Geh bitte raus

„Raus!“ Das fordert unser Sohn seit knapp zwei Wochen von uns, wenn wir ihn abends zu Bett bringen. Wie üblich läuteten wir eines Abends das Abendritual mit ihm ein. Nachdem wir zu Abend gegessen haben, wickeln wir den kleinen Herrn und putzen die Zähne – also nicht wir, sondern er putzt natürlich alleine. Das kann dann locker mal zehn Minuten dauern und ist sicherlich auch nicht so effektiv wie das Eltern-Zähneputzen. Aber er schrubbt mit viel Elan und Freude und ohne Murren.

Duplotürme und Tierstapel

Anschließend schieben wir die Duplokiste in sein Zimmer und spielen. Duplotürme bauen wir nicht. Was momentan einzig und allein interessiert ist die Kuh. Und die versteckt sich immer. In seinem Body, unter Paps T-Shirt oder in Mamas Strumpf. Als wir letztens die Kuh nicht gefunden haben – und das war ausnahmsweise mal kein Spiel, sondern die Kuh war hinter die Matratze gerutscht – war die Aufregung groß. Der kleine Mann suchte ziemlich verzweifelt die Kuh und wurde immer aufgeregter je länger wir suchten. Aber nach gefühlten Stunden fanden wir sie endlich und schlagartig war die Welt wieder rosarot und glitzerte.

Manchmal reicht die Kuh nicht, dann kommt die Playmobil-Arche zum Einsatz und wir stapeln Tiere. Duplotürme sind langweilig, die halten von allein. Tierestapel sind da schon aufregender, denn die fallen andauernd um. Derjenige, der die meisten Tiere stapelt hat gewonnen. Die Taktik unseres Sohnes: Die Eltern-Tierstapel immer ganz schnell umwerfen. Dann ist ihm der Sieg sicher.

Märchenstunde

Doch irgendwann ist die Spielzeit vorbei und unser Sohn wird müde. Das ist der Fall, wenn sein Buch zum Einsatz kommt. Dann steht er auf, läuft zu seiner Bücherkiste und bringt uns das Buch, das wir vorlesen sollen. Wir legen ihn dann in sein Bettchen und lesen ihm vor. Er hört aufmerksam zu und seine Äuglein werden immer müder. Bis vor zwei Wochen haben wir unseren Sohn nach der Leserunde händchenhaltend in den Schlaf begleitet. Seit zwei Wochen sieht das anders aus. Kaum ist das Buch ausgelesen und zugeklappt, fordert unser Sohnemann sehr bestimmt, dass wir sein Zimmer verlassen und die Türe hinter uns schließen. „Raus!“

Rausschmiss

Beim ersten Mal berichtete der Vater, der ihn meistens zu Bett bringt, völlig verdattert von dem Rausschmiss. Als unser Sohn auch an den folgenden Tagen alleine einschlafen wollte, freuten wir uns. So unkompliziert und entspannt war das Abendritual noch nie gewesen. Aber so langsam stellt sich eine Art Wehmut ein. Manchmal, da wollen wir sein Händchen halten. Wollen ihm über sein Köpfchen streicheln. Wollen, dass er uns braucht, unsere Nähe und Fürsorge. Wir freuen uns, dass er so klar weiß, was er will und was nicht. Aber wir merken auch: Unser Baby ist ein kleines Kind geworden. Auch wenn uns jeder Entwicklungsschritt freut, so fällt es uns schwer, ihn loszulassen. Uns von bestehenden Ritualen zu entfernen und seinen Weg weiter mitzugehen.

Abnabelung

Ganz einschneidend war für uns der Kita-Ausflug letzte Woche. Denn eines bekommen wir in der Regel nicht mit: Wie unser Sohn mit seinen Kita-Kollegen spielt. Wie sie miteinander umgehen, wen er mag und wen nicht. Klar treffen wir uns mit Freunden, die auch kleine Kinder haben. Aber die anderen Kita-Kinder sind seine Vertrauten, er verbringt sehr viel Zeit mit ihnen und das war wunderschön zu beobachten. Wir freuten uns, dass er immer wieder zu uns kam, uns Dinge zeigen oder sich rückversichern wollte.

Aber wir merkten auch, dass er seinen Weg gefunden hat. Wir müssen ihn schon lange nicht mehr tragen, wenn er irgendwo hin möchte. Er erkundet die Welt und wagt neue Abenteuer – wenn er den Ziegenstall alleine betritt. Es gibt viele Situationen, in denen er uns braucht. Das sind meistens die Momente, in denen er unsicher ist, sich beobachtet oder unwohl fühlt, Hunger hat oder müde ist. Aber wenn wir uns daran erinnern, wie sehr er uns vor zwei Monaten noch brauchte, dann hat sich das Pensum stark reduziert. Das ist toll, aber irgendwie fällt es uns auch schwer. Und dabei wissen wir: Wir stehen noch ganz am Anfang.


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