Franco - der gnadenlose Generalissimus

Francisco Franco spaltet die Spanier bis heute. Man ist für oder gegen ihn. Ein Biograf wagt sich jetzt zwischen die Fronten.

Bundesarchiv, Bild 183-H25224 / Unbekannt / CC-BY-SA 3.0Bundesarchiv, Bild 183-H25224 / Unbekannt / CC-BY-SA 3.0

Die Ruinen des spanischen Baskensstädtchens Gernika lassen keinen Zweifel: Dem aufständischen General Francisco Franco ist jedes Kriegsmittel recht, um die Republik zu stürzen. Er lässt sich sogar von Hitler helfen. Hitler schickt die Bomber, die im spanischen Bürgerkrieg wehrlose und zivile Ziele wie Gernika in Schutt und Asche legen. Franco geht im spanischen Bürgerkrieg - dem Kampf des Faschismus gegen die Demokratie - über die Leichen seiner Landsleute. Wenige Jahre später hat Franco seine Mission erfüllt: Spanien liegt ihm zu Füßen (auf oder unter der Erde) und aus dem General ist der Generalissimus und sogar der Caudillo geworden - der Führer. 

Franco Biografie

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Franco, Jahrgang 1892, ist ein geborener Militär. Der Vater ist Marineoffizier und er selbst zieht in jungen Jahren mit der Fremdenlegion nach Afrika. Die Fronterlebnisse auf dem schwarzen Kontinent prägen ihn: Gewalt ist das Mittel seiner Wahl, und jeder Gegner ist ein Feind. Aber um Afrika geht es ihm nicht. Es geht ihm um Spanien, seine geliebte und glorifizierte Heimat. Franco leidet unter dem Bedeutungsverlust, den die einstige Weltmacht erlitten hat (zum Beispiel im Kampf mit England). Er fühlt sich berufen und als Militär gewissermaßen verpflichtet, sein Land zu altem Glanz zurück zu führen. Historische Größe erringt er dabei nur scheinbar: Vier Jahrzehnte herrscht er als Diktator über Spanien und gibt sich genauso so prunkvoll, absolut und unnahbar wie die großen Könige der ruhmreichen spanischen Vergangenheit. Dafür hassen ihn die einen, dafür verehren ihn die anderen. Franco selbst schafft was längst nicht allem Tyrannen vergönnt ist: Er wird nicht umgebracht und muss keinen Selbstmord begehen. Sein natürliches Ende 1975 macht es möglich, dass er seinen Bürgerkrieg bis heute führen kann - nunmehr als Mythos und unter anderem zwischen den Buchdeckeln vieler Biografien.

Biografie Besprechung

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Als Mythos ist Franco in kollektiver Erinnerung, bei der Wirklichkeit und Vorstellung ineinander fließen. Daran hat Franco selbst kräftig mitgewirkt und dabei wirkmächtige Legenden gestrickt: Zum Beispiel habe er nur zu den Waffen gegriffen, um Spanien vor dem Kommunismus zu schützen. Und Hitler habe er heldenhaft getrotzt, um Spanien nicht in den Zweiten Weltkrieg zu verwickeln. Carlos Collado Seidel lässt sich davon nicht beeindrucken - und auch nicht von den vielen Vertreufelungen Francos. Im Krieg der Deutungen ist er so etwas wie der Kriegsberichterstatter. Er lässt die Stimmen von Francos Freunden und seinen Feinden zu Wort kommen und ordnet sie in den geschichtswissenschaftlichen Forschungsstand ein. Demnach war Spanien weder kurz davor, vom Kommunismus überrollt zu werden, noch hat Franco Hitler aus freien Stücken widerstanden: Spanien war, so der Tenor, einfach nicht in der Lage, Krieg zu führen. Solche unaufgeregten Analysen haben selten das Zeug zum Personality-Thriller, aber sehr wohl  zu einer Gesamtschau auf Leben und Wirken Francos. Und obwohl dieses Buch ganz sicher eher für Wissenschaftsregale geschrieben ist, reiht es sich auch prima zwischen populäre Biografien ein: Seidel hat ein nüchternes, aber keineswegs trockenes Franco-Portrait geschrieben, in dem Lebens- und Zeitgeschichte verwoben sind.  

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