Grabesgrün – Tana French

Die letzte Dienstreise in meinem (noch) aktuellen Job mit einigen Zugstunden sowie ein langes Wochenende haben mir vor Kurzem recht viel Lesezeit beschert. Die wollte ich auch nutzen; in den kommenden Wochen steht nach dem Projektabschluss ein Umzug an mit entsprechender To Do-Liste. Deswegen wollte ich vorher nochmal einen schönen Krimi  lesen und ich weiß mittlerweile, dass ich da mit Tana French gut bedient bin. Die Reihe finde ich ja von Buch zu Buch besser – ein kleiner Wermutstropfen ist, dass ich das Ganze irgendwie von hinten nach vorne gelesen habe. Nun gut, das ist jetzt nicht sooo tragisch, weil die einzelnen Geschichten in sich abgeschlossen sind, aber so den ein oder anderen Bezug hätte ich schon nochmal gerne aufgegriffen gehabt.

Dieses Mal führt uns Detective Rob Ryan durch die Geschichte. Cassie (die in Teil 2 die Erzählerin ist) ist seine Partnerin und beste Freundin (auf die Kumpel-Art). Die beiden bekommen einen Fall auf den Tisch, der für beide zur Nervenprobe werden wird: Die Leiche eines zwölfjährigen Mädchen wird nahe einer archäologischen Ausgrabungsstätte gefunden. Katy, so hieß das Mädchen, wurde erst bewusstlos geschlagen und dann mit einer Plastiktüte erstickt. Anschließend wurde sie auf einem alten Altar so drapiert, als würde sie schlafen.

Rob und Cassie merken recht schnell, dass in Katys Familie einiges nicht stimmt: Die distanzierten Eltern, die ältere Schwester Rosalind, die viel zu erwachsen und reif für ihr Alter wirkt, schließlich Jessica, Katys Zwillingsschwester, die ziemlich verstört zu sein scheint. Nach einigen Nachfragen kommt heraus, dass die Familie Drohnanrufe bekommen hat; Katys Vater ist an einer Bürgerinitiative beteiligt, die gegen eine geplante Schnellstraße kämpft. Aber auch der ein oder andere aus der Gruppe der Archäologen benimmt sich seltsam, Alibis scheinen nicht immer wasserdicht zu sein.

Für Rob kommen die Dämonen allerdings aus einer ganz anderen Richtung: In dieser Gegend ist er aufgewachsen und als er 12 war, sind zwei seiner besten Freunde im Wald spurlos verschwunden. Rob war dabei, als es passierte, doch er hat keine Erinnerungen mehr daran. Er wurde erst Stunden später aufgegriffen, voller Blut und vollkommen verstört. Robs Familie ist kurz darauf weggezogen, er ist nach England aufs Internet gegangen, und nur Cassie kennt seine Vergangenheit.

Es stellt sich tatsächlich heraus, dass es Berührungspunkte zwischen dem alten und dem neuen Fall gibt. Und nicht nur dadurch verstricken sich Rob und Cassie zunehmend in alten Geschichten und aktuellen Fragen, die letztlich dann auch ihre Freundschaft auf die Probe stellen.

Ich wusste ja schon, dass dieser Fall ein sehr schwieriger werden würde; in Band 2 wurde das öfter mal angedeutet. Aber für mich tat das der Spannung oder dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Ich mag einfach die Charaktere supergerne, Cassie fand ich ja schon vorher klasse und auch Rob als Ich-Erzähler mochte ich sehr gerne. Ich finde sowieso die Idee gut, jeden Band aus der Perspektive von jemand anderem erzählen zu lassen, ohne das Setting zu verlassen.

Auch den Fall fand ich spannend und interessant und mir gefiel die leicht melancholische Stimmung, so dass ich das Buch bei Goodreads über die meiste Zeit glattweg mit 5 Sternen bewertet hätte (das wäre dann in diesem Jahr erst das zweite gewesen, nach dem Herrndorf. Erstaunlich schlechte Bilanz). Und dann hatte ich den Schluss gelesen und war doch… ein klitzekleines Bisschen enttäuscht. Ich fand den Schluss realistisch und alles, aber irgendwie… Ich dachte, da käme noch mehr. Rob machte zum Ende hin immer mehr Andeutungen und baut so eine Erwartung auf, die dann das eigentliche Finale nicht zu 100% erfüllen kann. Gut, es muss nicht immer filmreif und mit x Wendungen auf den letzten fünf Seiten sein. Aber hier bleiben eben einige Dinge in der Schwebe und ich hatte etwas mehr erwartet. So läuft der Fall eher etwas plätschernd aus. Aber auf der anderen Seite: Ich mag ja eigentlich die French-Krimis dafür, dass sie eben grade nicht so rüberkommen wie ein Actionfilm. Wie dem auch sei: Ich habe auch diesen Band sehr, sehr gerne gelesen. Und für alle, die die Serie bisher nicht kannten: Das wäre jetzt eine gute Gelegenheit für euch, damit anzufangen.

ISBN: 978-3596175420
704 Seiten
Originaltitel: In The Woods
Fischer

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