt.”

Der Wahlberliner Gustav Jäger nahm den Schwung mit, als er sich vor wenigen Tagen mit dem Zug durch Berlin tragen ließ. Sich treiben lassen und annehmen, was geschieht, ist die eine Sache. Interressant wird es anders.

“Wenn man einfach mitnimmt, was der Weg so mit sich bringt. Es gab die Rohskizze eines Songs und ein vier Minuten langes Handy-Video.”

Eine künstlerische Idee trifft auf ein zufällig aufgenommenes Video. Nichts Besonderes. Besonders wird es, wenn das Zufallsprodukt die Regie zu übernehmen beginnt.

“Nachdem die beiden zusammengebracht waren, hat das Video den Mix und das Arrangement für die Musik bestimmt. Plötzlich feilt man und biegt hin, was so ohne den Rhythmus der Bilder nie gekommen wäre.”

Die Serendipität leitet sich ein in den Schaffensprozess. Zufällig und ohne höheren Sinn.

“Am Anfang steht eine Idee und ab dann folgt man zufälligen Ereignissen und alles scheint sich wie von selbst zu fügen. Selbst der Titel “not a tree”, war ein Arbeitstitel, den ich schon vergeben musste, bevor der erste Ton aufgenommen war.”

Aus dem Alltag genommen und dem eigenen Leben anverwandelt.

“Ich wusste zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, dass er zu einem Video laufen wird, in dem der Fernsehturm eine zentrale Rolle spielt.” 

Entstanden ist der kleine Song “not a tree”. Sehr ansehnlich und anhörbar für eine ICE-Fahrt von Ost nach West. Danke, Serendipität.

 

Gustav Jäger lebt in Berlin, spielt und produziert Musik unter anderem für die Bands “Diego” und “Dangerous Person?”

 

Beat Gelbfish

 

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