Formel 1: Ex-F1-Arzt Hartstein über Schumachers Zustand

FORMULA 1 / JAPANESE GRAND PRIX 2012

08F1GP Valencia1133 300x199 Formel 1: Ex F1 Arzt Hartstein über Schumachers ZustandSeit Michael Schumachers schwerem Skiunfall Ende Dezember versucht der ehemalige Formel 1-Arzt Gary Hartstein die herausgegebenen Informationen zu verwerten und somit den Fans des siebenmaligen Weltmeisters über Twitter und seinen Blog einen Einblick über die Situation Schumachers zu geben.

In seinen aktuellen Blogeinträgen äußert sich Hartstein zu den Themen ‘Gewichtsverlust’ und einen möglichen Transfer, gibt aber schlussendlich auch noch eine eigene Anmerkung zu Schumacher ab.

Gerüchte über möglichen Gewichtsverlust

Zuletzt tauchten Gerüchte auf, dass Schumacher während seiner nun fast drei Monaten im Koma etwa 20 Kilogramm an Gewicht verloren haben soll. “Das ist völlig möglich, eigentlich sogar wahrscheinlich”, führt der 58-Jährige an und erläutert: “Ein paar Faktoren erklären das: Zunächst einmal die ursprüngliche Verletzung, Operationen und die wenigen, grauenhaften Wochen in denen Michaels Leben von Minute zu Minute auf dem Spiel stand. Diese Art von Situation unterwirft den Körper in ein gewaltiges Stressniveau. Allerdings kein psychologischer Stress, sondern physikalischer Stress, begleitet von Freisetzung massiver Mengen von Stresshormonen.”

Das bedeutet, dass Schumachers Muskeln bereits zum Beginn der Aufwachphase erheblich erschöpft gewesen wären. Da ein Patient im Koma sehr wenig, wenn überhaupt, Bewegung hat, verlieren die Muskeln ihren Reiz, obwohl Komapatienten intensive, physikalische Behandlung bekommen um Versteifung zu vermeiden und Muskelmasse zu erhalten oder wieder aufzubauen.

Andererseits benötigt eine Person im Koma nicht zwingend seine Muskeln – mit Ausnahme des Zwerchfells. “Leider, und angenommen, dass Michael über ein Beatmungsgerät weiterhin künstlich beatmet wird, gibt es wahrscheinlich irgendeinen Grad von Zwerchfellabbau unter diesen Umständen.”

“Jetzt müssen wir uns erinnern wo Michael herkommt – einer der fittesten, durchtrainiertesten, konditionsvollsten 45-jährigen Männer auf diesem Planeten.” Sein Zwerchfell wieder zu trainieren sollte, falls er nicht mehr von einem Beatmungsgerät abhängig sein würde, kein Problem darstellen. “Was den den Rest seiner Muskelmasse angeht, sollte er erwachen, wird der gleiche extreme Appetit sich zu pushen dazuführen, dass er ohne Zweifel wieder zum größten Teil seinen früheren erstklassigen Zustand erlangt.”

Transfer in eine beheimatete Klinik?

Über den nun schon langen Zeitraum in der Klinik von Grenoble stellt sich irgendwo auch die Frage, warum der 91-malige Grand Prix-Sieger noch nicht in ein Krankenhaus nahe seines Wohnorts gebracht wurde. Laut Hartstein müsste man dazu mehrere Faktoren berücksichtigen: “Zunächst einmal aus medizinischer Sicht, wenn man einmal aus der Phase mit dem dramatischen und lebensbedrohlichen, erhöhten intrakraniellen Druck raus ist –  und ausgenommen anderer signifikanter Probleme, die physiologische Instabilität verursachen – kann der Patient beliebig weit verlegt werden.”

Dieser Transfer müsse aber sorgfältig vorbereitet werden, aber selbst stundenlange Flüge seien mit beatmeten Patienten wie Michael möglich. Daher fragt sich Hartstein: “Also warum ist er noch immer in Grenoble? Ich stütze mich der Ansicht, dass Michael sich noch immer auf der Intensivstation befindet und weiterhin ventiliert wird. Zunächst mal zeigt es klar, dass sein Umfeld von der Qualität der Betreuung, die Michael erhält, völlig überzeugt ist.”

Der 58-Jährige Arzt merkt zudem an, dass die Betten auf der Intensivstation begrenzt sind. Die “chronisch kritisch Kranken”, die über ein Gerät am Leben gehalten werden seien für das Personal dort immer ein großes Rätsel. Je länger es dauere, desto unwahrscheinlicher sei es, dass sich sich am ‘status quo’ etwas ändern könnte. Es könne demnach passieren, dass Patienten mit höher Wahrscheinlichkeit auf Verbesserung den Vorzug für den Platz auf den Intensivstation erhalten. Das sei dann der Zeitpunkt eines möglichen Transfers, wie z. B. in eine Privatklinik oder ein Intensivstation-ähnliche Umgebung, die beim Patienten zu Hause aufgebaut werden könnte.

Er führt fort: “Zuletzt, wie ich hier und da schon heimlich erwähnte, glaube ich, dass ernste Fehler in der Beurteilung während Michaels anfänglicher Behandlung gemacht wurden (ich habe das von normalerweise einwandfreien Quellen, die Zugriff auf diese Informationen haben). Wegen dieser Fehler könnte (und fast sicher wird) sich das Ergebnis in Michaels Fall verschlechtert haben. Es ist möglich, dass die Mitarbeiter in Grenoble sich moralisch verpflichtet fühlen, KEINEN Druck auf die Familie wegen eines Transfers auszuüben, trotz der schrecklich, düsteren Prognosen… wegen dem klaren (aber nicht bezifferbaren) Beitrag medizinischer Fehleinschätzungen zu dieser Prognose.”

Diese Fehler beziehen sich, wie Hartstein später nochmal verdeutlicht, nicht auf die Behandlung in Grenoble, sondern um das, was zuvor geschah. Er wolle auch keinen der Ersthelfer und Ärzte kritisieren, die mit dem ehemaligen Formel 1-Piloten zu tun hatten bevor er nach Grenoble kam, sondern betont, dass die präklinische Behandlung selbst unter besten Bedingungen schwierig sei.

Persönliche Anmerkung von Gary Hartstein

Ich wusste immer, dass Michael verehrt wurde. Ich verbrachte Jahre an Rennstrecken, die von Ferrari-Kappen, Flaggen und Shirts überflutet waren – und all das für Michael. Ich bin noch immer von der Tiefe und Beständigkeit der Liebe seiner Fans für ihn erstaunt. Und obwohl ich mich ein wenig mehr als nur ein bisschen darüber sorge was passieren wird, wenn wirklich schlechte Nachrichten verkündet werden, habe ich realisiert, dass vielleicht der Mangel an Statusupdates uns allen die Chance gegeben hat uns ein wenig voranzubewegen, zu verarbeiten was passiert und anfangen … uns loszulösen.

Und ich denke das ist wahrscheinlich einer der unerwarteten “Vorteile”, der Medienstrategie, die von Michaels Familie gewählt wurde. Irgendwie bekomme ich das Gefühl, dass die Leute ok sein werden, egal was passieren wird, weil sie jetzt die Zeit hatten dies alles zu verarbeiten. Ich bedauere es nur bis hierhin zu gekommen zu sein, ihr hattet die ganze harte Arbeit das Gefühl zu verwerfen. Das wird auch weggehen. Hoffe ich.

Zur Person:

Gary Hartstein (* 17.5.1955 in Staten Island, USA) war in Spa-Francorchamps zunächst als lokaler Arzt an der Rennstrecke tätig, bevor er 1990 in der Formel 1 dem Medical Car von Prof. Sid Watkins zugewiesen und 2005 zu dessen Nachfolger ernannt wurde. Die FIA hatte jedoch entschieden, seinen Vertrag über die Saison 2012 hinaus nicht zu verlängern. Der 58-Jährige wohnt in Lüttich (Belgien).


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