Gelesen – Thomas Weiss: Flüchtige Bekannte

Cover_Fluechtige BekannteÜber Nacht verlässt Maren das Haus – lässt Mann und Tochter ohne ein Wort in Berlin zurück. Der Journalist Joachim nimmt Kontakt mit Marens Mann auf, um eine Story über ihn zu schreiben und darüber mögliche Hinweise über Marens Aufenthaltsort zu bekommen, denn ihr Mann vermutet ein Verbrechen hinter dem Verschwinden.

Aus dem bloßen Interesse an einer guten Story entwickelt Joachim ein persönliches Interesse an Maren und ihren Beweggründen. Er folgt heimlich einem Hinweis und findet sie als Tennislehrerin in einem Club-Hotel in Tunesien wieder.

Was wie eine detektivische Spurensuche beginnt, entwickelt sich im weiteren Verlauf vollkommen unerwartet. Joachim lässt sich treiben, nimmt Tennisstunden bei Maren und schiebt es immer wieder auf, sie zur Rede zu stellen. Die Entwicklung der Handlung ist durchaus nachvollziehbar, doch verliert zunehmend an Fokus.

Viele Themen werden nur gestreift, es geht um Konflikte im Ehe- und Familienleben, prekäre Angestelltenverhältnisse von Journalisten, den Ausbruch aus dem Alltag, dem Unterwegs- und auf-Reisen-sein. Die Sicht der beiden Flüchtigen Joachim und Maren, deren Sehnsucht und Freiheit, dominiert – die Seite der Hinterbliebenen, der Schmerz und die Fragen ohne Antworten, wird nur angedeutet. Dadurch bleibt der Roman auf einer leichtfüßigen Ebene, eine kontrastreiche Darstellung der Gegenperspektive hätte ihm mehr Tiefe verliehen.

Flüchtige Bekannte ist Thomas Weiss’ vierter Roman und er versteht es, insbesondere im Hotel, eine wunderbare Urlaubsatmosphäre zu erzeugen. Er erzählt auf eine flüssige und schlichte, teils zum Telegrammstil neigende, Art, die sich gut in das Setting der Reisenden einfügt. Bei den Dialogen sind es vor allem die Konflikte, die sehr gut zugespitzt sind. Daneben ist die Zeichnung seiner Figuren leider nur bei Joachim am klarsten: Er zitiert gelegentlich die Plots aus seinen Lieblingsfilmen – das ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch plausibel, zumal er Filmkritiker von Beruf ist. Etwas schwächer dagegen sind die Abschnitte mit Marens Erzählerstimme, die eher unauthentisch wirkt.

Fazit

Flüchtige Bekannte ist ein temporeicher und gleichzeitig unaufgeregter Roman von zwei Protagonisten auf der Flucht vor ihrem Leben – und doch sind sie immer auf der Durchreise und scheinen nie dort anzukommen, wohin sie eigentlich wollen. Und so löst sich das Ende des Romans auf wie ein locker gebundener Knoten und es bleibt nicht mehr zurück als ein flüchtiger Eindruck des Romans und der Figuren.

Wegen des Handlungsorts im Club-Hotel in Djerba und des Reisemotivs ist Weiss‘ Roman als Urlaubslektüre für den Sommer durchaus zu empfehlen.

3,5 Sterne



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