Gehört der Islam zu Deutschland?

Als am 16. Januar 2014 Markus Lanz in seiner Talkshow Sahra Wagenknecht in Bezug auf den Euro fragte „raus oder rein?“, antwortete diese völlig zutreffend: „Rein können wir nicht. Wir sind drin.“
Verhält es sich mit der Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, nicht ähnlich? Man stelle sich nur mal vor, ein Außerirdischer landete auf dem Schlossplatz in Stuttgart und sähe dort Männer mit Misbaha (Gebetskette) in der Hand, Frauen mit Hidschab (Kopftuch) auf dem Kopf und den ein oder anderen Stand mit muslimischer Literatur auf der Königstraße. In Supermärkten fände er außerdem als „halaal“ gekennzeichnete Lebensmittel und jenseits des oberen Schlossgartens, in Bad Cannstatt oder auch in Feuerbach könnte er auf eine der 23 Stuttgarter Moscheen stoßen. Wie sollte er da auf die Idee kommen, der Islam gehöre nicht zu Deutschland?
Welcher selbst ernannte Patriot auch immer solches behauptet, begründet es meist damit, dass der Islam keinen Anteil an der deutschen Geschichte und Kultur hat, wobei die deutsche Geschichte dieser Definition zufolge schon kurz nach 1945 endet und der Begriff Kultur elementare Bereiche, wie etwa die Kulinarik, völlig ausspart. Und wir alle kennen doch Leute, für die Döner ein Grundnahrungsmittel ist.
Interessant ist auch, dass dieselben so genannten Patrioten, die dem Islam seine Andersartigkeit vorwerfen, nahezu gebetsmühlenartig das christlich-jüdische Erbe des Abendlandes beschwören.Allerdings zeugt ein Land, in dem Schächten und Knabenbeschneidung beinahe unmöglich geworden sind, nicht gerade von jüdischer Vitalität. Worin also genau das spezifisch Jüdische an diesem Erbe bestehen soll, wäre zunächst zu (er)klären.
Aber da der Zweck nun mal die Mittel heiligt und das Adjektiv „jüdisch“ sich so hervorragend als moralisches Label eignet, darf man ruhig mal ein vermeintlich abendländisches Zweckbündnis erfinden, wenn es darum geht, die eigene Identität über die Abgrenzung vom Islam zu definieren.Die Juden kann man dann hinterher immer noch darüber aufklären, dass Schächten sowie Knabenbeschneidung letztlich auch islamisch sind und deshalb unterlassen werden sollten. Darüber hinaus ist Ersteres unmenschlich und Letzteres sollte – so hört man von schulmeisterlichen Vorzeigechristen immer wieder – im paulinischen Sinne, d.h. metaphorisch verstanden werden. Wobei allerdings außer Acht gelassen wird, dass Paulus selbst eigentlich Scha'ul hieß und beschnittener Jude pharisäischer Tradition war, der auch seinen Schüler Timotheus hat beschneiden lassen (Apg 16,3).
Das viel besungene christlich-jüdische Erbe des Abendlandes entpuppt sich bei genauerem Hinsehen also schnell als Etikettenschwindel.Die einzigen, die ernsthaft im Begriff sind, hierzulande so etwas wie ein christlich-jüdisches Erbe zu begründen, sind die messianischen Juden. Und die sind größtenteils Russen.
Nun, die deutsche Nationalhymne wurde von einem Österreicher komponiert, der Bundesadler im Reichstag von einem Briten entworfen und die Deutsche Bank jahrelang von einem Schweizer geleitet. Dass auch die inländische Religion von Ausländern entwickelt wird, ist somit nur konsequent. Und sicher besser als wenn die Deutschen selbst diesen Job übernähmen. Denn wenn es eines gibt, das sich wie ein roter Faden von Martin Luther über Wilhelm II. bis hin zu Günter Grass durch die deutsche Geschichte zieht, dann die besondere Anfälligkeit für antisemitische Ressentiments. Und zumindest in diesem Punkt gibt es große Parallelen zwischen Deutschland und dem Islam. Integration funktioniert also offenbar doch irgendwie...

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