Forchheimer Kellerwald: Gehen die Franken zum Trinken in den Keller?

Bier und Bayern, das gehört für viele einfach zusammen. Dabei gibt es innerhalb des Freistaats kleine, aber feine Unterschiede: Die Oberbayern trinken eine Maß, die Franken ein “Seidla”. Oberbayern hat Biergärten, Franken hat Bierkeller. Doch wer jetzt denkt, die Franken hocken zum Trinken in dunklen Felsenhöhlen, der hat weit gefehlt. Dort unten wird nur das Bier auf Temperatur gehalten – der süffige Genuss findet AUF dem Keller statt.

“Auf” die Keller geht man schon allein deshalb, weil die fränkischen Bierkeller zumeist in Hanglagen zu finden sind, die es zu erklimmen gilt. Dort nämlich wurden die unterirdischen Lagerräume in die Felsen hineingegraben, um den Gerstensaft ganzjährig bei kühlen acht bis zehn Grad zu halten. In Erlangen zum Beispiel geht man zu den Bierkellern “auf’n Berch”.

Und dann ist es aber auch tatsächlich so, dass man ganz wortwörtlich AUF dem Keller hockt. Direkt über den Felsgängen nämlich schenken Wirtschaften das Bier dann aus – damit es auf dem Weg vom Lagerraum zum Mund des Trinkenden auch ja kein Grad wärmer wird!

Oben wird in geselliger Runde getrunken.... (Foto: FrankenTourismius)

Oben wird in geselliger Runde getrunken…. (Foto: FrankenTourismius)

... und unten lagert das kühle Bier.

… und unten lagert das kühle Bier.

Zwei Dutzend Wirtschaften schenken im Forchheimer Kellerwald aus

Bekannt für ihre Kellerberge sind vor allem Erlangen und Forchheim. Ganze 24 Wirtschaften schenken im Forchheimer Kellerwald ihre regionalen Biersorten aus – und davon gibt es eine ganze Menge, wie ich während meiner Bier-Reise in die Fränkische Schweiz erfahren durfte. Nirgendwo auf der Welt ist die Brauereidichte größer als hier, ganze 70 Betriebe tummeln sich in dem kleinen Eckchen zwischen Forchheim, Bayreuth und Bamberg.

Geführte Tour in die unterirdischen Bierkeller

Bevor man sich aber ein kühles Seidla und ein paar Bratwürste einverleibt, lohnt sich eine geführte Tour durch den rund 500 Jahre alten Kellerwald. Als Expertin begleitet Ulrike Baier die Besucher durch den Untergrund. Sie ist Genussbotschafterin der Region Oberfranken und dienstälteste Gästeführerin der Stadt Forchheim.

“Tourismus? Was soll ‘mer na mit fremde Leut’ in der Stadt?”, haben die Oberfranken noch gesagt, als sie angefangen hat. Und jetzt sind ihre Touren bei den Besuchern sehr gefragt.

Ein unterirdisches Netz aus fast drei Kilometern bilden die Bierkeller im Forchheimer Kellerwald. Mal sind die Felsgänge eng, staubig und voller Spinnweben, mal so breit und geräumig, dass man mit einem kleinen Fahrzeug hineinfahren könnte. Einige stehen voll mit allerlei Krempel und im Hintergrund läuft das Radio, während der Wirt die Gläser spült – andere sind zweckmäßig eingerichtet und penibel aufgeräumt.

Forchheim_Keller

Forchheim_Keller_innen

Bierkeller_Thermometer

Das Annafest: Einst Wallfahrt, jetzt Volksfest

Einmal im Jahr feiern die Forchheimer das sogenannten Annafest, das eigentlich seinen Ursprung in einer Wallfahrt hat. Auf dem Rückweg vom Annakirchlein in Unterweilersbach nämlich machten viele Wallfahrer Rast auf einem der Bierkeller.

Aber die Franken machen ungern einen Umweg, wenn es um ihr Seidla geht – und so wird mittlerweile der religiöse Aspekt übersprungen und die Besucher pilgern jedes Jahr im Juli gleich auf direktem Wege in den Kellerwald. “Da stapeln sich dann in den Kellern die Fässer bis unter die Decke”, erklärt Ulrike Baier.

Bier, Bratwürste, Schäuferla – günstiger Genuss auf Fränkisch

“Aber es ist nicht so, dass wir hier in Forchheim alle schon ab Mittags sturzbetrunken sind”, stellt Ulrike Baier klar. Diesen oberflächlichen Eindruck würden nämlich viele Besucher mit nach Hause nehmen. Ihr geht es geht vielmehr um den Genuss und die Tradition.

Zahlreiche verschiedene Biersorten aus verschiedenen Brauereien kann man in den Kellerwirtschaften kosten: Helles und dunkles Bier, helles und dunkles Weizen, trübes Kellerbier, süffiges Festbier, starkes Bockbier und so weiter. Dazu gibt es dann typisch fränkische Spezialitäten wie Schäuferla (Schweineschulter) mit Kloß oder Bratwürste mit Sauerkraut. Und das alles gibt es zu den typisch günstigen, fränkischen Preisen: Ein Seidla (also ein halber Liter) kostet kaum mehr als 2,50 Euro, ein Hauptgericht selten mehr als 10 Euro.

Forchheim_Kellerwald

Typisch fränkisch: Bratwürste mit Sauerkraut

Typisch fränkisch: Bratwürste mit Sauerkraut

Ein (für viele lebens-) wichtiger Tipp zum Schluss: In den Kellerwirtschaften wird das Bier im Steinkrug ausgeschenkt. Die Bedienung sieht also nicht, wenn sich der Inhalt dem Ende neigt. Wenn der Krug leer ist, muss man ihn daher auf die Seite legen – das ist das Signal für Nachschub! Ansonsten wartet man lange mit trockener Kehle auf die nächste Runde… 😉

Krug auf der Seite heißt: Nachschub erforderlich!

Krug auf der Seite heißt: Nachschub erforderlich!

Weitere Informationen:


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