Gelesen – Katharina Hagena: Der Geschmack von Apfelkernen

Cover_Buch_Geschmack-von-apfelkernenNachdem Hagenas Debütroman 2008 zum Beststeller wurde, kam vor zwei Wochen die Verfilmung in die Kinos. Aus diesem Anlass folgt eine kombinierte Rezension aus Roman und Hörspiel zum Film.

Iris erbt das Haus ihrer Großmutter. Erst will sie nur einige Tage dort verbringen, um zu entscheiden, ob sie die Erbschaft annehmen will. Doch sobald sie das Haus betritt, spürt sie die Last der Erinnerungen und die Geheimnisse ihrer Familiengeschichte. Sie erinnert sich an längst Vergessenes, erzählt dem Leser von Vergangenheit und Gegenwart und entwirrt dabei die Geschichte ihrer Familie: von ihrer Kusine, ihren Tanten und ihren Großeltern.

Und ich stellte fest, dass nicht nur das Vergessen eine Form des Erinnerns war, sondern auch das Erinnern eine Form des Vergessens. (S. 171)

Der Leser braucht Zeit, um sich an die vielen Namen und Konstellationen zu gewöhnen. Und wenn es ihm gelungen ist, kann er sich treiben lassen, durch viele kleine Geschichten und Erinnerungen, die mal komisch, mal traurig sein. Entlang des Apfelbaums im Garten der Großmutter entwickelt Hagena ein starkes Motiv, das sie sprachlich schlicht und dennoch genau in Worte kleidet:

 Wir schälten Äpfel und kochten dreiundzwanzig Gläser Apfelmus. Das Mus schmeckten wir mit Zimt und etwas Muskat ab. Ich nahm drei Apfelkerne, schälte und zerhackte sie. Dann warf ich sie ins Mus. Der warme, süß-erdige Duft von gekochten Äpfeln füllte jeden Winkel des Hauses, und selbst die Betten und Vorhänge rochen danach. (S. 252)

Insgesamt wirkt der Roman glatt, es ist vorhersehbar und vielleicht etwas zu einfach, dass Iris an ihrer Familiengeschichte reift und die Chance erkennt, ihr eigenes Leben mit neuen Erinnerungen zu schmücken – doch das macht es gleichzeitig realistisch.

Das Hörspiel zum Film

Hoerspiel_Geschmack-von-ApfelkernenDas Hörspiel basiert auf der Verfilmung und verwendet das Original-Tonmaterial des Films. Als Medium ist es deshalb nicht direkt mit dem Roman vergleichbar, doch es wird ihm gerecht. Inhaltlich ist es natürlich sehr gerafft, doch dadurch werden die Familienverhältnisse klarer dargestellt. Man kann sowohl dem Inhalt und der angenehmen Stimme der Erzählerin (gesprochen von Iris-Schauspielerin Hannah Herzsprung) sehr gut folgen. Besonders lebendig wird das Hörspiel durch die Hintergrundmusik und –geräusche und die verteilten Rollen bei den Dialogen. Stilistisch ist es dem Roman eher fern, es wurden nur wenige Passagen eingearbeitet, sodass die Bildhaftigkeit der Sprache verloren geht und die Erzählerin wie eine Kommentatorin wirkt. Dennoch ist es ein kurzweiliger Hörgenuss von 130 Minuten, der die Stimmung des Romans sehr gut einfängt und wiedergibt.

Fazit

Der Geschmack von Apfelkernen ist ein Roman, der nach Sommer und Kindheit duftet und sich ebenso leichtfüßig lesen lässt. Er ist genau so, wie man sich das Schwelgen in Erinnerung auf dem Dachboden vorstellt: magisch, romantisch und manchmal grausam – und deshalb nicht wirklich überraschend. Doch das wiegen Atmosphäre, Details und Schauplätze auf, die noch nach dem Lesen in Erinnerung bleiben.

3,5 Sterne

Der Geschmack von Apfelkernen. Das Original-Hörspiel zum Film. 2 CDs mit einer Gesamtspielzeit von ca. 130 Minuten. 14,99 €. Erschienen im JUMBO Verlag.

Das Hörspiel ist ein Rezensionsexemplar von JUMBO Verlag und
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