Gesundheitsprävention beim Hund – Teil 2 medizinische Versorgung

Gesundheitsprävention bedeutet, die Lebensweise so zu gestalten, dass sie Erkrankungen vorbeugt. In dieser Artikelserie erläutere ich die 4 Säulen der Gesundheitsprävention beim Hund. Im 1. Teil haben wir einen Blick auf die Ernährung geworfen, die natürlich ein elementarer Teil des hündischen Gesundheitsfahrplans ist.
hund beim tierarzt Im 2. Teil der “Gesundheitsprävention beim Hund” befassen wir uns mit der 2. Säule, nämlich einer sinnvollen medizinischen Versorgung des Hundes. Was macht Sinn? Was ist überflüssig? Und was kann sogar Schaden anrichten?

Vor allem in den letzten ca. 100 Jahren hat die Medizin große Fortschritte gemacht und sowohl die diagnostischen als auch die therapeutischen Möglichkeiten der Versorgung sind so groß wie nie zuvor. Nun könnte man meinen, aufgrund dieser Fortschritte und gestiegenen Möglichkeiten müssten auch unsere Hunde gesünder sein, als jemals zuvor. Leider ist dies aber nicht der Fall.

Die Theorie

Zivilisationskrankheiten, auch “Wohlstandskrankheiten” genannt, treffen auch unsere Hunde immer öfter. Mit diesen Begriffen sind Erkrankungen gemeint, welche durch eine ungesunde Lebensweise entstehen. Typische Beispiele dafür sind Diabetes, Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Allergien und sogar manche Krebsarten.

Laut einer britischen Studie sind Krebserkrankungen die Todesursache Nr. 1 bei Hunden gefolgt von  Herzkrankheiten auf Platz zwei. Wenn Hunde erkranken, dann meist aufgrund von Fettleibigkeit. Im Alter leiden Hunde vor allem an Arthrose, grauem Star oder Diabetes.

Soweit, so gut. Nun ist es ja so, dass wir Glück im Unglück haben. Denn die medizinische Versorgung auch von Tieren ist so gut aufgestellt wie nie zuvor. In einer medizinischen Fachzeitschrift habe ich gelesen, dass wir mittlerweile sogar zu viele Tierärzte haben, also mehr, als wir eigentlich zur Versorgung unserer Haus- und Nutztiere benötigen.

Gesundheit im System

Unser Gesundheitssystem hier in Deutschland ist so ausgelegt, dass quasi jeder Mensch bei jedem gesundheitlichen Problem einen Arzt aufsuchen kann, ohne sich weiter Gedanken um die entstehenden Kosten zu machen. Das ist natürlich toll, bringt aber auch entscheidende Nachteile mit sich. Was nämlich nicht zuletzt auch durch eine solche gute Versorgung verlorengegangen ist, ist eine gewisse Sorgfalt mit der medizinischen Versorgung.

Früher konnte sich kaum jemand leisten, wegen einem Schnupfen zum Arzt zu gehen. Man war also 1. bestrebt, diesen erst gar nicht zu bekommen und 2. kannte man Hausmittel, wie man den Schnupfen schneller wieder los wurde. Heute machen sich viele Menschen keine Gedanken mehr um die Ursachen, sondern haben die Verantwortung an die Ärzte abgegeben. Diese Denkweise übertragen sie natürlich auch auf ihre Haustiere.

Soziale Netzwerke

Ebenfalls niemals zuvor waren wir Menschen so gut miteinander vernetzt wie heute. Wir können uns innerhalb von wenigen Minuten einen Ratschlag zu einem Problem via Internet vom anderen Ende der Welt holen. Das ist natürlich eine tolle Sache und bringt Möglichkeiten zum Vorschein, auf die wir sonst niemals kommen würden. Aber – was dabei auf der Strecke bleiben kann, ist das eigene “Bauchgefühl”, denn viele Köche verderben den Brei. Hat man sich vielleicht vorher nie Gedanken gemacht, wenn der Hund mal einen Schnupfen hatte, kann das jetzt anders aussehen. Eine kurze Nachfrage in einer Facebook-Gruppe zu Hausmitteln bei Erkältung löst einen Shitstorm aus, weil der größte Teil der Meinung ist, man wäre absolut verantwortungslos, wenn man beim Hundeschnupfen nicht UMGEHEND den Tierarzt aufsucht.

Das Kind und der Brunnen

Der Großteil der Hundehalter macht sich erst ernsthafte Gedanken um die Gesundheit des Hundes, bzw. seine ungesunde Lebensweise, wenn das “Kind schon in den Brunnen gefallen”, bzw. der Hund erkrankt ist. Es ist aber logischerweise viel schwieriger, etwas wieder zu reparieren, als vorher dafür zu sorgen, dass es nicht kaputt geht. Nur – weil diese vielen Hundehalter die Verantwortung nicht bei sich, sondern bei den “Fachleuten” wie z.B. den Tierärzten sehen, kommen sie gar nicht darauf, dass sie einen Fehler machen.

Extremismus

Vor allem über diese sozialen Vernetzungen lässt sich sehr schön beobachten, dass es vermehrt extreme Denkweisen sind, die vertreten werden. Entweder man ist überzeugt davon, dass Hunde auch mit Trockenfutter alt werden können, jede Impfung vertragen, Parasiten mit Gift vertrieben werden müssen und jedes Räuspern des Hundes eine Antibiotikagabe rechtfertigt, oder man verteufelt alle Tierärzte mitsamt der Pharmaindustrie, wiegt jedes Milligramm Fleisch für den Hund ab, der Hund wird in Watte gepackt und alle beschimpft, die das anders sehen. Die Wahrheit liegt aber wie immer in der Mitte …

Die praktische Seite

1. Standart

Im Laufe der Zeit hat sich eine Art Standartprogramm entwickelt, wie die medizinische Grundversorgung des Hundes aussehen soll. Dazu zählen, auch schon bei Welpen, Entwurmungen, Impfungen und natürlich diverse Präventivmaßnahmen, um Erkrankungen durch Parasitenbefall zu verhindern.

Impfungen

Impfen ist ein umstrittenes und kontrovers diskutiertes Thema. Mittlerweile ist es kein Geheimnis mehr, dass die jährlichen – häufig auch noch als Vielfachvariante – Impfungen der Gesundheit des Hundes nicht gerade zuträglich sind. Trotzdem hat sich die Vorgehensweise, wie sie von der WSAVA (Weltverband der Kleintierärzte) empfohlen wird, noch immer nicht flächendeckend durchgesetzt. WSAVA empfiehlt, die wichtigen Impfungen nach einer Grundimmunisierung in einem Abstand von mindestens 3 Jahren durchzuführen.

Wichtige Impfungen sind die sogenannten Core-Impfungen (Staupe, Parvovirose, Hepatitis und bedingt Tollwut), welche nach der Empfehlung auf jeden Fall gemacht werden sollten. Welpen sollten erst im Alter von 14-16 Wochen geimpft werden, da vorher nicht klar ist, ob die Impfung überhaupt “greifen” würde. Die Welpen sind über Plazenta der Mutter und Muttermilch durch die maternalen Antikörper geschützt, wodurch eine Impfung neutralisiert wird, heißt, sie bewirkt gar nichts, außer den Organismus des jungen Hundes zu belasten. Durch eine Titerbestimmung lässt sich der Zeitpunkt, wann die erste Impfung Sinn macht, der Mutterschutz also nachlässt, in etwa bestimmen.

Diese Entscheidung treffen allerdings in der Regel die Züchter, da die Standartimpfungen nach Vorschrift (VDH) wohl vor der Abgabe erfolgen müssen. Daher finde ich es empfehlenswert, nach Züchtern Ausschau zu halten, welche nach einem “ganzheitlichen Konzept” züchten. Welpen, welchen erst zu einem späteren Zeitpunkt, also zwischen der 14.-16. Woche die Core-Welpen-Impfstoffe verabreicht werden, verfügen über viele Jahre, möglicherweise ihre gesamte Lebensdauer, über Immunität gegen Parvovirus, Staupe und Hepatitis. Im 2. Lebensjahr wird eine “Auffrischung” empfohlen, ab dann wird genannter 3-Jahres-Rythmus empfohlen.

Die Tollwutimpfung sollte nicht ganz so früh erfolgen und kann später ebenfalls im 3-Jahresrythmus gegeben werden, bzw. bei Auslandreisen nach Einreisebestimmungen.

Hund Spritze

Das sind die Empfehlungen. Inwieweit man diesen folgt, entscheidet allerdings jeder Hundehalter selber, es gibt nämlich keine Impfpflicht (auch wenn viele das noch immer glauben). In jedem Fall ist es empfehlenswert, sich vor den Impfungen ausgiebig zu informieren. Impfungen bergen relativ große Gesundheitsrisiken (HIER schon mal beschrieben) und es ist empfehlenswert, nur die Impfungen vornehmen lassen, die als wirklich wichtig eingestuft werden können.

Hunde, die schon einmal eine Impfreaktion gezeigt haben, sollten allerdings am besten gar nicht mehr geimpft werden. Dies gilt auch für chronisch kranke Tiere!

Wurmkuren

Auch dieses Thema habe ich schon recht ausführlich erklärt, warum Wurmkuren eigentlich überflüssig sind, kann man HIER nachlesen, was chemische Wurmkuren so beinhalten steht HIER beschrieben.

In aller Deutlichkeit möchte ich aber noch einmal darauf hinweisen: Chemische Wurmkuren haben KEINE präventive Wirkung. Wenn der Hund seine 1/4-jährliche Wurmkur erhält, heißt das NICHT, dass er ein viertel Jahr vor einem erneuten Wurmbefall geschützt ist. Es heißt lediglich, dass ein Wurmbefall, den er möglicherweise schon monatelang beherbergt hat, auf chemischem Weg entsorgt wird.

Dabei wird aber die empfindliche Darmflora, welche eine große Rolle in der Immunabwehr spielt, angegriffen. Daraus resultiert, dass der Hund nun wohlmöglich empfänglicher für weitere Erkrankungen wird, gegen welche er sich immer schlechter zur Wehr setzen kann, weil man ja permanent die Immunabwehr schwächt.

Wenn eine solche Wurmkur unbedingt sein muss, sollte man diese nicht auf Verdacht durchführen, sondern nur dann, wenn anhand einer Kotprobe nachgewiesen wurde, dass ein tatsächlicher Befall besteht. Besser noch ist es, mit natürlichen Mitteln und ganzheitlichem Ansatz dafür zu sorgen, dass es gar nicht erst dazu kommt.

Parasitenabwehr

Auch zu diesem Thema habe ich HIER und HIER schon einiges geschrieben. Bis vor einigen Jahren war es gängige Methode, den Hund regelmäßig mit chemischen Abwehrmitteln zu versorgen. Mittlerweile wendet sich das Blatt, weil immer mehr Hundehaltern klar wird, welchen gesundheitlichen Schaden diese Vorgehensweisen beim Hund anrichten können.

Trotzdem gibt es noch immer genug Hundehalter, die Mittel wie Frontline und Co regelmäßig anwenden. Nicht zuletzt hat das damit zu tun, dass immer wieder Panikaktionen auftauchen, die den Hundehaltern Angst machen vor den großen Gefahren, die Parasiten wie Zecken und Co mit sich bringen. Dabei erkranken nur die wenigsten Hunde z.B. an der durch Zecken übertragenen Borreliose.

Auf der anderen Seite findet auch durch diese Mittel eine Schwächung in der Immunabwehr statt und der Hundeorganismus wird durch Schadstoffe belastet. Das bedeutet, im Falle einer Erkrankung (denn KEIN Mittel bietet einen 100 %igen Schutz) hat der Hund dieser wohlmöglich nicht mehr allzu viel entgegenzusetzen.

Es kommt wohl auch niemand auf die Idee, seine Kinder mit solchen Mitteln zu versorgen, wenn sie regelmäßig gerne im Wald spielen. Warum nicht? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich nur die Packungsbeilagen der Mittel durchlesen, in diesen wird nämlich regelmäßig vor dem menschlichen Kontakt mit den Mitteln gewarnt. Doch warum sollte etwas, das für Menschen als schädlich eingestuft wird, für Hunde nicht schädlich sein …

2. Individuell

Neben den medizinischen Standartmitteln gibt es natürlich noch unzählige Medikamente die individuell eingesetzt werden. Nicht jedes Medikament ist grundsätzlich schädlich. Allerdings reicht es häufig schon, sich nur einmal den Beipackzettel durchzulesen, dann weiß man, was Medikamente alles anrichten können und warum eine Einnahme immer sorgfältig überlegt werden sollte. Wohl am häufigsten verordnet werden:

Antibiotikum

Antibiotika wurden ursprünglich aus Schimmelpilzen entwickelt. Eines der ersten Antibiotika war Penicillin, welches aus dem Schimmelpilz Penicillium entwickelt wurde. Nun kann man sich auch gut vorstellen, weshalb Pilzerkrankungen eine häufige Nebenwirkung bei Antibiotikagaben darstellen. Antibiotika können Bakterien im Wachstum hemmen oder diese sogar abtöten. Problematisch dabei ist, dass sie nicht unterscheiden zwischen “guten” und “bösen” Bakterien.

Die Darmflora bildet einen wichtigen Teil der Immunabwehr und besteht aus einer Vielfalt sowohl pathogener als auch nicht-pathogener Bakterien. Diese bilden zusammen ein mikro-ökologisches System, welches durch sein Gleichgewicht in der Lage ist, Krankheitserreger zu bekämpfen.

Dieses Gleichgewicht gerät durch die Gabe von Antibiotika aus den Fugen und kann seinen Aufgaben dann nicht mehr gut nachkommen. Der Hundeorganismus ist offen für neue Erkrankungen, häufige Folge einer gestörten Darmflora ist der Ausbruch von Allergien.

Nicht nur die zunehmenden Resistenzen zeigen, dass Antibiotika viel zu häufig verordnet werden. Auch wenn die Gabe bei manchen Erkrankungen durchaus Sinn machen mag, sollten Antibiotika eigentlich ein Notfallmedikament sein, welches nur verabreicht wird, wenn es nachweislich um eine Bekämpfung von Bakterien geht. Andere (sanftere) Therapiemöglichkeiten sollten ausgeschlossen, bzw. erfolglos verlaufen sein und jede (!!) Gabe sollte von einer Darmsanierung gefolgt sein.

Cortison

Gerne werden Cortisone, welche zur Gruppe der Hormone gehören, bei Allergien zur Symptombekämpfung eingesetzt. Die künstlich zusätzlich verabreichten Cortisone übernehmen teilweise oder sogar ganz die Aufgaben der Körpercortisone und können so z.B. entzündungshemmend und juckreizstillend wirken. Sie haben jedoch keine therapeutische Wirkung, der Grund der Erkrankung bleibt bestehen.

Fatal kann die Cortisongabe dann werden, wenn sie über einen längeren Zeitraum erfolgt. Die Nebennierenrinde, welche das Körpercortison erzeugt, hört dann nämlich irgendwann auf zu arbeiten. Dies kann zu weiteren Erkrankungen führen, wie z.B. dem Cushing-Syndrom, bei welchem durch eine Störung der Hirnanhangdrüse oder eben der Nebenniere dauerhaft zu viel Kortisol produziert wird.

Allergische Reaktionen lassen sich auch mit sanfteren Mitteln erst einmal in Schach halten, während man dazu übergeht, die Ursachen zu suchen und möglichst zu eliminieren. Fenistil Saft oder Tropfen sind z.B. ein relativ sanftes Mittel, das auch beim Hund eingetzt werden kann, um Linderung zu verschaffen.

 Fazit

Die Summe macht am Ende unter Umständen die Schädlichkeit aus und daher gilt bei der medizinischen Versorgung auch von Hunden immer: weniger ist mehr. Jede Behandlung sollte im Hinblick auf ihre Nebenwirkungen und sowohl Kurzzeit- als auch Spätfolgen immer genau abgewogen und überlegt werden. Es macht durchaus Sinn, nicht blind zu vertrauen, sondern sich als Hundehalter selber zu informieren, was man dem Hund da so verabreicht. So übernimmt man wieder die Verantwortung und kann selber mit entscheiden, was für den Hund am Ende das Beste ist.


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