Gesund leben ist gleich langweilig leben?

Gesund leben erzeugt aktuell das kräftigste Medienecho. Da echot es um jede Ecke. Und jeder, der nicht gesund lebt oder keiner Diät anhängt, hat automatisch, sofort und ohne Anlauf ein grottenschlechtes Gewissen. Gesund leben, Bikinifigur, Fastenzeit und nochmal gesund leben. Eh echt, das will niemand mehr hören! Ich habe ja gerade meine „gesund leben Dauerveranstaltung“ hinter mir. Über 6 Wochen „Dauerbeschuss“. Lasst mich darüber ein wenig erzählen. Ach ja, ich habe zusätzlich auch noch einen aktuellen Anlass. Gestern habe ich bei meinem türkischen Lebensmittelhändler einen Bund Löwenzahn gekauft. Jepp, bei mir kommt jetzt Löwenzahn auf den Teller.

gesund_leben_Löwenzahn_web

Mann, Mann, Mann, der Trout dreht ja vollkommen ab. Das war keine Reha, sondern eine Gehirnwäsche. Gesund leben. Laaaaangweilig! *Gähn*

Gesund leben muss nicht langweilig sein

Glaubt mir, ich habe in den letzten 6 Wochen ALLE Argumente gegen Gesundes auf dem Teller gehört. Es wirkt seltsam unwirklich, wie viel Energie Menschen dafür aufbringen, um Gesundes zu diskreditieren und Ungesundes zu glorifizieren. Und bei all dieser Eiferei begegnete mir eine fremd erscheinende Erfahrung.

Da ich meine Zeit in Sachsen-Anhalt verbracht habe, einem Bundesland, in dem in Kürze gewählt wird und erschreckend viele rechtslastige Kommentare, Statements und Wahl-/Hetzparolen an mein Ohr drangen, war ich verwundert, dass die heftigsten Gegner von „gesund leben“ argumentativ und meinungsäußernd AfD und NPD nah standen. Sollte da ein Zusammenhang bestehen? Das will und kann ich nicht glauben.

Egal, in der Reha-Klinik verbringt niemand aus purem Spaß seine Zeit, sondern hat Gründe. Schlaganfall zum Beispiel (ein Hauptgrund). Und da nimmt es sich verwunderlich aus, wenn gerade jene Leute, die Cholesterin, Salz und Zucker meiden sollen, einen Haufen Energie aufbringen, gegen die Reduzierung von Fette, Salz und Zucker zu schimpfen. „Gesundkram“, ein Wort ähnlich herausgeschmettert wie „Lügenpresse“, „langweilig ohne Geschmack“, eine pseudointellektuelle Dreingabe. Weitere Stilblüten erspare ich meinen Lesern, da es schlimmer wird, je weiter es an Argumenten mangelt. „Da fehlt mir die Lebensqualität!“ Alles klar.

Gehen die Gedanke in Richtung gesund leben mit Eigenverantwortung, wird das Phrasenschwein geschlachtet und die platteste Plattheit an die Wand genagelt. Welche Lebensqualität wohnt denn in einem Stück Eisbein, einer Schweinshaxe, faustdicker Sahnehaube oder 4 Löffel Zucker im Kaffee? Und wie weit ist der Fett und Zuckerschwall spannend im gegenteiligen Sinn von langweilig?

Gesund ernähren in kleinen Schritten

Gesund leben bedeutet auch gesund ernähren. Klar, es gehören auch noch Bewegung, angepasster Sport und ein paar andere Sachen hinzu. Aber mit der Ernährung kann ganz viel anfangen. Das war mir auch schon vor der Reha bekannt. Da habe ich auch mal gerne (und oft, ich gebe es zu) über die Fett- und Salz-Stränge geschlagen. In der Reha wurde mir dann bewusst, wo meine Fehler lagen und dass ich keine Komplettwende vollführen muss. Schon kleine Schritte bringen große Erfolge. Einige Einheiten in der Lehrküche haben mich dann zur Besinnung gebracht.

Obwohl ich nur langsam und mit Bedacht Fett und Salz reduziert habe, zeigte am Ende der Reha meine Waage 8 Kilo weniger. Ich bin jetzt wieder eine Woche Zuhause und der eingeschlagene Weg setzt sich fort. Mittlerweile hab ich ein weiteres Kilo verloren. Insgesamt möchte ich 11 Kilo vom „Eingangsgewicht“ verlieren, also noch 2 Kilo fehlen noch. Und der Witz ist, ich mache noch immer kleine Schritte und das funktioniert ohne hungern, fasten und quälen. Zudem schmeckt das Ganze und Langeweile ist auch noch nicht aufgekommen.

Gesund leben – im Kleinen anfangen

Ich habe vor sechs Wochen gezielt begonnen, am Abend bevorzugt Salat zu essen. Salat in jeder Form. Und am Morgen habe ich meine üblichen Frühstücksschlachten durch selbstgemischte Müslis ersetzt. Auf das Müslithema möchte ich später eingehen, weil mir da ein besonderer Gag eingefallen ist … so wegen „Aktion gegen Langeweile“ und so. Und der erste Kick kam sowieso durch die Salate. Aber nicht Fleischsalat, Eiersalat und Co. stehen auf dem Plan, sondern grün in der Hauptsache. Klingt langweilig, ist es aber nicht. Mich hat die Vielfalt des Grünen fast umgehauen. Wie gesagt, aktuell habe ich Lowenzahn entdeckt. Mit dem richtigen Dressing (siehe unten) und ein paar Körnern (auch siehe unten) ist ein Salat mit Löwenzahn eine Delikatesse.

Behutsam gefrühstückt, zwischendurch Obst, Abends Salat. Mittags kann man ganz normal essen, solange man sich da nicht mit Fastfood, Fertiggerichten oder ölgetränkten Speisen den Bauch vollschlägt. Und trinken! Mindestens 1,5 Liter am Tag. Regelmäßig über den Tag verteilt. Ach ja, auf Zucker sollte man nach Möglichkeit verzichten. Auch wenn Zucker in Maßen gut und lebenswichtig ist, bekommt man diesen ausreichend durch die tägliche Obst-Ration. Angesichts der unheiligen Verbindung von Getränken und Zucker, lohnt sich in dieser Ecke genau hinzuschauen.

Gesund leben geht nicht ohne Trinken

Kaum einem Aspekt des gesund leben wird weniger Aufmerksam geschenkt, als dem täglichen Trinken. Zwar weiß jeder, man muss ausreichend Trinken und dementsprechend sind immer mehr Menschen zu sehen, die zu jeder Tages- (und Nacht-) Zeit an jedem Ort an einer Flasche nuckeln. Immer und ständig kleine Schlucke einer irgendwie gearteten Flüssigkeit. Bingo, Flüssigkeit geht in den Körper. Aber welche? In den meisten Fällen sind es „Aktiv-“ und „Vital-“ oder sonstige Getränke. Ganz oft randvoll mit Zucker oder Zuckerersatzstoffen. Dann beinhalten sie häufig noch künstlich hergestelltes Koffein, oft deutlich mehr, als in einer Tasse Kaffee oder Tee enthalten ist. Das soll gesund sein? Da muss man wirklich nicht lange drüber nachdenken.
Trinken ist wichtig, aber das richtige! Ich stehe total auf Tee, aber das brauche ich jetzt nicht extra betonen 😉

Mein Rezept-Vorschlag für einen gesund-leben-Salat mit Löwenzahn

Man nehme (so fängt das doch immer an, oder nicht?) für 2 bis 3 Personen:

1 Salat (um es sich einfach zu machen, kann man auch einen Beutel fertig gezupften Salat nehmen)
4 Lauchzwiebeln (in feine Scheiben schneiden)
300 g bis 400 g Löwenzahn (grob zerkleinern)
einige Stängel frisches Dill (fein zerkleinern)
einige Stängel frische glatte Petersilie (fein zerkleinern)
5 Teelöffel (je nach Geschmack auch Esslöffel) Mais aus der Dose
5 Teelöffel (je nach Geschmack auch Esslöffel) Kidney-Bohnen aus der Dose
4 bis 6 Scheiben Jalapenos aus dem Glas (fein zerkleinern)
2 Teelöffel ungeschälten Sesam
2 Teelöffel naturbelassene, geschälte Sonnenblumenkerne
1 Teelöffel Leinsamen

Ordentlich in einer großen Schüssel vermengen, aber noch kein Dressing drüber gießen. Das ist wichtig, um das Ganze möglichst frisch zu halten und jedem „Kräutchen“ seinen Eigengeschmack zu belassen.

Als Dressing wir vorbereitet:

1 Esslöffel Stachelbeer-Marmelade (alternativ Orangen-Marmelade Old British Style)
1 Esslöffel körniger Senf
1 Esslöffel Rapsöl
5 Esslöffel Naturjogurt 1,5%

Alles kräftig zu einer feinen Soße verrühren.
Da ein Dressing dünnflüssig sein sollte, kommt jetzt der Trick des Monats: Wir machen es geschmeidig und dünnflüssig, durch warmes Wasser (ca. 50°C bis 70°C aus dem Wasserkocher). Die warme Flüssigkeit sorgt gleichzeitig dafür, dass sich der Geschmack des Dressings intensiviert. Wer es ganz fein und geschmacklich außergewöhnlich machen möchte, kann auch einen Schluck Grünen Tee nehmen. Dazu schreib ich in Kürze mehr.

Auf einem Teller servieren und pro Person 3 bis 4 Esslöffel Dressing über den Salat (besser weniger, als zu viel, da sonst der Geschmack des Salats überdeckt wird) geben.

gesund_leben_Salat_Löwenzah_Dressing_web

Wer nach dem Genuss dieses Salats noch behauptet, dass gesund leben und ernähren langweilig ist, hat seine Geschmacksnerven schon vor langer Zeit zwischen Fertiggerichten und Leberwurst-Orgien als Heldenopfer an der heimischen Kneipen-Front verloren.
Urplötzlich springen mich bei diesem bildlichen Vergleich wieder Gedanken zur völkischen Rechtslastigkeit an … weg, nein, nicht … pfui, pfui, pfui … böse Gedanken, schlimme Bilder …

Trout als Koch. Ganz neue Perspektiven. Aber irgendwie ist er der Alte geblieben 😉


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